# taz.de -- Vollstreckung von Todesstrafen: Staaten bringen mehr Menschen um
       
       > Amnesty International meldet einen deutlichen Anstieg vollstreckter
       > Todesstrafen. Vor allem im Irak und Iran wurden mehr Menschen
       > hingerichtet.
       
 (IMG) Bild: In 22 Ländern wurden 2013 Menschen vom Staat exekutiert.
       
       BERLIN taz | Im vergangenen Jahr sind außerhalb von China weltweit
       insgesamt mindestens 778 Menschen in 22 Ländern hingerichtet worden. Das
       berichtet die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) in
       ihrem neuen Jahresbericht zur Todesstrafe, der an diesem Donnerstag
       veröffentlicht wird. Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber dem
       Vorjahr, als 682 Menschen in 21 Ländern von Staats wegen getötet wurden.
       
       Zahlen zu China veröffentlicht die Organisation schon seit 2009 nicht mehr,
       weil sie von den chinesischen Behörden geheim gehalten werden. AI geht aber
       weiterhin davon aus, dass die Zahl der in China hingerichteten Menschen die
       aller übrigen Länder zusammengenommen weit übersteigt. Die Organisation
       berichtet dennoch von – wenn auch schwachen – positiven Signalen aus China.
       So seien die rechtlichen Möglichkeiten von Angeklagten verbessert worden,
       und der oberste Gerichtshof habe ein Ende der Organtransplantion von
       Hingerichteten erklärt.
       
       80 Prozent der Hinrichtungen außerhalb Chinas entfallen auf nur drei
       Länder: Iran (369), Irak (169) und Saudi-Arabien (79). In allen drei
       Ländern könnte die Dunkelziffer, betont Amnesty, noch höher sein. Im Irak,
       wo 2013 30 Prozent mehr Menschen hingerichtet wurden als im Vorjahr, seien
       die meisten Hinrichtungen auf „vage“ Terrorismusvorwürfe zurückzuführen.
       
       Im Iran seien nach offiziellen Zahlen trotz aller Reformrhetorik des neuen
       Präsidenten Hassan Rohani 18 Prozent mehr Menschen exekutiert worden als
       2012. Es gebe glaubwürdige Berichte, dass die Zahl der tatsächlich
       hingerichteten fast doppelt so hoch sein könnte wie die offiziellen
       Angaben.
       
       ## Zahl der Todesurteile weltweit gestiegen
       
       Während Amnesty seit Jahren als positiven Trend berichtet, dass die
       Todesstrafe weltweit auf dem Rückzug sei, musste die Organisation
       feststellen, dass 2013 einige Länder Hinrichtungen wieder aufgenommen
       hatten, die im Vorjahr keine Todesstrafe vollstreckt hatten: Indonesien,
       Kuwait, Nigeria und Vietnam.
       
       In den USA, die 2013 mit 39 Hinrichtungen weltweit auf Platz fünf stehen,
       waren erneut das einzige Land auf dem amerikanischen Kontinent, wo
       überhaupt Menschen hingerichtet wurden. Allerdings, vermerkt AI positiv,
       sei mit Maryland ein 18. Bundesstaat ohne Todesstrafe hinzugekommen. In
       Europa und Zentralasien wurde 2013 niemand hingerichtet.
       
       Allerdings ist die Zahl der weltweit neu zum Tode verurteilten Personen
       gestiegen: Gegen mindestens 1.925 Menschen (2012: 1.722) in 57 Ländern
       (2012: 58) wurde die Todesstrafe verhängt. Angesichts der Anfang der Woche
       allein [1][in Ägypten verhängten 529 Todesurteile] (2013: 109) dürften
       diese Zahlen im nächsten Jahresbericht deutlich höher ausfallen.
       
       27 Mar 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Massenprozess-in-Aegypten/!135438/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Pickert
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Todesstrafe
 (DIR) Amnesty International
 (DIR) Hinrichtung
 (DIR) Schwerpunkt Iran
 (DIR) China
 (DIR) USA
 (DIR) Schwerpunkt Rassismus
 (DIR) Ägypten
 (DIR) Hinrichtung
 (DIR) Nigeria
 (DIR) Vietnam
 (DIR) Ägypten
 (DIR) China
 (DIR) Japan
 (DIR) Todesstrafe
 (DIR) Indien
 (DIR) Todesurteil
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Hinrichtungen im Iran: 700 Menschen mit dem Tod bestraft
       
       Ein „beispielloser Anstieg“: Laut Amnesty International hat der Iran allein
       in der ersten Jahreshälfte knapp 700 Todesurteile vollstreckt.
       
 (DIR) Todesstrafe in China: 2.400 Menschen hingerichtet
       
       China ist nach wie vor weltweit führend bei Hinrichtungen.
       Menschenrechtsgruppe befürchtet, dass die Zahl der Hinrichtungen wieder
       ansteigen wird.
       
 (DIR) Zum Tode Verurteilter in den USA: Hinrichtung mit Videoaufzeichnung
       
       Wenn die Giftspritze gesetzt wird soll eine Kamera laufen: So fordert es
       der Mörder Russell Bucklew. Damit alles dokumentiert wird – auch mögliche
       Fehler.
       
 (DIR) Nach qualvoller Hinrichtung in Oklahoma: Obama übt Kritik an Todesstrafe
       
       Der Fall des exekutierten Haftlings Clayton Lockett hat die Debatte um die
       Todesstrafe in den USA neu entfacht. Der US-Präsident persönlich hat sich
       zu Wort gemeldet.
       
 (DIR) Massenprozess in Ägypten: Erneut hunderte Todesurteile
       
       Etwa 700 mutmaßliche Islamisten sind in Ägypten zum Tod verurteilt worden.
       Andere Todesurteile vom März wurden zum Teil in lange Haftstrafen
       umgewandelt.
       
 (DIR) Oklahoma setzt Exekutionen aus: Zertifikate für Giftspritze fehlen
       
       Zum Tode Verurteilte müssen über die Herkunft der Giftmittel informiert
       werden, urteilte ein Gericht in Oklahoma. Es untersagte die nächsten
       Hinrichtungen.
       
 (DIR) Bombenexplosion in Nigeria: Dutzende Tote bei Anschlag
       
       An einem Bunsbahnhof in der Nähe der Hauptstadt Abuja explodiert eine Bombe
       zur Hauptverkehrszeit. Verdächtigt wird die Islamisten-Gruppe Boko Haram.
       
 (DIR) Dissidenten in Vietnam: Freilassungen für den Freihandel
       
       Wegen „Propaganda gegen den Staat“ waren sie zu mehrjährigen Haftstrafen
       verurteilt worden. Jetzt wurden zwei Dissidenten überraschend freigelassen.
       
 (DIR) Proteste in Ägypten: Fotoreporterin erschossen
       
       Bei Protesten gegen die Präsidentschaftskandidatur von Armeechef al-Sisi
       sind in Kairo mehrere Menschen getötet worden. Auch in anderen Städten
       wurde demonstriert.
       
 (DIR) Debatte Deutschlands China-Politik: Ewig grüßt die Doppelmoral
       
       Solange die Deutschen weiter Panzer nach Saudi-Arabien liefern, wird
       Merkels Kritik an Chinas Menschenrechtspolitik ins Leere laufen.
       
 (DIR) Nach 40 Jahren aus Todeszelle entlassen: Japanischer Häftling kommt frei
       
       1968 wurde Iwao Hakamada zum Tode verurteilt. Seitdem war er inhaftiert.
       Nun wird das Verfahren gegen den heute 78-Jährigen neu aufgerollt. Er wurde
       freigelassen.
       
 (DIR) Todesstrafe in Oklahoma: Hinrichtungen verschoben
       
       Der US-Bundesstaat Oklahoma verschiebt zwei Exekutionen. Den Justizbehörden
       gehen die Betäubungsmittel Pentobarbital und Vecuroniumbromid aus.
       
 (DIR) Todesurteile für Vergewaltiger in Indien: Grausam genug für die Todesstrafe
       
       2012 wurde in Indien eine Frau vergewaltigt und ermordet. Die Verurteilten
       legten Berufung ein. Ein Gericht hält die Todesstrafe jedoch für
       gerechtfertigt.
       
 (DIR) UN-Experten kritisieren Iran: Wegen Drogen hingerichtet
       
       Seit Anfang 2014 wurden im Iran bereits 176 Menschen gehängt. Das Land
       verstößt damit gegen alle internationalen Grundsätze.