# taz.de -- Atomkraft in Taiwan: Regierung verspricht Referendum
       
       > Gegen den Neubau eines Doppelreaktors demonstrieren in Taipeh tausende
       > Menschen. Bis zu einem Referendum soll der Bau ausgesetzt werden.
       
 (IMG) Bild: Gorleben? Nein, Taipeh
       
       BERLIN taz | Mit Wasserwerfern ist die Polizei am frühen Montag gegen 3.000
       Anti-AKW-Demonstranten vorgegangen. Sie hatten die Hauptstraße vor Taipehs
       Hauptbahnhof besetzt. Die Demonstranten waren dort seit dem Vortag und
       wollten bis Dienstag bleiben, wenn das Parlament über den Bau des vierten
       Dopppelreaktors Lungmen diskutiert. Am Sonntag hatten tausende
       Demonstranten in Taipeh gegen das AKW demonstriert. Laut Veranstaltern
       waren es 50.000, laut Polizei 28.000.
       
       Am Sonntagabend erklärte die konservative Regierungspartei KMT, der
       Weiterbau werde vorerst ausgesetzt, bis ein Referendum über das Projekt
       entscheidet. Die Demonstranten trauten der Ankündigung nicht. Sie wurde am
       Montag vom Premierminister erst offiziell gemacht, nachdem die Regierung
       die Straßenbesetzer hatte abräumen lassen. Unklar sind der Zeitpunkt des
       Votums und dessen Modalitäten. Vergangene Woche hatten sich die KMT und die
       oppositionelle Demokratische Fortschrittspartei (DPP) darauf nicht einigen
       können. Am Freitag kündigte Präsident Ma Ying Jeou schon das Referendum an,
       hielt aber am Weiterbau fest.
       
       Das AKW im Norden der dichtbesiedelten Hauptstadt ist seit den 80er Jahren
       in Planung und seit den 90ern im Bau. Nach Angaben des staatlichen
       Betreibers Taipower sind 95 Prozent des ersten und 90 Prozent des zweiten
       Reaktors fertig, die Kosten auf 9,4 Milliarden US-Dollar gestiegen. Taiwans
       bisherige drei Doppelreaktoren decken 18,4 Prozent des Elektrizitätsbedarfs
       der erdbebengefährdeten Insel. Die Regierung droht, alte Reaktoren länger
       laufen zu lassen, sollte Lungmen nicht ans Netz gehen. Taipower droht sogar
       mit Konkurs.
       
       Der Fukushima-GAU beim Nachbarn Japan brachte Taiwans Atomgegner Zulauf.
       Der jetzige Protest wurde vom Hungerstreik eines 72-jährigen früheren
       DPP-Chefs angeheizt und von der dreiwöchigen Besetzung des Parlaments aus
       Protest gegen ein Freihandelsabkommen mit China inspiriert.
       
       28 Apr 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven Hansen
       
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