# taz.de -- Transparenz-Register der EU: Verhaltenskodex bleibt folgenlos
> Die ausufernde Interessenvertretung bleibt in Brüssel ein Problem. Ein
> verpflichtendes Lobby-Register wird es nicht geben.
(IMG) Bild: Von Lobbyisten beeinflusst: das Europaparlament.
BRÜSSEL taz | Adidas investierte im vergangenen Jahr bis zu 350.000 Euro,
der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks weniger als 50.000 Euro:
Im Transparenz-Register der EU sind rund 6.500 Lobbyisten mitsamt den
Summen aufgelistet, die sie jährlich für „Vertretung von Interessen
gegenüber Institutionen der EU“ ausgeben.
Das sind aber längst nicht alle. Denn die Eintragung ist freiwillig. Der
jüngsten Analyse von Corporate Europe Observatory (CEO) zufolge sind rund
75 Prozent der Business-Vertreter, aber nur 60 Prozent der NGOs aufgeführt,
im Finanzsektor haben sich nur 250 der über 700 Lobbyisten eingeschrieben.
Das Europaparlament hat deshalb in einer seiner letzten Sitzungen vor der
Wahl beschlossen, die Regeln zu verschärfen und die Eintragung ins Register
verpflichtend zu machen. Damit habe man unter den gegebenen Umständen „das
Maximum herausgeholt“, sagt Gerald Häfner, der für die Grünen im
Europaparlament sitzt.
Immerhin soll nicht eingetragenen Lobbyisten der Zugang zum Parlament
erschwert werden. Abgeordneten, die gegen den Verhaltenskodex verstoßen,
droht Sitzungsausschluss oder gar die Streichung von Diäten.
## Regeln, die nicht eingehalten werden
Doch auch wenn Häfner dem Ministerrat vorwirft, eine weitergehende
Regulierung blockiert zu haben, bleibt unklar, wie groß der Wunsch nach
mehr Transparenz im Parlament selbst ist. Das zeigt auch ein aktueller
Fall. Im Fokus steht die frühere französische Justizministerin: Rachida
Dati ist seit 2009 Abgeordnete im Europaparlament und betreibt zugleich ein
Anwaltsbüro in Paris.
Selbst stufte Dati ihre Tätigkeit in die Kategorie 4 ein, der höchsten
Stufe (Einkünfte von mehr als 10.000 Euro im Monat). Der französischen
Zeitung Le point nach verdient die Französin indes jährlich mehr als
500.000 Euro als Anwältin. Dazu soll Dati als Beraterin für den
Energiekonzern GDF Suez tätig sein – was ihr „plötzliches Interesse an
Energiefragen“ zeige, das sich in Änderungsanträgen und parlamentarischen
Anfragen niederschlage.
Dies rief den Ausschuss auf den Plan. Häfner, der bis vor Kurzem dessen
Vorsitzender war, spricht in diesem Zusammenhang einem „ernsten, mit
Indizien unterlegten Verdacht“. Dati berief sich auf ihr Berufsgeheimnis.
Häfner erstattete dem aktuellen Präsidenten des Europaparlamentes, Martin
Schulz, Bericht und wies darauf hin, dass sich die Stichhaltigkeit der
Vorwürfe zweifelsfrei klären ließen. Dazu müsse das Parlament lediglich bei
der französischen Anwaltskammer schriftlich um Aufklärung ersuchen.
Schulz jedoch beschloss, den Fall nicht weiter zu untersuchen. Auch eine
Intervention der Grünen blieb erfolglos. „Was nützen die strengsten Regeln,
wenn sie nicht eingehalten werden?“, so Häfner.
Nach seinen Aussagen ist Dati kein Einzelfall. Auch andere Fälle, in denen
der Ausschuss Verstöße gegen den Verhaltenskodex untersucht und
nachgewiesen hatte, blieben letztlich ohne Folgen. Die Berichte sind
geheim, der Ausschuss kann lediglich Empfehlungen aussprechen, die
Entscheidung über Rügen oder Sanktionen liegt allein beim
Parlamentspräsidenten. Bislang sprach sich dieser in keinem einzigen Fall
für Sanktionen aus.
7 May 2014
## AUTOREN
(DIR) Daniele Weber
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