# taz.de -- „Brandsanierung“ der Roten Flora: Feuer und Flamme für die Flora
       
       > Wollte Eigentümer Klausmartin Kretschmer das autonome Zentrum durch
       > Brandstiftung zerstören? Ex-Mitarbeiter erheben konkrete Vorwürfe.
       
 (IMG) Bild: Ziemlich sicher noch nicht auf Kretschmers Veranlassung: Bereits im Jahr 1995 brannte es in der Roten Flora.
       
       HAMBURG taz | Wollte der Noch-Eigentümer der Roten Flora, Klausmartin
       Kretschmer, seine Pläne, das Flora-Grundstück zu versilbern, durch „warmen
       Abbruch“ befördern? Dieser ungeheuerliche Vorwurf steht jetzt im Raum. Wie
       die Hamburger Morgenpost am Dienstag berichtete, soll Kretschmer am 23.
       Dezember vergangenen Jahres zwei Mitarbeitern einer Sicherheitsfirma die
       vertrauliche Frage gestellt haben, was es ihn „kosten würde, wenn das Ding
       brennt“.
       
       Dieser Satz sei nicht im Scherz gefallen, betonen die Sicherheitsleute.
       „Wir haben es ganz klar so verstanden, dass Kretschmer wollte, dass wir die
       Rote Flora anzünden“, behaupten die beiden unisono. Entsprechende
       eidesstattliche Erklärungen haben sie abgegeben.
       
       Nach kurzem Überlegen hätten sie abgewunken. „Wir sind keine Brandstifter,
       sowas machen wir nicht“, zitiert die Morgenpost einen der beiden
       Mitarbeiter der Firma Secret Risk Management. Danach sei über die
       „Brandsanierung“ nicht mehr gesprochen worden.
       
       Die Sicherheitsmänner, die Kretschmer kurz zuvor angeheuert hatte, um bei
       der auch gegen seine Flora-Kommerzialisierungspläne gerichteten Demo am 21.
       Dezember den Objektschutz von zwei seiner anderen Immobilien zu übernehmen,
       wandten sich mit ihren Vorwürfen ausgerechnet an den Anwalt Andreas Beuth,
       der regelmäßig die AktivistInnen der Roten Flora juristisch vertritt. Beuth
       will derzeit jedoch keine Stellung zum Kontakt mit den Objektschützern
       nehmen.
       
       Nach der taz vorliegenden Informationen war es aber nicht das erste Mal,
       dass Beuth in seinem Büro am Schulterblatt Besuch aus dem Umfeld
       Kretschmers erhielt. Bereits vor rund einem Jahr soll sich ein ehemaliger
       Mitarbeiter Kretschmers, der nach taz-Informationen in keiner Verbindung zu
       den Sicherheitsdienstlern steht, an Beuth gewandt haben, weil ihn sein
       Gewissen nach eigenem Bekunden zwickte. Der Besucher schilderte dem Anwalt,
       bei den Planspielen über die Zukunft des autonomen Stadtteilzentrums sei im
       engsten Kreis um Kretschmer ganz offen darüber gesprochen worden, das
       Problem Rote Flora eventuell durch Brandstiftung zu lösen.
       
       Die Rotfloristen sind seitdem alarmiert. Bereits in einer Erklärung im
       vergangenen August heißt es, „seit einigen Wochen“ würden sich
       Informationen „verdichten“, die „auf eine aktuelle Bedrohung der Roten
       Flora hindeuten“. Es sei „eine Situation entstanden, in der wir einen
       zeitnahen Angriff auf das Projekt für möglich halten“.
       
       Ganz konkret malten die Rotfloristen die Szenarien „einer überfallartigen
       Räumung durch private Sicherheitsdienste“ und einer „Brandsanierung“ an die
       Wand – über beide Alternativen soll Kretschmer in seinem Beraterkreis
       bereits zu diesem Zeitpunkt laut nachgedacht haben.
       
       ## Kretschmers Berater dementiert
       
       Während sich Kretschmer – gegen den ein vorläufiges Insolvenzverfahren
       eröffnet wurde und der deshalb auf Erlöse aus seinen Immobilien dringend
       angewiesen ist – zu den Vorwürfen nicht äußert, dementiert sein Berater
       Gert Baer. „Natürlich hat Herr Kretschmer nie gesagt, dass er was abfackeln
       soll“, widerspricht Baer den Sicherheitsdienstlern. Baer bestätigt
       hingegen, dass es am 23. Dezember ein Treffen zwischen Kretschmer und
       mindestens einem der beiden Security-Männer gegeben habe. Man prüfe nun, so
       Kretschmers Sprachrohr zur taz, „gegen diese beiden Herren wegen falscher
       eidesstattlicher Aussage“ vorzugehen.
       
       Ermittlungen fordert auch die Hamburger Linkspartei – gegen Kretschmer.
       „Die Anstiftung zu einem Brandanschlag in der Roten Flora ist ein
       Verbrechen, das den Tod von Menschen in Kauf nimmt“, sagt der
       Landessprecher der Partei, Bela Rogalla, und fordert: „Deshalb muss die
       Hamburger Staatsanwaltschaft jetzt sofort gegen Kretschmer strafrechtlich
       ermitteln.“
       
       20 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marco Carini
       
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