# taz.de -- Fleischproduktion in Deutschland: Zeitbombe Mettbrötchen
       
       > Bei einem Test wurden in 16 Prozent der Fleischprodukte
       > antibiotikaresistente Organismen gefunden. Ursache dafür sind Medikamente
       > in der Tiermast.
       
 (IMG) Bild: Eine Scheibe Antibiotikum gefällig? Oder darf's noch etwas mehr sein?
       
       BERLIN taz | Jede sechste Wurst birgt ein Gesundheitsrisiko. Das ist das
       Ergebnis einer Untersuchung der Bundestagsfraktion der Grünen. Bei
       Stichproben in 13 Städten wurden in zehn von insgesamt 63 Wurst- und
       Fleischsorten antibiotikaresistente Keimen gefunden, etwa 16 Prozent. „Das
       ist eine tickende Zeitbombe“, sagte die grüne Verbraucherexpertin Bärbel
       Höhn.
       
       Die mit Mettbrötchen oder Putenwurst verzehrten Organismen setzten sich im
       Darm fest und vermehrten sich dort. Damit wachse die Gefahr, dass
       Antibiotika nicht mehr wirken, warnte Höhn. Die Tester analysierten
       Fleisch- und Wurstprodukte aus Supermärkten, Discountern und Fleischereien,
       darunter Mettbrötchen und Mettwurst.
       
       Von 36 Mettproben waren acht belastet. Das entspricht 22 Prozent. Im
       Dezember 2012 hatten die Grünen bereits einen ähnlichen Metttest gemacht,
       da waren es 16 Prozent. Erstmals haben sie nun auch Putenprodukte unter die
       Lupe nehmen lassen. Der Befund ist auffällig, auch wenn die Stichprobe
       nicht groß war: Sechs von neun Proben waren problematisch.
       
       Erst vor wenigen Wochen hat die Weltgesundheitsorganisation WHO davor
       gewarnt, dass die Zahl antibiotikaresistenter Krankheitserreger weltweit
       zunehme. Bakterien entwickeln Abwehrmechanismen. Experten schätzen, dass
       allein in Deutschland jedes Jahr 30.000 Menschen sterben, weil sie nicht
       mehr richtig auf die Behandlung mit Antibiotika ansprechen.
       
       Rund sechs Millionen Deutsche sollen die resistenten Keime bereits im
       Körper haben. Die sorglose Gabe von Antibiotika in Arztpraxen gilt als eine
       Ursache. Die WHO empfiehlt, dass Antibiotika nur dann verschrieben werden,
       wenn es wirklich notwendig ist.
       
       Antibiotika werden auch in der Tiermast eingesetzt. Puten, Rinder, Schweine
       in den Mastställen seien mit diesen Keimen infiziert, sie tauchten dann in
       Fleisch- und Wurstwaren wieder auf. CSU-Bundesagrarminister Christian
       Schmidt nehme das Problem „sehr ernst“, erklärt seine Sprecherin. Seit
       April müssen Landwirte zum Beispiel bundesweit melden, wenn sie Antibiotika
       geben.
       
       21 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hanna Gersmann
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Tiermast
 (DIR) Medikamente
 (DIR) Antibiotika
 (DIR) Fleisch
 (DIR) Keime
 (DIR) Lebensmittelskandal
 (DIR) Antibiotika
 (DIR) Vegetarismus
 (DIR) Antibiotika
 (DIR) Lebensmittelskandal
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Dänischer Lebensmittelskandal: Verseuchte Wurst in Deutschland?
       
       Ein wegen Keimbelastung geschlossener dänischer Wurstproduzent hat auch
       einen Supermarkt in Schleswig-Holstein beliefert.
       
 (DIR) Antibiotika in der Massentierhaltung: Nur mit Gasmaske in den Hühnerstall
       
       In den Ställen der Massentierhalter werden Antibiotika tonnenweise
       verfüttert. Ärzte warnen nun, dass viele Keime gegen sie resistent sind.
       
 (DIR) Dürfen Vegetarier Retortenfleisch essen?: „Aus ethischer Sicht ist das gut“
       
       Kunstfleisch ist eine mögliche Alternative für Menschen, die unbedingt
       Fleisch wollen, meint Sebastian Zösch vom Vegetarierbund Deutschland. Er
       empfiehlt aber Verzicht.
       
 (DIR) Antibiotika in der Tiermast: Laissez faire in deutschen Ställen
       
       Dänemark und die Niederlande zeigen einer neuen Studie zufolge, wie
       Antibiotika-Missbrauch bekämpft werden kann. Und die Bundesrepublik?
       
 (DIR) Antibiotika im Putenfleisch: Werte 27 Mal höher als erlaubt
       
       Fast 20 Tonnen mit Reserve-Atibiotika belastetes Putenfleisch sind nach NRW
       gelangt. Reserve-Antibiotika werden nur bei schweren Infektionen
       eingesetzt.