# taz.de -- Der sonntaz-Streit: Retten E-Zigaretten die Rauchkultur?
       
       > Die Raucherzahlen gehen zurück. Nun aber greifen immer mehr Menschen zur
       > E-Zigarette. Kommt das Laster im anderen Gewand zurück?
       
 (IMG) Bild: Qualm ja, Tabakrauch nein: die E-Zigarette
       
       Ilsa hat Tränen in den Augen. „Du bist unsere letzte Hoffnung. Wenn du uns
       nicht hilfst, wird Victor László in Casablanca sterben", sagt sie mit
       brüchiger Stimme. „Na wenn schon. Ich werde auch in Casablanca sterben. Ist
       doch ein guter Platz dafür.“ Wie um die Endgültigkeit seiner Aussage zu
       unterstreichen, zündet sich Rick eine Zigarette an, pafft ein paar weiße
       Wölkchen. „Wenn du jetzt...“, Rick stockt, der Rauch bleibt ihm im Hals
       stecken. Ilsa hat eine Waffe auf ihn gerichtet.
       
       Eine dramatische Szene des [1][schönsten Liebesfilms aller Zeiten] - eines
       Films, der von der Aura seiner Hauptdarsteller lebt. Diese Aura besteht
       nicht zuletzt aus dem Tabakdunst, der Humphrey Bogart ständig umgibt. Wer
       könnte sich Casablanca ohne die zahlreichen Zigaretten vorstellen, die Rick
       lässig nacheinander wegraucht?
       
       Viele Filmklassiker zelebrieren die Rauchkultur. Die erzwungene dramatische
       Pause, die mit dem Anzünden der Zigarre einhergeht. Der rote Lippenstift,
       den die Femme fatale beim lasziven Zug am Stummel zurücklässt. Die elegante
       Zigarettenspitze Audrey Hepburns auf dem ikonischen Plakat zu „Frühstück
       bei Tiffany“.
       
       ## Eine Frage der Zeit?
       
       Dieser Inszenierung der Rauchkultur im Film steht ein Verlust des
       Coolness-Faktors entgegen, der dem Glimmstengel im wahren Leben inne wohnt.
       Die [2][Raucherzahlen] gehen stetig zurück, heute rauchen nur noch halb so
       viele Jugendliche wie vor zehn Jahren. Ist es also nur noch eine Frage der
       Zeit, bis es mit dem Wölkchenatem ein Ende hat?
       
       Vermutlich nicht. Denn während es mit dem Tabakkonsum bergab geht, gibt es
       eine neue Entwicklung unter den Fans des blauen Dunstes: das Dampfen. So
       nennen die Nutzer elektronischer Zigaretten die Aktivität, bei der über ein
       Sauggerät mit Heizspule eine Flüssigkeit verdampft und dann eingeatmet
       wird. Die Flüssigkeit und den entsprechenden Dampf gibt es in verschiedenen
       Ausführungen. Der Nikotingehalt ist variabel, die [3][Geschmacksrichtungen]
       vielfältig: Neben unspektakulären Aromen wie Apfel oder Karamell können
       Risikofreudige auch mal Brathähnchen probieren. Oder wie wäre es mit Brot?
       
       Genau dieses spielerische Element halten die Feinde der E-Zigarette für
       gefährlich. Kinder und Jugendliche, so die Argumentation, würden mit süßen
       Aromen zum Nikotingenuss verführt. Und das, nachdem die Tabaklobby endlich
       bezwungen, der Mythos vom coolen Raucher so gut wie passé sei. Dampf-Gegner
       warnen vor unbekannten Risiken und nicht absehbaren Langzeitfolgen des
       E-Zigarettenkonsums. Und durch die Beschwörung des unbedenklichen, weil
       ungefährlichen, Paffens könne das alte Laster des Rauchens eine Renaissance
       in neuem Gewand erleben.
       
       ## Bedenken zerstreut?
       
       Verfechter des Dampfens wollen diese Bedenken zerstreuen. Der Spiegel
       zitiert die Studie eines Kardiologen: Nur 5 von 1000 E-Zigarettennutzern
       seien vorher Nichtraucher gewesen. Dagegen habe das Dampfen 80 Prozent der
       Raucher vollständig vom Tabakkonsum abgebracht.
       
       Was aber heißt all das für die moderne Rauchkultur? Was macht diese
       überhaupt aus, im Film wie im wahren Leben? Wird in Zukunft der
       muskelgestählte Actionfilmheld zur E-Zigarre greifen, nachdem er die Welt
       gerettet hat? Teilt sich das Liebespärchen in der romantischen Komödie bald
       ein Dampfstäbchen im Bett? Rettet die E-Zigarette die Rauchkultur?
       Diskutieren Sie mit! 
       
       Die sonntaz wählt unter den interessantesten Kommentaren einen oder zwei
       aus und veröffentlicht sie in der taz.am wochenende vom 14./15. Juni 2014.
       Ihr Statement sollte etwa 900 Zeichen umfassen und mit dem Namen, Alter,
       einem Foto, einer kurzen Info zu Ihrer Person und der E-Mail-Adresse der
       Autorin oder des Autors versehen sein. Schicken Sie uns eine Mail an:
       streit@taz.de.
       
       10 Jun 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.spiegel.de/kultur/kino/wahl-der-besten-us-liebesfilme-casablanca-ist-die-schoenste-schnulze-a-200437.html
 (DIR) [2] http://www.bzga.de/presse/pressearchiv/?jahr=2013&nummer=835
 (DIR) [3] http://www.freakyally.de/LIQUIDS/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ruth Asan
       
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