# taz.de -- Kolumne Aufm Platz: Platz da!
       
       > Chilenische Fans wollten am Mittwoch mit aller Macht ins Maracanã und
       > stürmten das Medienzentrum. Jetzt werden sie in ihr Heimatland
       > abgeschoben.
       
 (IMG) Bild: Strahlten keinerlei Aggressivität aus: Chile-Fans im Pressezentrum des Maracanã-Stadions.
       
       Es war ein Akt der Verzweiflung. Gut 1.000 Reais hätte er ja für eine
       Eintrittskarte gezahlt, erzählte ein chilenischer Fan einem brasilianischen
       TV-Sender. Aber die umgerechnet etwa 330 Euro reichten angesichts der viel
       höheren Schwarzmarktpreise nicht.
       
       So erging es Hunderten von Chilenen vor dem Maracanã-Stadion in Rio de
       Janeiro, welche die weite Reise aus ihrem Heimatland ohne Ticket angetreten
       hatten. Sie entschlossen sich dazu, mit der Kraft der Menge das
       Medienzentrum zu stürmen, um auf diese Weise doch noch ins Stadion zu
       gelangen. Stellwände gingen zu Boden, Türen- und Fernsehglas zu Bruch,
       Tische und Stühle wurden zur Seite geschleudert. Aber trotz aller Wucht,
       mit der sich die Verzweifelten ihren Weg bahnten, strahlten sie keinerlei
       Aggressivität aus.
       
       Ihr Recht auf Eintritt, so hatte man das Gefühl, leiteten sie einfach aus
       den Entbehrungen ab, die sie bis dahin für dieses Spiel in Kauf genommen
       hatten. Die Glückslotterie der Fifa, welche die Vergabe der Tickets im
       Losverfahren regelt, hatte sie nicht begünstigt.
       
       Die Weltfußballorganisation hatte es nach dem Spiel sehr eilig zu
       versichern, dass sie sehr schnell wieder die Kontrolle über die
       unübersichtliche Situation erlangt habe und 85 der Eindringlinge im
       Gewahrsam der brasilianischen Militärpolizei wären. Für den Folgetag
       kündigte man eine Pressekonferenz eigens zum Thema Sicherheit an. Die Fifa
       steht natürlich nach diesem offenkundigen Sicherheitsleck in der Pflicht,
       zu beweisen, dass so etwas nicht ein zweites Mal passieren kann.
       
       Mit dem Schicksal und den Motiven der Verzweifelten hingegen beschäftigt
       man sich bei der Fifa weniger. Nach dem Spielende machte man deutlich, dass
       man mit dem Schicksal der Festgenommenen nichts mehr zu tun hat. Fragen zu
       den chilenischen Eindringlingen solle man doch bitte an die Militärpolizei
       richten, erklärte die Fifa-Sprecherin Delia Fischer ungefragt.
       
       Das brasilianische Justizministerium wiederum betonte, dass man, obwohl man
       mit der internen Sicherheit im Stadion nichts zu tun habe, erfolgreich
       eingeschritten sei. Schon bei der Vorbereitung auf die WM war aufgefallen,
       dass sich brasilianische Behörden und die Fifa bei auftretenden
       Schwierigkeiten gegenseitig die Verantwortung zuschieben. Die provisorische
       Lösung des Problems ist nun die Abschiebung der Fans, die als Störenfriede
       gelten, in ihr Heimatland innerhalb von 72 Stunden.
       
       19 Jun 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kopp
       
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