# taz.de -- Räumung der besetzten Schule: Große Hängepartie
       
       > Rund 40 Flüchtlinge harren in der ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule
       > aus. Dann wurde auch noch das Büro von Bezirksbürgermeisterin Herrmann
       > (Grüne) besetzt.
       
 (IMG) Bild: Trotz Regenwetters ging der Protest in Kreuzberg weiter.
       
       Am Nachmittag spitzte sich die Lage rund um die von Flüchtlingen besetzte
       Gerhart-Hauptmann-Schule noch einmal zu: Rund 15 Aktivisten hatten am
       Mittwoch das Büro der Friedrichshain-Kreuzberger Bezirksbürgermeisterin
       Monika Herrmann (Grüne) besetzt. Sie protestierten gegen die Räumung der
       Flüchtlinge aus der ehemaligen Kreuzberger Schule: Am Dienstag hatte das
       von Herrmann geführte Bezirksamt mit einem Polizeigroßaufgebot begonnen,
       die seit Ende 2012 von rund 200 Flüchtlingen, Roma-Familien und Obdachlosen
       besetzte Schule zu räumen.
       
       Herrmann selbst war während der Räumung nicht anwesend – was ihr die
       Rathausbesetzer ebenfalls zum Vorwurf machten. Als die
       Berzirksbürgermeisterin allerdings anbot, am Donnerstag direkt mit den
       Flüchtlingen zu verhandeln, räumten die Unterstützer der Flüchtlinge das
       Rathaus freiwillig. Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Peter Beckers
       mochte allerdings nicht von Besetzern sprechen, sondern lieber von
       „Besuchern“.
       
       ## „Freiwilliger Umzug“
       
       Auch für die Räumung der ehemaligen Schule findet der Bezirk einen besseren
       Begriff: „freiwilliger Umzug“. Laut Bezirkssprecher Sascha Langenbach
       hielten sich am Mittwochvormittag noch 20 Personen im Haus und 20 Personen
       auf dem Dach auf. Ein Unterstützer der Flüchtlinge im Haus schätzte jedoch,
       dass insgesamt ungefähr 80 Leute in der Schule sind.
       
       Die Flüchtlinge drohten, vom Dach zu springen, sollten ihre Forderungen
       nicht erfüllt werden. Verhandlungen gab es bisher noch nicht, sagt der
       Bezirk.
       
       Die Flüchtlinge und ihre Unterstützer stellten unerfüllbare Bedingungen,
       sagte unterdessen der Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Hans
       Panhoff (Grüne): Die Flüchtlinge forderten am Nachmittag, dass zunächst die
       900 Polizisten vor der Schule abziehen, bevor sie zu Gesprächen mit den
       Bezirksvertretern bereit seien. Zudem sollten die Flüchtlinge, die während
       der Abriegelung der Schule nicht anwesend waren und nun in die Schule
       zurückwollen, um persönliche Sachen zu holen, das auch dürfen. Die Polizei
       ließ gestern niemanden in die Schule hinein – die Sicherheitsbedenken seien
       zu groß, hieß es seitens des Bezirks. Schließlich lautet eine Forderung,
       dass rund 70 Menschen während des Umbaus der Schule zu dem von Herrmann
       geplanten internationalen Flüchtlingszentrum in der Schule bleiben dürfen.
       
       Die offizielle Forderung von Dienstagabend, das „Lagersystem abzuschaffen“,
       bleibe jedoch als politisches Ziel weiterhin erhalten. Zudem fordern die
       Flüchtlinge direkte Verhandlungen mit Innensenator Frank Henkel (CDU) über
       ein Bleiberecht.
       
       „Innensenator Frank Henkel empfiehlt den verbleibenden Flüchtlingen, die
       vom Senat angebotenen Unterkünfte zu beziehen“, sagte ein Sprecher der
       Senatsinnenverwaltung. Danach werde, wie mit Integrationssenatorin Dilek
       Kolat (SPD) im März vereinbart, eine Prüfung der Einzelfälle durchgeführt.
       „Einen Spielraum für über das Einigungspapier hinausgehende Angebote des
       Senats besteht nicht“, so der Sprecher.
       
       Herrmann wollte eine Räumung der Schule durch die Polizei nicht definitiv
       ausschließen. Die Räumung zu vermeiden sei aber das Ziel, so die
       Bürgermeisterin. Man werde nicht eingreifen, solange der „Status quo“
       erhalten bleibe.
       
       Der „Status quo“ ist: Die Flüchtlinge bleiben in der Schule, und niemand
       darf zu ihnen hinein. Für diejenigen, die während der Abriegelung der
       Schule durch die Polizei nicht im Haus waren und nun praktisch vor
       verschlossener Tür stehen, gibt es eine provisorische Lösung: Eine
       Kirchengemeinde vermittelte sie in Heime.
       
       25 Jun 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Alberti
 (DIR) S. Alberti
 (DIR) S. Bednarczyk
 (DIR) M. Bolsinger
 (DIR) A. Lang-Lendorff
       
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