# taz.de -- Kommentar Überwachung Tor-Nutzer: Wer hat Angst vor der bösen NSA?
       
       > Die NSA hat wichtige Server des Tor-Projekts bespitzelt: Das war zu
       > erwarten, denn die Rechnerliste ist öffentlich. Aber wir können uns auch
       > wehren.
       
 (IMG) Bild: Überwach mich doch!
       
       Ja, ich bin ein Extremist – im Sinne der NSA. Ja, ich bekenne: Ich habe Tor
       und andere Anonymisierungsdienste genutzt und werde das weiterhin tun.
       
       Ich beschäftige mich oft mit dem Thema und suche im Internet danach.
       Deswegen bin ich in der NSA-Datenbank XKeyscore vermutlich schon
       gespeichert. Wenn nicht, wäre ich empört. Ich hielte es für unerträglich,
       wenn das Imperium des Bösen mich für harmlos hielte.
       
       Die Liste aller Tor-Server ([1][„The Onion Router“]), also derjenigen
       Rechner, die die virtuelle Tarnkappe ermöglichen und meine unverwechselbare
       Rechneradresse (IP-Adresse) verschleiern, ist öffentlich und bekannt.
       [2][Die NSA hat sie benutzt.] Die chinesische Regierung nutzt die schon
       lange, um Tor in China zu sperren. So what?
       
       Ja, ich habe etwas zu verbergen: Mit welchen Frauen ich mich treffe, meine
       sexuellen Vorlieben, meine beruflichen Kontakte, meine Steuerunterlagen,
       meine Gehaltsvorstellungen, das, was Informanten mir angeboten haben,
       welche Websites ich gern ansehe, meine privaten Probleme – mir fällt so
       viel ein.
       
       Nein, ich poste nichts Privates auf so genannten „sozialen“ Netzwerken, und
       ich mülle Twitter nicht mit meinen Gefühlen zu diesem und jenem voll, um
       der „Netzgemeinde“ zu zeigen, dass ich zu ihr gehöre.
       
       ## Defätisten, schlimmer als DAUs
       
       „Wer anonymisieren will, wird deanonymisiert“, [3][meldet die Tagesschau].
       Nein, so ist das nicht wahr. Wer anonymisieren will und dabei
       Anfängerfehler macht und sich nicht um Sicherheit kümmert, wird
       deanonymisiert – wie jeder andere auch, der wie ein dümmster anzunehmender
       Nutzer herumsurft. Die Techniken der [4][kommerziellen und staatlichen
       Datensammler] sind vielfältig, aber bekannt – und man kann etwas dagegen
       tun.
       
       Ja, ich verschlüssele meine E-Mails und [5][beantworte keine elektronischen
       Postkarten]. Basta.
       
       Da aber ist unbequem. Deswegen kümmern sich viele eben nicht darum. Viel
       schlimmer als diejenigen, die keine Ahnung von Sicherheit im Internet haben
       wollen, sind die Defätisten, die mit geheimnisvoller Miene murmeln: „Die
       sind eh schon drin. Man kann nichts tun.“ Das Einzige was sie erreichen
       könnten: Dass niemand mehr etwas unternimmt.
       
       ## Ich bin nicht empört
       
       Die Bösen sind noch böser, als wir dachten? Ja, und? Das Ende der
       Privatsphäre ist nahe? Wer so denkt, sollte sich gleich ins private
       Biedermeier zurückziehen oder bei einer Endzeitsekte einen Mitgliedsantrag
       stellen.
       
       Die Geheimdienste dieser Welt spionieren alle Untertanen aus, mit oder ohne
       Auftrag der jeweiligen herrschenden Klassen, legal, illegal, ganz egal?
       Nein, darüber bin ich nicht empört. Ich habe das erwartet. Ich wäre
       überrascht, wenn es nicht so wäre, weil die das immer schon so getan haben,
       nur mit weniger perfiden und technisch ausgereiften Mitteln als heute.
       
       Wer nach einer Reform oder gar einer Kontrolle der Dienste ruft, ist nicht
       nur naiv, sondern vergisst – oder ist nur zu feige – die Systemfrage zu
       stellen.
       
       4 Jul 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.torproject.org/
 (DIR) [2] /!141659
 (DIR) [3] http://www.tagesschau.de/inland/nsa-xkeyscore-100.html
 (DIR) [4] http://www.anonym-surfen.de/help/wwwprivacy_technik.html
 (DIR) [5] http://www.burks.de/burksblog/2013/06/17/neue-e-mail-policy
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Burkhard Schröder
       
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