# taz.de -- Kolumne Sachverstand: Wenn sich Geräte zu dick fühlen
       
       > Wer allein wohnt, muss sich eben mit der Einrichtung unterhalten. Und die
       > hat einiges zu erzählen. Heute: die Fernseherin.
       
 (IMG) Bild: Gibt's zum Glück nicht in Größe Triple Zero: Röhrenfernseher.
       
       „Ach, da schau her“, sagt die Fernseherin, als ich mich abends ins Bett
       fallen lasse und versehentlich auf der Fernbedienung lande. „Gibt’s dich
       also auch noch.“ „Klar“, sage ich. „Stell dir vor: Mich gibt’s immer.
       Sogar, wenn du aus bist.“
       
       Die Fernseherin schweigt, ich zappe. „Du“, ruft sie schließlich, „du machst
       mich gar nicht mehr an! Früher, da konntest du gar nicht schnell genug von
       der Arbeit heimkommen. Hast sogar Freunde versetzt, um mehr Zeit mit mir zu
       verbringen. Und jetzt?“ Sie knistert leise. „Was ist bloß aus uns
       geworden?“
       
       „Es liegt nicht an dir“, sage ich. „Aber seit Kabel Deutschland statt WDR,
       NDR und MDR nur noch Disney Channel, RTL Nitro und Servus TV sendet, ist es
       kompliziert geworden.“
       
       „Ach“, sagt die Fernseherin. „Hier geht es doch um etwas ganz anderes.“ Sie
       macht eine Kunstpause. „Du findest mich zu dick!“ Die Fernseherin legt
       großen Wert darauf, ihre weibliche Seite ausleben zu dürfen, auch wenn die
       deutsche Sprache ihr das bislang verwehrt. „Unsinn“, sage ich. „Ich liebe
       deine Röhre.“
       
       „So?“, ruft sie. „Als du letztens die Wohnung umgeräumt hast, hörte sich
       das ganz anders an.“ „Weil die Wohnung zu klein ist. Du bist genau richtig.
       Eine Frau mit Format.“ Die Fernseherin erhöht unübersehbar den Rotanteil
       ihres Bildschirms.
       
       „Trotzdem“, sagt sie und deutet auf den Laptop, „der Flachmat hat mir
       erzählt, dass Abercrombie & Fitch jetzt Damenjeans in Größe Triple Zero
       verkauft. Ich frage dich: Wie soll ich mich da schön fühlen?“
       
       „Hat er dir auch erzählt, dass sich im Internet gerade alle über den
       sogenannten Afterbabybody aufregen? Weil Zeitschriften suggerieren, dass
       Frauen nach der Geburt sofort wieder schlank sein müssen.“
       
       „Nein“, sagt die Fernseherin. Und ein paar Minuten später: „Ich will auch
       in dieses Internet.“
       
       „Da ist Platz für alle. Komm, ich mache ein Foto von dir.“
       
       14 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Franziska Seyboldt
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Sachverstand
 (DIR) Wohnungen
 (DIR) Gegenstände
 (DIR) Fernseher
 (DIR) Sexobjekt
 (DIR) Sachverstand
 (DIR) Ice Bucket Challenge
 (DIR) Der Spiegel
 (DIR) Sachverstand
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kolumne Hosen runter: Vom Darm ins Hirn
       
       Eine Studie ergibt: Sehr viele Menschen nutzen Facebook auf dem Klo. Jetzt
       wird so einiges klar.
       
 (DIR) Kolumne Sachverstand: Düdeldüm will reden
       
       Wenn man sich am Telefon anhört wie Cher, gibt es immer einen
       Verantwortlichen. Und meistens auch gute Gründe.
       
 (DIR) Kolumne Sachverstand: Hot Water Challenge
       
       Wer allein wohnt, muss sich eben mit der Einrichtung unterhalten. Und die
       hat einiges zu erzählen. Heute: der Wasserkocher.
       
 (DIR) Kolumne Sachverstand: Wenn der Spiegel böse starrt
       
       Wer allein wohnt, muss sich eben mit der Einrichtung unterhalten. Und die
       hat einiges zu erzählen. Heute: der Spiegel.
       
 (DIR) Kolumne Sachverstand: Mit Raketen auf Fliegen
       
       Wer allein wohnt, muss sich eben mit der Einrichtung unterhalten. Und die
       hat einiges zu erzählen. Heute: die Deckenlampe.