# taz.de -- Spitzelprogramme und Nerdhumor: Spaß am Spähen
       
       > „Techno Viking“, „Arson Sam“ und „Predators Face“: Die Werkzeug-Namen des
       > britischen Geheimdienstes strotzen vor albernen Referenzen.
       
 (IMG) Bild: Verschwörungshumor? Die GCHQ-Zentrale in Cheltenham sieht aus wie ein Ufo.
       
       Vorbei die Zeiten, in denen Spitzel Grauanzugträger ohne Humor waren –
       jetzt hat die Generation der Geeks und Nerds den britischen Geheimdienst
       GCHQ unterwandert und bespaßt den Laden mit ihrem verschwiemelten
       Internet-Humor.
       
       So gab man seinen Programmen und Werkzeugen zum Frisieren von
       Online-Abstimmungen, Astroturfing und Zensieren von Inhalten einfach ein
       paar heitere Namen aus Pop- und Netzkultur – wie die [1][jüngsten
       Enthüllungen] des Journalisten Glenn Greenwald belegen.
       
       Eine Software für den Informationszugang? Nennt man einfach „Techno Viking“
       – nach [2][diesem albernen Internetvideo,] das ein ravendes Muskelpaket auf
       der Berliner Fuckparade 2000 zeigt. Vor wenigen Monaten machte es im Netz
       die Runde und wurde millionenfach angesehen, nachdem es jemand mit albernen
       Untertiteln versehen hatte.
       
       „Arson Sam“ (Brandstifter Sam) tauften die Geheimdienstler eines ihrer
       Mobilfunk-Werkzeuge – eine Reverenz an [3][ein YouTube-Phänomen], das eine
       Kinderserie über einen Feuerwehrmann rückwärts abspielte, sodass aus dem
       Löschzug eine Brandstiftercrew wurde.
       
       Gezielte Denial-of-Service-Attacken gegen Webserver heißen bei den
       britischen Geheimdienstlern „Predators Face“, nach den Kino-Urzeitmonstern,
       Datensammlungen aus sozialen Netzwerken in Anlehung an Mafia-Filme
       „Godfather“ und „Goodfella“.
       
       Andere Namen verweisen auf trashige Chuck-Norris-Filme („Forest Warrior“),
       auf Technik aus der Sci-Fi-Serie „Star Trek“ („Photon Torpedo“). Oder die
       Geheimdienstler bedienten sich Slang-Ausdrücken wie „Swamp Donkey“, eines
       umgangssprachlichen Ausdrucks für hässliche Frauen, die in Clubs auf Männer
       warten, die zu betrunken sind, um sie abzuweisen. So hat man also auch im
       Geheimdienst offenbar Spaß im Job.
       
       Und das wirkt auch alles schön harmlos und flauschig. Was all diese
       Werkzeuge natürlich mitnichten harmloser macht. Und leider auch
       demonstriert: Nur weil in den Diensten nun Leute sitzen, die das Internet
       und dessen Humor verstehen, bedeutet das noch lange nicht, dass sie die
       Kommunikation und das Leben anderer vor den neugierigen Augen der
       Geheimdienste auch nur ein Jota besser abschirmen.
       
       15 Jul 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://firstlook.org/theintercept/2014/07/14/manipulating-online-polls-ways-british-spies-seek-control-internet/
 (DIR) [2] http://www.youtube.com/watch?v=FwsntHcWiy4
 (DIR) [3] http://www.youtube.com/watch?v=4GIPZyhbfR8
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Meike Laaff
       
       ## TAGS
       
 (DIR) GCHQ
 (DIR) Geheimdienst
 (DIR) Schwerpunkt Überwachung
 (DIR) Unternehmen
 (DIR) Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
 (DIR) Microsoft
 (DIR) GCHQ
 (DIR) NSA
 (DIR) Edward Snowden
 (DIR) NSA
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Firmen tarnen sich als Bürgerinitiativen: Kunstrasen aus der Industrie
       
       Wo „Bürgerinitiative“ draufsteht, sind nicht immer auch Bürger drin. Es
       können auch gut getarnte Unternehmen sein.
       
 (DIR) Homofantasien bei Slash-Fiction: Wenn Sherlock die Rosette leckt
       
       Bei Slash-Fiction beschreiben Fans, wie männliche Serien-, Film- oder
       Romanhelden miteinander Sex haben. Vor allem junge Frauen sind die
       AutorInnen.
       
 (DIR) Kommentar Microsoft: Digitale Glatzen
       
       Microsoft entlässt 18.000 Mitarbeiter – so viele wie nie zuvor. Der Konzern
       hoppelte jedem Trend hinterher, nun steckt er in der Midlife-Crisis.
       
 (DIR) Manipulationssoftware des GCHQ: Geheimdienst stimmt mit
       
       Der britische Geheimdienst GCHQ manipuliert Ergebnisse von Online-Umfragen
       und zensiert Videos. Dafür hat er sich seine eigene Software geschaffen.
       
 (DIR) US-Überwachung in Deutschland: NSA schnüffelt in Erlangen
       
       Nach Merkel hat die NSA einen weiteren Deutschen zum Ziel erkoren: einen
       Studenten, der einen Server des Anonymisierungsnetzwerks Tor betreibt.
       
 (DIR) Snowden-Unterstützer gründen Netzwerk: Beistand für „künftige Snowdens“
       
       Snowden machte Geheimnisse öffentlich und flieht seitdem vor der US-Justiz.
       Seine Unterstützer starten nun ein Netzwerk – als Rettung für künftige
       Whistleblower.
       
 (DIR) Spionage in Deutschland: Die Spuren der Überwacher
       
       Warum ermittelt Generalbundesanwalt Range nicht wegen Ausspähung der
       deutschen Bevölkerung? Ein Blick auf die Indizien.