# taz.de -- Mehr Verschlüsselung im Netz: Datenskandal zeigt Wirkung
       
       > Nach der massenhaften Überwachung nimmt die Verschlüsselung von Daten im
       > Internet zu. Die Banken haben aber noch Nachholbedarf.
       
 (IMG) Bild: Die Wohnungstür lassen wir ja auch nicht offen stehen.
       
       BERLIN taz | Die Erkenntnisse über massenhafte Überwachung durch
       Geheimdienste zegen Wirkung: Der Anteil von Daten, deren Transport durch
       das Internet verschlüsselt wird, nimmt zu. So zeigt eine Auswertung des
       Technologiekonzerns Google, dass immer mehr E-Mails auf dem Weg von einem
       Server zum anderen verschlüsselt werden. Geheimdienste, die Daten an den
       Verbindungskabeln abzapfen, sehen dann nur unverständliche Zeichenketten.
       Das betrifft sowohl den Inhalt der E-Mail als auch Anhänge und Metadaten,
       also etwa Sender und Uhrzeit.
       
       Zur Verschlüsselung gehören immer zwei: Arbeitet entweder der Server des
       Senders oder der des Empfängers ohne Verschlüsselung, wird die E-Mail im
       Klartext gesendet. Der Nutzer kann das nicht beeinflussen – im Unterschied
       zur Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der beide Nutzer ihre Kommunikation
       mit einer speziellen Software für Dritte komplett – also auch für den
       Provider und legal zugreifende Behörden – unlesbar machen.
       
       Den Angaben von Google zufolge liefen im vergangenen Dezember um die 30
       Prozent der über andere Anbieter eingehenden E-Mails über verschlüsselte
       Verbindungen. Bei den ausgehenden war der Anteil ein paar Prozentpunkte
       höher. Mittlerweile sind von den eingehenden Nachrichten über 50 Prozent,
       von den ausgehenden über 70 Prozent verschlüsselt. Die Unterschiede
       zwischen ein- und ausgehenden E-Mails kommen laut einem Google-Sprecher
       unter anderem dadurch zustande, dass Nachrichten wie Newsletter häufig von
       unverschlüsselten Servern kommen und und meist unbeantwortet bleiben.
       
       Andere Provider, sowohl die Telekom als auch web.de und GMX, die erst vor
       einem Jahr eine Transportverschlüsselung einführten, wollten auf Anfrage
       keine Daten nennen, genauso wenig wie Yahoo. Zahlen des kleineren Providers
       JP-Berlin bestätigen die Tendenz der Google-Auswertung jedoch: „Aktuell
       werden rund eineinhalb mal mehr E-Mails TLS-verschlüsselt verschickt als
       noch vor einem Jahr“, sagt Peer Heinlein, Geschäftsführer der JPBerlin.
       Rund 70 Prozent der Mailserver würden derzeit die Verschlüsselung
       unterstützen.
       
       ## Veraltete Standards
       
       Verschlüsselte Verbindungen spielen nicht nur bei E-Mails eine Rolle,
       sondern auch beim Aufrufen von Internetseiten. Ein Bereich, in dem es
       besonders wichtig ist, dass Dritte nicht mitlesen können, sind
       Bankgeschäfte im Internet. Auch eine zwar vorhandene, aber schlechte
       Verschlüsselung ist hier eine Gefahr. Sie macht es Betrügern leicht, die
       übertragenen Daten wie PIN und TAN mitzulesen und damit das Konto
       abzuräumen. Bei einer [1][Recherche der taz im vergangenen Dezember] zeigte
       sich, dass eine Reihe von Instituten ihr Online-Banking nur mit dem
       veralteten Standard namens RC4 absichern, der als geknackt gilt.
       
       Mittlerweile hat sich da einiges getan: Unter den hundert größten Banken
       setzt keine mehr ausschließlich auf RC4. Dennoch unterscheiden sich die
       verwendeten Sicherheitsstandards stark: So können Angreifer bei den meisten
       Banken immer noch erzwingen, dass der unsichere Verschlüsselungsstandard
       verwendet wird – und diesen dann leicht knacken. Zudem fehlt etwa bei
       vielen Internetseiten der Sparkassen noch eine Ergänzung, die verhindert,
       dass einmal gespeicherte Kommunikation mit einem nachträglich abgefangenen
       Schlüssel dekodiert wird. Ein Sprecher des Sparkassenverbandes sagte, das
       neue System werde „schrittweise“ eingeführt. Positiv fallen GLS-Bank,
       Deutsche Bank und Ethik-Bank mit hohen Verschlüsselungsstandards auf.
       
       Auch bei mancher Behörde gibt es Nachholbedarf: Wer eine E-Mail etwa an das
       Finanzamt Kempten oder die bayerische Polizei schickt, kann nicht sicher
       sein, dass Dritten das Mitlesen unterwegs nicht möglich ist. Das zuständige
       IT-Dienstleistungszentrum des Freistaats Bayern teilte zwar mit, dass man
       Transportverschlüsselung verwende, doch Tests zeigen, dass zumindest ein
       Teil der Verbindungen unverschlüsselt erfolgt.
       
       Das Behördenportal der Stadt Stuttgart läuft nach einer Anfrage der taz
       verschlüsselt. Laut einem Sprecher hatte es eine Serverumstellung gegeben –
       daher seien die Dienste temporär nicht verschlüsselt gewesen.
       
       21 Jul 2014
       
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