# taz.de -- Wiederaufnahme im Mollath-Prozess: Stur, aber nicht allgemeingefährlich
       
       > Der psychiatrische Gutachter meint, Gustl Mollath stelle keine Gefahr für
       > die Allgemeinheit dar. Doch der hatte sich der Begutachtung verweigert.
       
 (IMG) Bild: Mollath und Anwalt Strate (l.), der seinen Mandanten nur noch als Pflichtverteidiger vertritt (Archivbild vom 7. Juli 2014).
       
       Regensburg taz . Im Wiederaufnahmeverfahren von Gustl Mollath vor dem
       Regensburger Landgericht hat am Freitag der forensische Psychiater
       ausgesagt. Er sollte klären, ob der Angeklagte schuldunfähig und
       allgemeingefährlich ist. Laut Norbert Nedopil stellt Gustl Mollath keine
       Gefahr für die Allgemeinheit dar. Eine erneute Unterbringung in der
       Psychiatrie ist somit so gut wie ausgeschlossen.
       
       Der 57 Jahre alte Mollath muss sich wegen Körperverletzung,
       Freiheitsberaubung und Sachbeschädigung verantworten. Er soll 2001 seine
       damalige Ehefrau körperlich misshandelt und eingesperrt sowie Autoreifen
       zerstochen haben. Laut Anklage hat Mollath sich an Menschen rächen wollen,
       die an dem Scheidungsstreit mit seiner Frau beteiligt waren oder sich sonst
       gegen ihn gewandt hätten.
       
       Ob Mollath unter einer wahnhaften Störung leidet, konnte der Experte aber
       nicht bestimmen. Das könne er nur in einem Untersuchungsgespräch
       feststellen, dem sich Mollath verweigert hatte. Trotzdem müsse eine
       wahnhafte Störung zumindest für die Zeit des Konflikts zwischen Mollath und
       seiner Frau 2001/2002 "ernsthaft erwogen werden".
       
       Nedopil erklärte, er habe bei Gustl Mollath Persönlichkeitsmerkmale
       festgestellt, die in einer „besonderen Belastungssituation“ zum Wahn führen
       können. Mollath würde sich selbst als „besonders rechtschaffenen Menschen“
       empfinden, der auf eine sture Weise für seine Version der Gerechtigkeit
       eintrete und sich selbst überschätze. Diese Charakterzüge leitete Nedopil
       daraus ab, dass Mollath überzeugt war, „die größte Schwarzgeldschieberei“
       aufgedeckt zu haben und der Urheber der größten „Friedensdemo der Welt“ zu
       sein. Außerdem zeugten die immer wieder auftretenden Probleme mit seinen
       Anwälten von „mangelnder Kompromissbereitschaft“.
       
       ## „Herr Nedopil hat falsche Eindrücke gewonnen“
       
       Erst am Donnerstag hatte Mollaths Anwalt Gerhard Strate sein Mandat
       niedergelegt, er führt die Verhandlung aber jetzt als Pflichtverteidiger
       weiter. Dafür, dass Mollath zeitweise nur noch in seiner „Privatrealität“
       gelebt habe, spreche laut Nedopil auch dessen Umgang mit einem seiner
       früheren Gutachter. W. Mollath unterstellte W. geschäftliche Beziehungen zu
       einem Kollegen seiner Frau, weil W. neben diesem wohnte. Das sei für die
       meisten Menschen genauso „abwegig“, wie Mollaths Annahme, Gutachter würden
       zu einem anderen Urteil kommen, weil sie bei einer bestimmten Bank ein
       Konto hätten.
       
       Aus heutiger Sicht konnte Nedopil fast ausschließen, dass Mollaths
       Handlungen durch seinen Wahn motiviert waren. Schuldunfähig wäre etwa ein
       Wahnkranker, der annimmt, seine rechtswidrigen Handlungen würden ihm von
       Gott diktiert, und Gottes Gesetz breche eben das menschliche. Doch auch
       ohne Mollaths Überzeugung, seine Frau spinne Intrigen gegen ihn, sei die
       Ehe schon derartig in der Krise gewesen, dass es zu körperlichen
       Auseinandersetzungen hätte kommen können.
       
       Vollends schloss Nedopil die Schuldunfähigkeit für die Reifenstechereien
       aus. Nicht jeder, der Verbrechen begehe, sei psychisch krank. Wenn man eine
       „Wut“ habe, könne das Aufstechen von Autoreifen auch als
       normalpsychologische Reaktion eingestuft werden. Mollath reagierte auf die
       Begutachtung seines Geisteszustandes mit zahlreichen Fragen. Eine halbe
       Stunde lang versuchte er klar zu machen, dass es sich bei seinen
       Schwarzgeld-Vorwürfen nicht um „Peanuts“ handle, wie Nedopil sagte. Zudem
       legte er dar, warum es Konflikte zwischen ihm und seinen Anwälten gegeben
       hatte.
       
       „Herr Nedopil hat falsche Eindrücke gewonnen“, sagte Mollath schließlich.
       Damit der ihn besser hätte einschätzen können, hatte Mollath beantragt,
       alte Schulfreunde von sich als Zeugen zu laden. Nedopil meinte, an Mollath
       gewandt, er wäre gut beraten gewesen, wenn er sich einem Gespräch mit ihm
       gestellt hätte.
       
       25 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lisa Schnell
       
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