# taz.de -- Kommentar Friedhofszwang: Kleinstmöglicher Fortschritt
       
       > Von der groß verkündeten Abkehr vom Friedhofszwang ist nur ein Reförmchen
       > geblieben. Die Grünen verkaufen das als "Riesengewinn".
       
 (IMG) Bild: Friedhöfe als „Naherholungsgebiete der Seele“: auf dem Alten Friedhof in Freiburg.
       
       Am Ende ist es doch nur ein Reförmchen geworden. Der von den Nazis
       etablierte Friedhofszwang wird auch von rot-grün nur ganz dezent gelockert.
       Im Kern besteht er fort. Weil die beiden christlichen Kirchen in Bremen –
       und daher SPD-Bürgermeister Jens Böhrnsen – es so wollen: Sie sehen die
       Menschenwürde in Gefahr.
       
       Anderswo in Europa hat man dieses Problem allerdings nicht: Der
       Friedhofszwang ist ein deutsch-österreichischer Sonderweg. Selbst das sehr
       katholisch geprägte Spanien kennt ihn nicht. Dass die Menschenwürde
       darunter gelitten hätte, ist nicht überliefert.
       
       Auch die neuere juristische Literatur lehnt den Friedhofszwang für Urnen ab
       – als unzulässige Grundrechtsbeschränkung. Mit seiner Neuregelung ist
       Bremen zwar weiter als andere Bundesländer. Insofern ist sie eine Schritt
       in die richtige Richtung. Aber eben nur noch ein ziemlich kleiner. Die
       Grünen verkaufen ihre koalitionsinterne Niederlage nun gleichwohl als
       „Riesengewinn“.
       
       Dabei hat eine verfassungsändernd breite Mehrheit im Parlament schon mal
       eine viel weitergehende Öffnung beschlossen. Den Weg hin zur einer echten
       Überwindung der alten Gesetze von 1934 ebnete anschließend ein
       Rechtsgutachten, das der Senat eigens in Auftrag gegeben hat. Dessen
       Intention indes wird nun ins Gegenteil verkehrt.
       
       29 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jan Zier
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Tod
 (DIR) Sterben
 (DIR) Friedhofszwang
 (DIR) Trauer
 (DIR) Friedhofszwang
 (DIR) Friedhofszwang
 (DIR) Tod
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Die Streitfrage: „Trauer braucht öffentliche Orte“
       
       In Bremen darf die Asche Verstorbener künftig auch im heimischen Garten
       verstreut werden. Kölns Erzbischof Woelki lehnt das ab.
       
 (DIR) Die Streitfrage: Wohin mit Oma?
       
       In Bremen soll der Friedhofszwang aufgehoben werden – Asche könnte man dann
       im Garten verstreuen. Ist das menschenunwürdig?
       
 (DIR) Jenseits der Friedhöfe: Asche: Streuverbot bei starkem Wind
       
       Bremen lockert als erstes Bundesland den 1934 etablierten Friedhofszwang.
       Die Urne im Wohnzimmer bleibt hierzulande aber verboten.