# taz.de -- Krise in Lesotho: Putschversuch im Königreich
       
       > Der Premier flieht vor der Armee nach Südafrika. Das Militär will von
       > einem Coup nichts wissen und spricht von einem Missverständnis.
       
 (IMG) Bild: Sieht alles ganz harmlos aus am Eingang zu den Armee-Kasernen.
       
       JOHANNESBURG taz | Das kleine Königreich Lesotho schafft es selten in die
       internationalen Schlagzeilen. Wenn doch, sind die Nachrichten meist eher
       exotischer Natur. Doch dann das. Am Wochenende unternahm die Armee einen
       Putschversuch. Soldaten umstellten mehrere Regierungs- und Polizeigebäude
       in der Hauptstadt Maseru, darunter auch den Wohnsitz von Premierminister
       Thomas Thabane.
       
       Der Ministerpräsident war da bereits aus Angst um sein Leben ins
       benachbarte Südafrika geflohen. Sein Stellvertreter Mothetjoa Metsing hat
       derweil die Amtsgeschäfte in Lesotho übernommen.
       
       Das Militär dementierte prompt, dass ein Coup stattgefunden habe.
       Regierungssprecher Ramakhula Ramakhula sprach von einem Missverständnis
       zwischen Polizei und Militär, es sei lediglich eine Polizeiwache umstellt
       worden.
       
       Doch der Premier berichtete von bewaffneten Soldaten, die am frühen Samstag
       morgen durch die Straßen liefen und Schüsse abfeuerten. Er sei gewarnt
       worden und war entkommen: „Sobald ich sicher bin, nicht getötet zu werden,
       kehre ich nach Lesotho zurück“, sagte er gegenüber der britischen BBC.
       
       Zuvor hatte die Polizei eine für Montag geplante Demonstration gegen die
       Regierung abgesagt. Denn in dem südafrikanischen Land gibt es seit längerer
       Zeit politische Spannungen. Regierungschef Thabane hatte im Juni das
       Parlament ausgesetzt, um einem Misstrauensantrag aus den Reihen seiner
       Koalition zu entgehen. Seine Koalitionspartner warfen ihm vor, eigenmächtig
       zu handeln. Zudem soll es zum Bruch zwischen ihm und Armeechef Tlali Kamoli
       gekommen sein.
       
       ## Stetig bröckelnde Koalitionsregierung
       
       Thabane ist Leiter der All Basotho Convention und führt in Lesotho seit
       Mitte 2012 eine stetig bröckelnde Koalitionsregierung aus drei Parteien.
       Sein politischer Gegner ist sein Stellvertreter Metsing, Führer des Lesotho
       Congress for Democracy. Laut Berichten aus diplomatischen Kreisen soll die
       Armee eher loyal zu Metsing stehen und die Polizei den Premierminister
       unterstützen.
       
       Premier Thabane ist der erste Oppositionspolitiker, der in dem verarmten
       Königreich durch Wahlen an die Spitze der Regierung gelangte.
       Staatsoberhaupt des winzigen Bergreiches ist König Letsie III.
       
       Die meisten der rund zwei Millionen Einwohner leben in Armut; Diamanten und
       Textil sind die größten Einnahmequellen, aber Lesotho ist wirtschaftlich
       abhängig von seinem Nachbarn Südafrika, der das Land vollständig
       umschließt. Allerdings ist Südafrika auf die enormen Wasserlieferungen aus
       dem riesigen Katse-Damm in Lesothos Bergen angewiesen.
       
       Südafrika hat bereits seit der Parlamentsauflösung im Juni in Lesotho
       politisch vermittelt und ist über die Spannungen stark besorgt. 1998 war es
       ebenfalls zu Unruhen in Lesotho gekommen und Südafrika hatte zusammen mit
       Botswana Soldaten über die Grenze geschickt. Jetzt will Südafrika zunächst
       keine Truppen entsenden, hieß es. Die Krise sollte auf diplomatischen Wege
       gelöst werden.
       
       31 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martina Schwikowski
       
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