# taz.de -- Amnesty International zum IS-Terror: „Ethnische Säuberung“ im Nordirak
       
       > Der Menschenrechtsorganisation zufolge begehen die islamistischen Milizen
       > im Nordirak systematische Tötungen. Auch Australien will jetzt Waffen an
       > die Kurden liefern.
       
 (IMG) Bild: Jesidische Flüchtlinge in einem Camp in Syrien.
       
       BAGDAD afp | Die radikale Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS)
       betreibt nach einem Bericht von Amnesty International im Nordirak [1][eine
       Kampagne der „systematischen ethnischen Säuberungen“]. Minderheiten wie die
       Jesiden, Christen oder schiitischen Turkmenen würden systematisch
       ausgelöscht, sagte am Dienstag Amnesty-Vertreterin Donatella Rovera, die
       sich derzeit in der Region aufhält. Unter Berufung auf Augenzeugenberichte
       warf die Menschenrechtsbewegung dem IS schwere Kriegsverbrechen vor,
       darunter Massenhinrichtungen und -Verschleppungen.
       
       Die radikale sunnitische Gruppierung hatte im Juni bei einer Blitzoffensive
       Teile von fünf Provinzen im Nordirak in ihre Gewalt gebracht. Gemeinsam mit
       den von ihr in Syrien kontrollierten Gebieten erklärte die Miliz sie zum
       islamischen „Kalifat“ und errichtete ein Terrorregime mit öffentlichen
       Enthauptungen, Kreuzigungen und Steinigungen. Ziel des IS sei es, „alle
       Spuren von Nicht-Arabern und nicht-sunnitischen Milizen zu beseitigen“,
       erklärte Amnesty.
       
       In dem Bericht kommen mehrere Überlebende von Massenhinrichtungen zu Wort.
       Demnach wurden allein am 3. und 15. August hunderte Männer und Jungen aus
       den beiden Jesiden-Dörfer Kinije und Kocho umgebracht. Nur mit einigem
       Glück überlebten die Brüder Sajed und Chaled das Massaker, sieben weitere
       Brüder von ihnen wurden getötet. Sajed sei dreimal ins linke Knie sowie
       jeweils einmal in Hüfte und Schulter geschossen worden, berichtete Amnesty.
       
       Salem, ein weiterer Augenzeuge, erzählt, wie er sich zwölf Tage lang
       verstecken konnte, während vor seinen Augen Verletzte starben. „Einige
       konnten sich nicht mehr bewegen, sie lagen in Qualen da und warteten auf
       ihren Tod. Sie starben einen schrecklichen Tod“. Ein muslimischer Nachbar
       habe ihm geholfen, bis er schließlich flüchten konnte.
       
       ## Tausende flüchten
       
       Laut Amnesty verschleppten IS-Milizionäre auch tausende Frauen und Kinder,
       Zehntausende flüchteten aus Angst um ihr Leben. In einem Fall habe eine
       Familie 45 vermisste Angehörige gemeldet. Amnesty-Vertreterin Rovera
       forderte die irakische Regierung auf, alle Verantwortlichen zu verfolgen
       und zur Rechenschaft zu ziehen.
       
       Der australische Premierminister Tony Abbott kündigte unterdessen an, schon
       in wenigen Tagen mit Waffenlieferungen an die kurdischen Kämpfer zu
       beginnen. Die Grausamkeit der IS-Kämpfer rechtfertige es, sie mit aller
       Macht zu bekämpfen, sagte Abbott am Dienstag dem Rundfunksender 2GB. Er
       verglich die Gräueltaten mit denen der „Nazis und Kommunisten“. Im
       Gegensatz zu deren Versuche, ihre Schandtaten zu verbergen, zeige der IS
       sie aber noch voller Stolz im Internet.
       
       Nach einem Zeitungsbericht kam eine australische Transportmaschine unter
       Beschuss, als sie Hilfslieferungen über der Stadt Amerli abwarf.
       
       2 Sep 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.amnesty.be/doc/IMG/pdf/ethnic_cleansing_on_a_historic_scale.pdf
       
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