# taz.de -- Sanierungspläne für Karstadt: Schließungen nicht ausgeschlossen
       
       > Bis zu 30 Filialen könnten der Umstrukturierung zum Opfer fallen, die das
       > Unternehmen angekündigt hat. Der neue Investor möchte die Luxus-Sparte
       > stärken.
       
 (IMG) Bild: Karstadt soll umgebaut werden. Allerdings wird wohl auch abgebaut.
       
       ESSEN dpa | Der Karstadt-Aufsichtsrat hat die Weichen für einen harten
       Sanierungskurs der angeschlagenen Warenhauskette gestellt. Auch die
       Schließung verlustreicher Filialen wird dabei nicht ausgeschlossen, wie das
       Unternehmen nach der mit Spannung erwarteten Sitzung des Kontrollgremiums
       am Donnerstag in Essen mitteilte. Nachdem die in den vergangenen Jahren
       verfolgte Strategie wirtschaftlich fehlgeschlagen sei, sei ein solcher
       Schritt zwingend. Die Gewerkschaften haben bereits Widerstand gegen harte
       Einschnitte angekündigt.
       
       Notwendig sei auch eine Senkung der Personalkosten um Wettbewerbsnachteile
       auszugleichen. Konkrete Schließungsbeschlüsse seien jedoch noch nicht
       gefasst worden. Mit rund 17.000 Mitarbeitern betreibt Karstadt noch 83
       Filialen. Das Kontrollgremium war erstmals nach der Übernahme der Kette
       durch den österreichischen Immobilieninvestor René Benko zusammengetreten.
       
       In einer ersten Stellungnahme nach der Sitzung sprach der
       Karstadt-Gesamtbetriebsratschef und stellvertretende
       Aufsichtsratsvorsitzende Hellmut Patzelt von einem „schwierigen Tag“ für
       die Beschäftigten und das Unternehmen. Es komme nun in den anstehenden
       Verhandlungen darauf an, das Management davon zu überzeugen, dass Karstadt
       eine Zukunft habe, sagte er. Über mögliche Einschnitte müsse nun verhandelt
       werden, sagte Aufsichtsratsmitglied Stefanie Nutzenberger, die bei Verdi
       für den Bereich Handel zuständig ist.
       
       Der neue Karstadt-Eigentümer Benko hatte sich nach Informationen des
       Handelsblatts nicht zu dem Treffen des Aufsichtsrats am Donnerstag
       angekündigt, war aber durch mehrere Vertraute im Gremium vertreten.
       
       ## Gewerkschaften kündigen Widerstand an
       
       Am 23. Oktober sollen die Aufsichtsräte weiter über das Konzept und die
       künftige Besetzung der Unternehmensspitze beraten. Nach Medienberichten
       könnten von der Sanierung bis zu 30 Filialen und bis zu 4000 Mitarbeiter
       betroffen sein.
       
       Die Gewerkschaften haben bereits Widerstand gegen harte Einschnitte
       angekündigt. Aufsichtsratsmitglied Stefanie Nutzenberger, die bei Verdi für
       den Bereich Handel zuständig ist, beklagte wiederholt „Ungewissheit,
       Verunsicherung und Ängste“ bei den Beschäftigten.
       
       Der frühere Chef des ehemaligen Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor, Thomas
       Middelhoff, übte unterdessen Kritik an dem neuen Eigentümer. Auch von René
       Benko sei kein wirklicher Aufschwung zu erwarten. „Er ist ein
       Immobilieninvestor, und er behandelt das Unternehmen so: Er interessiert
       sich vor allem für die Grundstücke“, sagte Middelhoff am Rande seines
       Untreue-Prozesses vor dem Essener Landgericht.
       
       Bereits der frühere Eigentümer Nicolas Berggruen, der Karstadt nach der
       Insolvenz 2010 erworben hatte, habe durch seine viel zu geringen
       Investitionen die großen Chancen für einen Neustart verspielt, kritisierte
       Middelhoff. Karstadt werde jetzt Standorte schließen, später rechne er mit
       der lange diskutierten Fusion mit Kaufhof, sagte Middelhoff. Möglicherweise
       müssten in der zusammengelegten Groß-Warenhauskette danach noch mal weitere
       Filialen geschlossen werden. „Dann entsteht ein lebensfähiges Unternehmen.“
       
       ## Premium GmbH wird zur KaDeWe Group
       
       Unterdessen setzt Investor Benko auf Luxus. Die ehemalige Karstadt Premium
       GmbH, zu der das KaDeWe in Berlin, das Oberpollinger in München und das
       Alsterhaus in Hamburg gehören, tritt laut Handelsblatt ab sofort als „The
       KaDeWe Group“ auf.
       
       „Wir vereinheitlichen die Erscheinungsbilder der einzelnen Häuser, von den
       Schaufenstern über die Ladengestaltung bis hin zum Sortiment“, sagte der
       Geschäftsführer der Luxus-Warenhäuser-Gruppe, André Maeder, der Zeitung. Er
       denke über die Eröffnung weiterer exklusiver Vorzeigehäuser nach. Unter dem
       Dach der KaDeWe Group seien weitere Eröffnungen, etwa in Frankfurt am Main,
       Wien oder Prag, vorstellbar.
       
       12 Sep 2014
       
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