# taz.de -- Neues Album von Laing: Den Hengst kenn' ich längst
       
       > Das neue Album der Berliner Band Laing heißt „Wechselt die Beleuchtung“ –
       > und hört sich an wie elektronisch vertonte Ringelnatz-Gedichte.
       
 (IMG) Bild: „Heißer Scheiß, der ab jetzt an deinem Schuh klebt“: angeblich die Übersetzung des Bandnamens aus dem Chinesischen.
       
       Man könnte es musikalische Alltagspoesie nennen: kluge Texte, mit einem
       Gefühl für Sprachrhythmus, vorgetragen mit glockenklaren Stimmen und
       elektronischem Pling-Plong. Laings Debütsingle [1][„Safari“] vereint, was
       man von ihrem [2][346423/wechselt-die-beleuchtung-trailer:neuen zweiten
       Album „Wechselt die Beleuchtung“] erwarten kann. Der Track ist tanzbar,
       demonstriert die stimmliche Klasse der Sängerinnen und ruft ein Schmunzeln
       hervor.
       
       Denn im Text geht es um Partnersuche. Es ist Damenwahl an den Wasserstellen
       im Großstadtdschungel, die unterschiedlichen Männertypen tragen Tiernamen.
       „Siehst du den Hengst, kenn’ ich längst / Hat mich nicht amüsiert / Selbst
       mit der Kröte hab ich es probiert“, singt die Leadsängerin Nicola Rost zu
       Synthie-Sound und Bongorhythmen.
       
       Humor und Emanzipation sind tragende Stilelemente in der Klangwelt von
       Laing, das Quartett setzt sich über Genres hinweg und hat sich so einen
       eigenen Platz in der deutschsprachigen Musikszene erobert.
       
       Sie modernisieren die Neue Deutsche Welle, obwohl es fast etwas zu einfach
       wäre, die Band zwanghaft auf etwas schon Dagewesenes zu reduzieren. Was die
       jungen Frauen aus Berlin seit 2007 fabrizieren, klingt eher so, als würde
       eine Motown-Girlgroup in den 80ern Elektro entdecken und damit Gedichte von
       Joachim Ringelnatz vertonen.
       
       Laing können laut und können leise, mit den beiden Tracks „Sagen Sie Sie“
       und „Das letzte Lied“ wird klar, dass die Damen auf Pling-Plong auch
       verzichten können, denn ihre Stimmen und ihre Texte tragen viel.
       
       Allerdings funktioniert das nicht immer, wie der etwas eintönige Track
       „Kaugummi“ nahelegt, der sich der Langeweile, die er beschreibt, klanglich
       zu sehr angenähert hat. Auch der Versuch, nach [3][ihrem großen Hit
       „Morgens immer müde“] erneut einen Schlager zu covern, geht in die Hose.
       Manche Kunststücke lassen sich eben nicht wiederholen.
       
       ## Metaebene des Alltäglichen
       
       Das macht aber nichts, denn die anderen Tracks haben Biss. Selbst der für
       Laing ungewöhnlich melancholische Song „Dein, Deine, am Deinsten“ wird dank
       Sprachgefühl und Metapherneinsatz vom Kitsch befreit, sie betonen immer die
       Metaebene des Alltäglichen und haben ein gutes Auge für zwischenmenschliche
       Begegnungen und Marotten. Im eingängigen Popsong „Zeig mir deine Muskeln“,
       der täuschend echt nach den 80er Jahren klingt, thematisieren Laing mit
       einem Augenzwinkern den Drang, bestimmte Muskelgruppen, die eigentlich
       nicht wichtig sind, zu trainieren, um begehrt zu werden.
       
       Der lateinisch gesungene Refrain ist ein Novum der Popgeschichte und ein
       Ausflug in die Anatomie: „Ich steh auf deinen Bizeps, Trizeps, Musculus
       maximus / Trag mich heim mit deinem Quadrizeps latissimus, Rectus
       abdominis.“
       
       Die Shows von Laing sind bekannt für ihre elegante Choreografie, für
       einheitliche Kostüme und gesangliches Raffinement. Dass die vier Damen
       überraschen können, beweisen sie mit dem Titeltrack, der erst ruhig, dann
       mit Post-Dubstep-Elementen daherkommt. Auch diesen Schuh können sich Laing
       ohne weiteres anziehen.
       
       Apropos Schuh – nach eigenen Angaben kommt der Bandname aus dem
       Chinesischen und bedeutet: „Heißer Scheiß, der ab jetzt an deinem Schuh
       klebt.“
       
       21 Sep 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.youtube.com/watch?v=WAvB_vOoWgM
 (DIR) [2] http://www.universal-music.de/laing/videos/detail/video
 (DIR) [3] http://www.youtube.com/watch?v=lNE2Kf2HbTo
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Saskia Hödl
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Musik
 (DIR) Neue Deutsche Welle
 (DIR) Emanzipation
 (DIR) Berlin
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA