# taz.de -- Die Wahrheit: Weichteile zum Kauen
       
       > Neues aus Neuseeland: Durch den Fehler eines chinesischen Lieferanten
       > kaut halb down under auf herrlich obszönen Penis-Gummibärchen herum.
       
 (IMG) Bild: Seit Juni schon dürfen die Maggi-Nudeln in Indien nicht mehr verkauft werden.
       
       Jahre ist es her – treue Leser erinnern sich – dass ein Süßigkeitenskandal
       den Südpazifik erschütterte. Damals ging es um eine Sorte weißer
       Kaubonbons, ähnlich schmeckend wie Mäusespeck, die den politisch
       unkorrekten Namen „Eskimo“ trugen. Jetzt kommt es noch dicker. Und
       deutlicher erigierter … äh, erregter. Denn jetzt hat Neuseeland
       Penis-Gummibärchen zu verdauen.
       
       Die in Nelson ansässige Süßwarenfirma „Dutch Rusk“ importierte fünf
       Paletten Weingummi der Marke „Dragon Sweets“ aus China und mischte sie,
       anscheinend ohne nähere Inspektion, in ihre bunt sortierten
       Kaubonbon-Beutel. Bereits zwei Wochen später kamen die ersten
       Beschwerdeanrufe. Entsetzte, erboste, empörte Konsumenten hatten essbare
       Mini-Penisse im Gummibären-Sortiment gefunden – mal grün, mal gelb, mal
       orange. Nicht auszumalen, welcher psychische Schaden entstünde, wenn solch
       ein Phallus in Kinderhände oder gar -münder geriete.
       
       „Wir dachten zuerst, das sei ein Scherz“, so Dutch Rusk-Geschäftsführer
       Jack van de Geest. „Ich konnte es wirklich nicht glauben.“ Schließlich
       trudelten die Weichteile zum Beweis per Post ein. Die Importfirma startete
       sofort eine Rückrufaktion des gesamten Sortiments, auch wenn im Schnitt nur
       jedes zwanzigste Tütchen mit ein oder zwei der anstößigen Replikationen
       kontaminiert war. Van de Geest entschädigte die Verbrauer umgehend mit
       kostenlosem Süßzeug. „Wir haben getan, was wir konnten. So etwas kann
       leider passieren.“
       
       In China, dem weltweit größten Hersteller von Sex-Spielzeugen wie Dildos,
       sind die süßen „Penis Gummies“ frei käuflich. Das männliche Geschlechtsteil
       ist dort ein Symbol für Fruchtbarkeit und Gesundheit. Im Jahr 2011 ging ein
       Foto samt Aufschrei um die Welt, auf dem Tom Cruise’ Tochter Suri mit Mama
       Katie Holmes beim Einkaufen in New York eine Packung „Penis Gummies“ aus
       dem Regal zieht. Und im vergangenen Jahr empörte sich eine englische
       Mutter, deren siebenjährige Tochter ein Kaugummi namens „Camel Balls“
       gekauft hatte. Auf der Verpackung waren die überdimensionalen Hoden eines
       Kamels zu sehen. Shocking! Dass Tiere sowas haben!
       
       Während der Fußballweltweisterschaft musste sich die Firma Nestlé mit einer
       mysteriösen Penis-Fehlpressung auf ihrer „Milky Bar“ herumschlagen, die ein
       Londoner Rechtsanwalt auf einem Riegel aus weißer Schokolade ortete und
       publik machte. Bereits zwei Jahre zuvor kursierte das erste Foto einer
       ähnlichen Schoko-Schniedel-Erscheinung im Internet. Nestlé erklärte dazu,
       es handele sich um den Kopf eines Pferdes, nicht um den Schwanz des Mannes.
       
       Damit kann sich Dutch Rusk nicht herausreden. Den Neuseeländern blieb nach
       der Rückrufaktion nur die komplette Vernichtung des Corpus Delicti. Alle
       Tüten, ob mit oder ohne Penis-Gummibär, landeten auf der Müllkippe – ein
       Verlust von Tausenden Dollar. Van de Geest befürchtet, manche
       Geschäftspartner für immer verprellt zu haben. Von wegen
       Fruchtbarkeitssymbol – nur in China.
       
       25 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anke Richter
       
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