# taz.de -- Proteste in Hongkong: Bereitschaftspolizei zieht ab
       
       > Die Lage beruhigt sich, die Bereitschaftspolizei wird durch
       > Sicherheitsbeamte ersetzt. Aber noch immer halten Demonstranten mehrere
       > Straßen besetzt.
       
 (IMG) Bild: Protest mit Gasmaske im Hongkonger Bezirk Mongkok
       
       HONGKONG afp/dpa | Die prodemokratischen Demonstranten in Hongkong haben am
       Montag ihre Blockade des Finanzbezirks fortgesetzt. Aber wegen der
       angeblich entschärften Massenproteste haben die Behörden der chinesischen
       Sonderverwaltungszone den Abzug der Bereitschaftspolizei bekanntgegeben.
       Die Einheiten seien abgezogen worden, „weil sich die auf den Straßen
       versammelten Bürger beruhigt haben“, hieß es in einer am Montag
       veröffentlichten Stellungnahme der Regierung.
       
       Die Demonstranten wurden zudem aufgerufen, die Straßen der Metropole
       „schnellstmöglich“ zu räumen, um Rettungswagen die Durchfahrt zu
       ermöglichen und „die teilweise Wiederaufnahme des öffentlichen Nahverkehrs“
       zu ermöglichen. Die Polizei war in der Dunkelheit wiederholt mit Tränengas
       gegen zehntausende Anhänger der Demokratiebewegung vorgegangen, deren
       Proteste sich in der Nacht auf weitere Stadtteile ausgebreitet und zu einer
       Sitzblockade am Hafen geführt hatten.
       
       Nach den stundenlangen Zusammenstößen wurde die Polizeipräsenz am Morgen
       zurückgefahren, statt Bereitschaftspolizisten kamen Sicherheitsbeamte in
       normaler Alltagsuniform zum Einsatz. Im geschäftigen Einkaufsbezirk
       Causeway Bay war stellenweise überhaupt keine Polizei mehr sichtbar.
       
       Die Aktivisten fordern mehr Demokratie in der chinesischen
       Sonderverwaltungsregion. Tausende blockierten Hauptverkehrstraßen nicht nur
       im Bankenviertel in Central auf der Insel Hongkong, sondern auch auf der
       zum Gebiet Hongkong gehörenden gegenüber liegenden Halbinsel Kowloon.
       
       In einer Fernsehansprache rief Regierungschef Leung Chun-ying die sieben
       Millionen Hongkonger zu Ruhe und Ordnung auf. Er dementierte Gerüchte, dass
       seine Regierung die chinesische Volksbefreiungsarmee um Hilfe gebeten habe.
       Die Demonstranten forderte Leung auf, nach Hause zu gehen. „Wir wollen kein
       Chaos in Hongkong.“
       
       ## Nahverkehr lahmgelegt
       
       Die Massenproteste lösten zum Beginn der Arbeitswoche dennoch ein
       Verkehrschaos aus. Zudem blieben Schulen, Geschäfte und Banken in mehreren
       Stadtteilen geschlossen, zahlreiche Verbindungen des öffentlichen
       Nahverkehrs waren lahmgelegt. Demonstranten blockierten wichtigen
       Kreuzungen und Hauptstraßen in der Millionenstadt. Betroffen waren
       insbesondere die dicht bevölkerten Stadtteile Mongkok und Kowloon.
       
       Am Sonntagmorgen hatte sich die Protestbewegung Occupy Central einem seit
       Tagen währenden Studentenstreik angeschlossen und eine neue Kampagne für
       mehr Demokratie gestartet. An einer Kundgebung am Samstagabend hatten mehr
       als 10.000 Menschen teilgenommen – die Organisatoren sprachen sogar von
       60.000 Teilnehmern. Es kam zu Dutzenden Festnahmen.
       
       Die ehemalige britische Kronkolonie Hongkong genießt seit der Rückgabe an
       China 1997 einen Sonderstatus: Gemäß dem Prinzip „Ein Land – zwei Systeme“
       werden Bürgerrechte wie Presse- und Versammlungsfreiheit gewährt, die auf
       dem chinesischen Festland stark eingeschränkt sind. 2017 sollen die
       Bewohner zwar erstmals direkt einen Verwaltungschef wählen können, doch zum
       Ärger der Demonstranten will die Zentralregierung in Peking ihr genehme
       Kandidaten vorab auswählen.
       
       29 Sep 2014
       
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