# taz.de -- Tod eines Flüchtlings: Schutzsuchende in Angst
       
       > Laut Augenzeugen könnte der Wolfsburger Flüchtling Stanly Utubor noch
       > leben, wäre die Ambulanz schneller gewesen. Polizei und Feuerwehr
       > streiten die Vorwürfe ab.
       
 (IMG) Bild: Wie hoch die Hürde für Hilfe im Füchtlingsheim ist, das ist in Wolfsburg-Fallersleben noch strittig
       
       HANNOVER taz | Nach tödlichen Schüssen aus dem Drogenmilieu auf den aus
       Nigeria stammenden Stanly Utubor erheben Augenzeugen schwere Vorwürfe gegen
       Polizei und Rettungsdienst. Etwa eine Dreiviertelstunde habe es gedauert,
       bis nach ersten Notrufen ein Krankenwagen zur Erstversorgung des schwer
       Verletzten vor Ort gewesen sei, sagte ein Bewohner der
       Asylbewerberunterkunft Hafenstraße in Wolfsburg-Fallersleben der taz.
       
       „Selbstverständlich“ hätten sich damit die Überlebenschancen des
       31-Jährigen verschlechtert, so ein Flüchtling, der seinen Namen aus Angst
       vor Repressionen nicht in der Zeitung lesen will. Nach der Schießerei habe
       es allein 25 Minuten gedauert, bis die Polizei eingetroffen sei.
       
       Stanly Utubor hatte am Mittwochabend vergangener Woche versucht, einen
       Streit in dem Flüchtlingsheim zu schlichten, in dem er auch selbst lebte –
       offenbar als völlig Unbeteiligter. Als mutmaßliche Todesschützen konnte die
       Polizei nach weniger als einer halben Stunde drei in Russland geborene
       Deutsche festnehmen, die nicht in der Unterkunft wohnen. Sie sollen laut
       Innenministerium in der Vergangenheit durch Drogendelikte aufgefallen sein.
       
       Trotzdem instrumentalisierte die CDU-Landtagsabgeordnete Angelika Jahns die
       Schießerei keine 24 Stunden später: Vor dem Plenum des Landesparlaments
       fabulierte sie vor einer Gefährdung von Polizei und Öffentlichkeit durch
       Flüchtlinge.
       
       Die Wolfsburger Polizei selbst wies die Vorwürfe der Unterkunftsbewohner
       gegenüber der taz zurück. Zwischen dem Eingang eines ersten Notrufs und dem
       Eintreffens eines Streifenwagens seien „vier Minuten“ vergangen, so
       Hauptkommissar Sven-Marco Claus. Niedersachsens Innenminister Boris
       Pistorius (SPD) hatte bei der Unterrichtung des Landtags von „sieben
       Minuten“ gesprochen.
       
       Auch die Wolfsburger Stadtverwaltung betont, zwischen der Benachrichtigung
       ihrer Berufsfeuerwehr und der „Ankunft der Rettungswagen“ seien nur acht
       Minuten vergangen. Bis zur „Reanimation der verletzten Person“ habe es
       lediglich 16 Minuten gedauert.
       
       Die Augenzeugen haben dafür eine Erklärung: Ihre ersten Notrufe seien
       schlicht nicht ernst genommen worden. Erst nach einem späteren Anruf des
       Hausmeisters der Unterkunft seien Polizei und Rettungsdienste tätig
       geworden, vermuten sie.
       
       Bei einer Demonstration am Montag wehrten sich die Schutzsuchenden außerdem
       gegen eine pauschale Kriminalisierung wie die aus den Reihen der CDU. Nach
       Angaben des Flüchtlingsrats Niedersachsen hat Wolfsburgs Oberbürgermeister
       Klaus Mohrs (SPD) zugesichert, die Vorwürfe des verspäteten Eintreffens der
       Krankenwagen untersuchen zu lassen.
       
       30 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Wyputta
       
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