# taz.de -- Votum über Kriegseintritt der Türkei: PKK-Chef setzt Ankara unter Druck
       
       > Kurden in Kobane stellen sich auf Straßenkampf ein. Im Fall eines
       > Massakers will die PKK den Friedensprozess abbrechen. Das Parlament berät
       > über den Militäreinsatz.
       
 (IMG) Bild: In Bereitschaft: Türkische Panzer haben an der Grenze zu Syrien Stellung bezogen
       
       ISTANBUL/BEIRUT/KOBANE rtr/dpa | Der inhaftierte PKK-Chef Abdullah Öcalan
       setzt die türkische Regierung im Kampf gegen die IS-Miliz im Nachbarland
       Syrien unter Druck. Sollten die Extremisten in der überwiegend von Kurden
       bewohnten syrischen Grenzstadt Kobani ein Massaker verüben, werde die
       Kurdische Arbeiterpartei PKK den Friedensprozess mit der türkischen Führung
       beenden, erklärte Öcalan.
       
       Seine Stellungnahme wurde am Donnerstag von einer der PKK nahestehenden
       Delegation verbreitet, die Öcalan am Mittwoch im Gefängnis besucht hatte.
       Das türkische Parlament soll nach dem Willen der Regierung im Laufe des
       Tages die Armee zu einer Intervention in Syrien und im Irak
       bevollmächtigen. Eine Annahme gilt angesichts der großen Mehrheit der
       Regierungspartei AKP als sicher.
       
       „Ich rufe jeden in der Türkei, der nicht will, dass der Friedensprozess und
       der Weg zur Demokratie zusammenbricht, auf, für Kobani Verantwortung zu
       übernehmen“, erklärte Öcalan.
       
       Der heutige türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte im Jahr 2012 den
       Friedensprozess mit der PKK angestoßen, um den 30 Jahre dauernden Kampf
       militanter Kurden für mehr Rechte zu beenden. Die Türkei, die USA und die
       Europäische Union haben die PKK als Terrorgruppe eingestuft. Öcalan sitzt
       seit 15 Jahren in der Türkei wegen Hochverrats, Mordes und Bildung einer
       terroristischen Vereinigung in Haft.
       
       ## Neue Kämpfer für den IS
       
       Kämpfer des Islamischen Staates (IS) belagern seit mehr als zwei Wochen
       Kobani im Norden Syriens. Gegen die Miliz, die bereits große Teile in
       Syrien und im Irak unter Kontrolle hat, kämpfen in Kobani kurdische
       Volksverteidigungseinheiten (YPG), die mit der PKK verbündet sind.
       
       Die USA und ihre arabischen Verbündeten hatten am Mittwoch zuletzt
       IS-Stellungen östlich von Kobani bombardiert, um die Extremisten zu
       stoppen. Indes habe der IS Verstärkung von neuen Kämpfern aus dem Osten
       Syriens erhalten, sagte der Chef der selbst ernannten Regionalregierung von
       Kobani, Anwar Muslim, am Mittwoch.
       
       Die Kämpfe zwischen den Extremisten und den kurdischen Einheiten hätten
       sich am frühen Donnerstagmorgen zugespitzt, berichtete die in
       Großbritannien ansässige syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
       IS-Anhänger rückten von drei Seiten auf die Stadt vor, im Westen erzielten
       sie Geländegewinne. Die Kurden bereiten sich demnach auf Straßenkämpfe vor.
       
       ## Abstimmung in Ankara
       
       Der im Arabischen Ain al-Arab genannte Ort an der Grenze zur Türkei ist die
       letzte Bastion in einer Enklave, die bisher unter Kontrolle syrischer
       Kurden stand. Angesichts des IS-Vormarsches stimmt das türkische Parlament
       am Donnerstag über ein Mandat für einen Militäreinsatz gegen Terrorgruppen
       in Syrien und im Irak ab.
       
       Die türkische Regierung will sich vom Parlament die Erlaubnis für
       Militäreinsätze geben lassen. Der Regierung des Nato-Mitglieds soll erlaubt
       werden, über den Zeitpunkt, die Dauer und das Ausmaß militärischer
       Operationen in den Nachbarländern zu entscheiden, wie die
       Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Ankara werde auch dazu befugt, über die
       Anwesenheit ausländischer Truppen in der Türkei zu entscheiden. Die
       Erlaubnis gelte für ein Jahr.
       
       Der Regierung in Ankara war zuletzt wiederholt ein mangelndes Engagement im
       Kampf gegen den IS vorgeworfen worden. Laut den Vereinten Nationen hat die
       Türkei mehr Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen als jedes andere Land.
       
       2 Oct 2014
       
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