# taz.de -- Kampf gegen Terrormiliz: 21 Luftangriffe gegen IS in Kobani
       
       > Die internationale Allianz muss sich aus Sicht der USA auf einen
       > Langzeit-Einsatz gegen IS einstellen. Bei den bisher stärksten Angriffen
       > wurden auch Mörser zerstört.
       
 (IMG) Bild: Immer wieder Rauch: Kobani von der türkischen Grenze aus gesehen
       
       WASHINGTON ap/dpa | US-Präsident Barack Obama hat mit mehr als 20
       Militärchefs der internationalen Koalition gegen die Terrormiliz
       Islamischer Staat (IS) über die weitere Strategie beraten. Die Teilnehmer
       des Treffens seien sich darüber im Klaren, dass die Kampagne lange dauern
       werde, sagte Obama am Dienstag zum Abschluss des Treffens bei Washington.
       Die Verteidigungsminister der Koalition hätten sich darauf verständigt, „je
       nach Vermögen der beteiligten Länder ihre Fähigkeiten“ zur Anti-IS-Mission
       beizutragen, teilte ein mit den Gesprächen betrauter Pentagonvertreter
       darüber hinaus mit.
       
       Zuvor hatten die USA mit Unterstützung Saudi-Arabiens die bisher stärksten
       Luftschläge gegen den IS ausgeführt. Nach Mitteilung des Zentralkommandos
       in Tampa (Florida) wurden am Montag und Dienstag nahe der von der Miliz
       schwer bedrängten kurdischen Enklave Kobani an der syrisch-türkischen
       Grenze 21 Angriffe geflogen. Dabei seien mehrere Sammelpunkte, Gebäude,
       Fahrzeuge und Mörserstellungen der Dschihadisten zerstört worden.
       
       Es gebe Anzeichen dafür, dass die Luftangriffe den Vormarsch des IS auf
       Kobani verlangsamt haben, so das Zentralkommando weiter. Die
       Sicherheitslage bleibe jedoch „fließend“. Idris Nassan, Vize-Sprecher für
       auswärtige Angelegenheiten in Kobani, sagte, kurdische Kämpfer hätten dank
       der Luftschläge einen strategisch wichtigen Hügel etwa sieben Kilometer von
       der Stadt entfernt von den Dschihadisten zurückerobern können.
       
       Laut dem Syrischen Beobachtungszentrums für Menschenrechte und einer
       weiteren Aktivistengruppe, den Örtlichen Koordinationskomitees,
       bombardierten die USA auch die Stadt Majadin in Ostsyrien, wo sie eine
       Ölraffinerie trafen und einen Großbrand auslösten.
       
       Obama sagte nach dem Strategietreffen, es habe im Kampf gegen den IS einige
       „wichtige Fortschritte“ gegeben. Die Mitglieder der Koalition seien aber
       auf eine lange Kampagne vorbereitet. „Es gibt keine schnelle Lösung“, sagte
       der Präsident. „Wir befinden uns noch in der frühen Phase. Wie bei jedem
       Militäreinsatz wird es Tage des Fortschritts und Perioden des Rückschritts
       geben. Aber unsere Koalition ist gemeinsam diesem Langzeit-Einsatz
       verpflichtet.“
       
       ## US-Geheimdienste arbeiten mit Russland
       
       Das Treffen auf dem Militärstützpunkt Andrews wurde von US-Generalstabschef
       Martin Dempsey geleitet. Großbritannien, Frankreich, Belgien, die
       Niederlande, Kanada, Australien sowie fünf arabische Staaten beteiligen
       sich in Syrien oder im Irak am Luftkrieg der USA gegen den IS. An den
       Gesprächen nahmen aber auch Vertreter von Staaten teil, die sich auf andere
       Weise engagieren, darunter Deutschland, das Waffen an die Kurden im
       Nordirak liefert.
       
       Im Kampf gegen den im Norden Iraks wollen die USA enger mit Russland
       zusammenarbeiten. Die Außenminister beider Länder, John Kerry und Sergej
       Lawrow, sprachen am Dienstag in Paris darüber, ihren Austausch von
       Informationen über die Islamisten zu intensivieren. Er habe angeregt, die
       Zusammenarbeit im Bereich der Nachrichtendienste zu verstärken, sagte Kerry
       nach dem Gespräch mit Lawrow.
       
       ## Verletzung der Waffenruhe?
       
       Die USA drängen insbesondere Ankara, sich stärker im Kampf gegen die
       Terrormiliz zu engagieren. Doch der internationale Kampf gegen den IS wurde
       durch Gefechte zwischen der Türkei und der verbotenen kurdischen
       Arbeiterpartei PKK erschwert. Die türkische Armee flog erstmals seit mehr
       als eineinhalb Jahren Luftangriffe auf PKK-Stellungen im eigenen Land.
       Kurden in der Türkei werfen der Regierung in Ankara Untätigkeit angesichts
       der Gewalt gegen die Bewohner des Grenzorts vor. Und die Kurdenpartei warf
       dem Militär am Dienstag eine Verletzung der Waffenruhe vor. Diese hatte die
       Organisation im März 2013 ausgerufen.
       
       In Deutschland sorgte unterdessen ein [1][Vorstoß der Grünen-
       Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt] weiter für Unruhe in der
       Partei. Der außenpolitische Sprecher der Fraktion, Omid Nouripour,
       verteidigte seine Chefin gegen heftige Kritik aus den eigenen Reihen.
       
       Göring-Eckardt hatte sich für eine deutsche Beteiligung an einer
       eventuellen UN-Friedenstruppe bei einem Einsatz gegen den IS ausgesprochen.
       „Natürlich muss Deutschland prüfen, ob es sich auch militärisch am Kampf
       gegen den IS beteiligt, wenn dafür ein UN-Mandat vorliegt“, sagte Nouripour
       der Rheinischen Post. „Mich ärgert es, dass nicht einmal versucht wird, ein
       UN-Mandat gegen den IS zu erhalten und die Weltgemeinschaft dem Morden in
       Syrien und im Irak nicht gemeinsam entgegentritt.“
       
       15 Oct 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Goering-Eckardt-fordert-Militaereinsatz/!147638/
       
       ## TAGS
       
 (DIR) USA
 (DIR) Schwerpunkt Syrien
 (DIR) Schwerpunkt Türkei unter Erdoğan 
 (DIR) Kobani
 (DIR) „Islamischer Staat“ (IS)
 (DIR) Pazifismus
 (DIR) Ägypten
 (DIR) „Islamischer Staat“ (IS)
 (DIR) Schwerpunkt Syrien
 (DIR) Kobani
 (DIR) Schwerpunkt Türkei unter Erdoğan 
 (DIR) Schwerpunkt Syrien
 (DIR) USA
 (DIR) Kurden
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Die Streitfrage: „Wie ein Ritt auf der Kreissäge“
       
       Es sei absurd, Gewaltverzicht zum höchsten aller Werte zu erklären, findet
       „Zeit“-Herausgeber Josef Joffe. Buddhistin Susanne Matsudo-Kiliani sieht
       das ähnlich.
       
 (DIR) Umfrage zum „Islamischen Staat“: Kaum ein Saudi mag den IS
       
       Was halten Saudis vom IS? Einer Studie zufolge ist die Unterstützung für
       die Terrormiliz nur wenig höher als in anderen arabischen Ländern.
       
 (DIR) IS in Kobani und im Irak: Luftangriffe töten Hunderte
       
       Allierte Bombardements bremsen den IS-Vormarsch in Kobani.
       Unionsfraktionschef Kauder kritisiert derweil die Türkei und deutet eine
       Annäherung zur PKK an.
       
 (DIR) Kriegsverbrechen des IS im Irak: Frauen als Beute
       
       Versklavt und zwangsverheiratet: Nach Gefangennahme teilt der IS Jesidinnen
       unter seinen Kämpfern auf. Unter Berufung auf den Koran.
       
 (DIR) Krieg zwischen Kurden und IS: Gestorben für Kobani
       
       Nicht nur Kurden verteidigen die syrische Stadt Kobani. Ein linker,
       türkischer Aktivist fiel dort Anfang Oktober im Kampf gegen die
       Dschihadisten.
       
 (DIR) Kampf um Kobani: Die Türkei greift ein – gegen die PKK
       
       Erstmals seit Beginn des Waffenstillstands im vergangenen Jahr hat das
       türkische Militär Stellungen der kurdischen PKK attackiert.
       
 (DIR) Kurs der Anti-IS-Allianz: 20 Staaten gegen die Terrormiliz
       
       Die Extremisten rücken im West-Irak weiter vor – und wohl auch wieder in
       Kobani. Der Streit über türkische Stützpunkte droht ein Strategietreffen zu
       belasten.
       
 (DIR) Kampf gegen IS-Terrormiliz: Türkei und USA doch nicht einig
       
       Das US-Militär soll türkische Stützpunkte nun doch nicht nutzen dürfen. Die
       Türkei erklärt, es habe bisher keine entsprechende Vereinbarung gegeben.
       
 (DIR) Debatte Kampf um Kobani: Das Kalkül der PKK
       
       Die Türkei und die Kurden sind uneins, wie Kobani zu retten sei. Doch gegen
       den „Islamischen Staat“ können sie nur gemeinsam gewinnen.