# taz.de -- Cricket-Boom in Deutschland: Kölner Krieger
       
       > Wie der afghanische Flüchtling Khaled Mohmand ein Cricket-Team aufgebaut
       > hat und auf seine Art für einen kleinen Boom der Sportart sorgt.
       
 (IMG) Bild: Die afghanische Cricket-Nationalmannschaft im Spiel gegen Sri Lanka während der Asian Games 2014.
       
       BERLIN taz | „Die Menschen zu erreichen, das geht am besten über ihre
       Leidenschaft – bei uns Afghanen ist das Cricket.“ Deshalb hat Khaled
       Mohmand, 32, vor zwei Jahren den Cricket-Verein Cologne Warriors gegründet.
       Er wollte seine Landsleute zusammenführen.
       
       In den vergangenen Jahren gab es in Deutschland eine rasante Entwicklung in
       der Randsportart Cricket. Viele der Flüchtlinge aus Bangladesch und
       Afghanistan, aber auch Austauschstudenten aus Indien und Pakistan nutzen
       Cricket, um in Deutschland den Sport ihrer Heimat zu spielen.
       
       „Der Sport bringt uns zusammen. Wir tauschen uns über Probleme aus und
       helfen uns gegenseitig“, sagt Mohmand, „Cricket ist für uns eine Art
       Plattform, um andere Menschen besser kennen zu lernen und uns gegenseitig
       zu unterstützen.“ Bereits nach zwei Jahren gelang es dem Kölner Team,
       Meister in Nordrhein-Westfalen zu werden. Mit der Trophäe in der Hand
       strahlten Warriors-Spieler in diesem Juli gegenseitig um die Wette. Doch so
       viel Freude und Glück wie in diesem Augenblick verspürten sie nur selten in
       ihrem Leben.
       
       Viele der Spieler stammen aus Krisenländern. Ihnen blieb keine andere
       Möglichkeit als Flucht. Krieg, politische Verfolgung und der einfache
       Wunsch nach Bildung veranlassten sie, nach Deutschland zu kommen. Besonders
       im Fall von Mohmand war der Drang nach Wissen ausschlaggebend. Er ist
       selbst ein Flüchtlingskind. Anfang der 90er Jahre musste er mit seiner
       Familie Afghanistan verlassen.
       
       Damals arbeitete sein Vater für die Sowjets, die Afghanistan okkupiert
       hatten. Die Islamisten verfolgten und ermordeten Unterstützer des alten
       Regimes der Kommunisten, da sie als Ungläubige galten. Ohne Hab und Gut
       musste Khaled Mohmands Familie nach Indien fliehen. Er war gerade einmal
       zehn Jahre alt. In Indien lernte er nicht nur Hindi, sondern auch Englisch
       und besuchte eine englische Schule.
       
       ## Reise zur Schwester
       
       „Meine Eltern wollten immer, dass wir Kinder eine gute Ausbildung genießen,
       doch in Indien gibt es kaum Perspektiven“, sagt er. Daher entschied sich
       die Familie, den Sohn nach Deutschland zu seiner Schwester zu schicken,
       damit er eine bessere Bildung erhält. Ein Schleuser brachte den 16-jährigen
       Jungen nach Deutschland.
       
       Khaled Mohmand durfte bei seiner Schwester und ihrem Mann wohnen und
       besuchte eine deutsche Schule, an der er nicht nur die zehnte Klasse
       absolvierte, sondern auch das Abitur schaffte. Während der Zeit gelang es
       ihm sogar noch, mit einer gültigen Arbeitserlaubnis sich selbst zu
       finanzieren. Aber das reichte Mohmand noch lange nicht. Er hatte große
       Ziele, studierte und ergatterte ein Stipendium für einen Aufenthalt in
       England. Um das Stipendium zu bekommen, benötigte er die deutsche
       Staatsbürgerschaft, die er 2007 erhielt.
       
       In Indien hatte Mohmand angefangen, Cricket zu spielen. Er blieb dabei.
       Zwar findet man keine genauen Statistiken über die Herkunft der Spieler in
       Deutschland, aber ein Anstieg ist spürbar. Hierzulande gibt es etwa 3.000
       Cricket-Spieler, davon besitzen gerade einmal die Hälfte eine deutsche
       Staatsbürgerschaft.
       
       ## Mit Aufenthaltsgenehmigung in der Nationalelf
       
       Natürlich gibt es wie auch im Fußball rein afghanische oder aus Bangladesch
       stammende Vereine, doch die sind eher die Ausnahme. Auch die deutsche
       Nationalmannschaft ist multikulturell aufgestellt; von vierzehn Spielern
       besitzen fünf keine deutsche Staatsbürgerschaft, dafür aber eine
       Aufenthaltsgenehmigung, die ausreicht, um anzutreten.
       
       Ein Problem ist das nicht, eher eine gewollte Integrationsmöglichkeit: „Das
       ist das Gute am Cricket. Hier kommen Menschen aus völlig unterschiedlichen
       Ländern wie Sri Lanka, Pakistan, Afghanistan, Indien, England und aus
       Deutschland zusammen und können sich kennen lernen und austauschen,“ sagt
       Brian Mantle, Geschäftsführer des Deutschen Cricket-Bundes. Das ist ein
       Konzept, das Früchte trägt, wie man am Beispiel von Khaled Mohmand sieht.
       
       Die Mittel in dieser Sportart sind jedoch begrenzt. Es gibt zu wenig
       Cricket-Plätze für immer mehr Mannschaften. Eigentlich sind es nur zwei
       echte: in Husum und Werder an der Havel.
       
       9 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Teresa Kröger
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Kolumne Stadtgespräch
       
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