# taz.de -- Reaktionen auf Wahl in der Ostukraine: Der Fürsprecher Russlands
       
       > Der Streit um die Wahl in der Ostukraine gefährdet die Waffenruhe.
       > Friedensnobelpreisträger Gorbatschow sieht die Verantwortung für die
       > Krise bei den USA.
       
 (IMG) Bild: Wenn es um Russland geht, unterschiedlicher Meinung: Bundeskanzlerin Merkel und Friedensnobelpreisträger Gorbatschow. (Archivbild)
       
       MOSKAU/KIEW/BERLIN dpa | Zwei Monate nach Beginn einer Waffenruhe für die
       Ostukraine hat Kremlchef Wladimir Putin eine Fortdauer des „Bürgerkrieges“
       in dem Konfliktgebiet beklagt. „Ungeachtet der Minsker Vereinbarungen
       werden weiter friedliche Orte beschossen und sterben noch immer friedliche
       Bürger“, sagte Putin am Mittwoch auf einer Sitzung der Kommission für
       militär-technische Zusammenarbeit. Der „Bürgerkrieg“ direkt an den Grenzen
       Russlands setze sich fort, sagte Putin.
       
       Die ukrainische Seite und die prorussischen Separatisten hatten [1][Anfang
       September in der weißrussischen Hauptstadt Minsk] unter Vermittlung der
       Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) eine
       Feuerpause sowie weitere Schritte für einen Friedensplan vereinbart. Aus
       Protest gegen die Wahlen in den Separatistengebieten am Sonntag hatten
       führende ukrainische Politiker die Minsker Beschlüsse für ungültig erklärt.
       
       US-Außenminister John Kerry erwartet von der ukrainischen Regierung
       transparente Schritte zur Lösung des Konflikts im Osten des Landes. Nach
       politischen Gesprächen in Paris betonte Kerry, weder die USA noch die
       internationale Gemeinschaft würden die Ergebnisse der jüngsten Wahlen in
       der Ostukraine anerkennen. Die Abstimmungen in den von Separatisten
       beherrschten Gebieten seien eine Verletzung der ukrainischen Souveränität.
       Nur Wahlen in Übereinstimmung mit den ukrainischen Behörden seien
       akzeptabel.
       
       Die Konfliktregion wird auch nach den Wahlen prorussischer Separatisten von
       blutigen Kämpfen mit zahlreichen Toten und Verletzten erschüttert. Umkämpft
       seien noch immer der Flughafen und die nordwestlichen Vororte der
       Gebietshauptstadt Donezk, hieß es. Der Sicherheitsrat in Kiew kritisierte
       weitere Truppenbewegungen von russischem Territorium aus in die Ukraine.
       Russland weist solche Berichte zurück.
       
       ## Russland erkennt Wahlen an
       
       Regierungschef Arseni Jazenjuk kündigte die Einstellung aller Zahlungen an
       die Separatistengebiete an. „Sobald die russischen Terroristen aus den
       Donezker und Lugansker Gebieten verschwinden, werden wir jedem die Gelder
       zahlen“, sagte der 40-Jährige auf einer Regierungssitzung.
       
       Poroschenko hatte eine Verstärkung der Armee angekündigt. So sollen
       mögliche Vorstöße der Separatisten in Richtung der Hafenstadt Mariupol oder
       nach Charkow sowie in den Norden des Lugansker Gebietes verhindert werden.
       Die Separatisten hatten mit diesen Angriffen gedroht. Sie sehen sich nach
       ihren Wahlen vom Sonntag gestärkt.
       
       Russland hatte die Abstimmung über Parlamente und „Republikchefs“ in
       Lugansk und Donezk gegen internationalen Protest anerkannt. Die EU und die
       USA haben Russland wegen seiner Ukraine-Politik mit folgenreichen
       Wirtschaftssanktionen belegt. Bundeskanzlerin Angela Merkel will
       Strafmaßnahmen gegen weitere Einzelpersonen prüfen. „Wir sollten uns noch
       einmal anschauen, was die Listung von bestimmten Persönlichkeiten angeht,
       die jetzt Verantwortung in der Ostukraine haben aufgrund dieser illegitimen
       Wahlen“, sagte Merkel in Berlin.
       
       Mit Blick auf die Wirtschaftssanktionen gegen Russland betonte sie: „Wir
       würden die Sanktionen gerne aufheben, aber diese Situation sehe ich nicht.“
       Die Wahlen stünden nicht im Einklang mit dem Minsker Abkommen. Es müsse
       schnellstmöglich zum Waffenstillstand kommen. Zugleich kündigte sie
       humanitäre Hilfe für die Ostukraine an. „Wir müssen jetzt alles daran
       setzen, dass die Menschen den Winter überhaupt überstehen können.“
       
       ## Die Interessen Russlands
       
       Unterdessen kündigte der russische Friedensnobelpreisträger Michail
       Gorbatschow an, bei einem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel in Berlin als
       Fürsprecher von Kremlchef Wladimir Putin auftreten zu wollen. Er reise an
       diesem Wochenende zum 25. Jahrestag des Mauerfalls, um sich in Krisenzeiten
       für die Interessen Russlands einzusetzen, sagte Gorbatschow am Donnerstag
       der Agentur Interfax. 
       
       „Ich bin absolut überzeugt, dass Putin besser als alle anderen heute die
       Interessen Russlands schützt“, sagte der Ex-Sowjetpräsident. Er nannte die
       USA erneut als Urheber der Krise zwischen Russland und dem Westen.
       Gorbatschow gilt als einer der Väter der deutschen Wiedervereinigung.
       
       Entspannung gab es dagegen im Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine.
       Die EU-Kommission begrüßte die erste Zahlung der Gasschulden der Ukraine an
       Russland. Der neue für die Energieunion zuständige EU-Kommissar Maros
       Sefcovic sagte in Brüssel, er sei „erleichtert“. Der ukrainische
       Gasversorger Naftogaz habe das Feilschen beendet und die erste Tranche von
       1,45 Milliarden Dollar (1,16 Mrd Euro) seiner Schulden an den russischen
       Energieriesen Gazprom überwiesen.
       
       „Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Energieversorgung der Bürger und
       Unternehmen in der Ukraine sowie in der Europäischen Union zu sichern“,
       sagte Sefcovic. Unter Vermittlung der EU hatten sich die Ukraine und
       Russland in der vergangenen Woche auf ein Winterpaket geeinigt und ihren
       monatelangen Streit vorerst beigelegt.
       
       6 Nov 2014
       
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