# taz.de -- Hai-Abwehr mit elektrischen Feldern: Strom auf die Nase
       
       > Bislang werden in Südafrika Schwimmer und Surfer mit Netzen vor Haien
       > geschützt. Dadurch verenden aber Delfine und Schildkröten. Nun gibt es
       > einen neuen Ansatz.
       
 (IMG) Bild: Ein Weißer Hai in False Bay vor der südafrikanischen Küste.
       
       KAPSTADT afp | Die Technik soll Haie an ihrer empfindlichsten Stelle
       treffen – ohne ihnen zu schaden. In einer blauen Bucht nahe Kapstadt testen
       Wissenschaftler eine völlig neue Methode, um Schwimmer vor den Raubfischen
       zu schützen. Dazu wird ein 100 Meter langes Stromkabel am Meeresboden
       verlegt, aus dem mehrere Antennen senkrecht nach oben ragen, die ein
       elektrisches Feld erzeugen. Das soll die Haie in die Flucht schlagen. Denn
       die Tiere verfügen an der Unterseite des Kopfes über ein Sinnesorgan, mit
       dem sie selbst geringste elektrische Ströme wahrnehmen können.
       
       Nähern die Haie sich der elektrischen Barriere, soll es für sie derart
       unangenehm werden, dass sie abdrehen. Diese Art der Abschreckung testen
       Surfer und Taucher bereits seit einigen Jahren mit dem sogenannten Shark
       Pod (protective oceanic device), einem kleinen Gerät zum Umschnallen, das
       elektrische Impulse aussendet. In der Bucht von Glencairn soll sich nun
       zeigen, ob sich dieses Prinzip auch zum Schutz ganzer Strände eignet.
       
       „Wenn der Test erfolgreich ist, liefert er die Grundlage für ein System von
       Sperren, das Schwimmer schützt, ohne Haien oder anderen Meerestieren zu
       schaden“, hofft die für Haie zuständige Behörde der Provinz KwaZulu-Natal,
       die auch den Shark Pod entwickelte. Für Menschen sei die elektrische
       Barriere harmlos, sie spürten höchstens ein Kribbeln beim Berühren der
       Antennen.
       
       Bislang sollen fest installierte Netze an der südafrikanischen Ostküste
       verhindern, dass die Haie den Badenden nicht zu nahe kommen. Doch die Netze
       sind eine Gefahr für Meeresschildkröten und Delfine, die sich darin
       verfangen und verenden.
       
       ## Viele Haie in klarem Wasser
       
       „Wir arbeiten wie verrückt daran, eine umweltverträgliche Lösung zu
       finden“, sagt Paul von Blerk von der Haibehörde. Aber die Herausforderungen
       sind gewaltig. „Es ist leichter, Dinge für den Weltraum zu entwickeln“,
       sagt Claude Ramasami vom Institut für Meerestechnologie, das am Bau der
       Barriere beteiligt ist. Der Einsatz von Strom im Wasser, der Wellengang und
       die ständigen Veränderungen am Meeresboden sind nur einige der
       Schwierigkeiten, mit denen die Forscher und Techniker zu kämpfen haben.
       
       Glencairn wurde unter anderem deshalb für den fünfmonatigen Test
       ausgewählt, weil die Bucht relativ geschützt ist und das Wasser klar. So
       lässt sich mit Kameras beobachten, ob die Installation die Raubfische
       tatsächlich vertreibt. Haie gibt es dort auf jeden Fall genug: Innerhalb
       von 25 Tagen wurden 53 Stück gesichtet.
       
       Umweltschützer begrüßen das Experiment. „Das ist eine spannende
       Möglichkeit, die tödlichen Netze durch neue Technologie zu ersetzen“, sagt
       die Biologin Alison Kock aus Kapstadt. „Das besondere daran ist, dass sie
       auf einen Sinn abzielt, über den nur Haie und Rochen verfügen. Säugetiere
       wie Delfine oder Wale werden deshalb auch nicht beeinträchtigt.“ Auch die
       Umweltschutzorganisation WWF befürwortet das Projekt, besonders zu einer
       Zeit, in der „weiße Haie ein wachsendes Problem in Südafrika darstellen“,
       sagt John Duncan von WWF. In den vergangenen zehn Jahren töteten Haie 13
       Menschen in Südafrika.
       
       20 Nov 2014
       
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