# taz.de -- Lokalwahl in Italien: Renzi gewinnt, Rechte feiern
       
       > Die Demokratische Partei hat die Lokalwahl in zwei Regionen Italiens
       > gewonnen. Getrübt wird der Erfolg durch den Erfolgskurs der Lega Nord.
       
 (IMG) Bild: Hat gewonnen, muss sich aber Sorgen machen
       
       ROM taz | Auf den ersten Blick ging Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi
       als klarer Sieger aus den Regionalwahlen in Kalabrien und der
       Emilia-Romagna hervor. In der Emilia-Romagna konnte seine Partito
       Democratico (PD) am Sonntag ihre Vormachtstellung mühelos behaupten.
       Zugleich gelang es ihr, mit einem Erdrutschsieg Kalabrien den
       Rechtsparteien zu entreißen. Sorgen muss Renzi sich dennoch machen, denn
       zugleich brach die Wahlbeteiligung dramatisch ein; zudem erzielte die
       rechtspopulistische Lega Nord ein überragendes Ergebnis.
       
       Im süditalienischen Kalabrien, der ärmsten Region des Landes, triumphierte
       der PD-Direktkandidat für das Amt des Regionspräsidenten mit 61 Prozent der
       Stimmen. In der seit jeher „roten“ Emilia-Romagna im Norden Italiens
       wiederum kam der PD-Spitzenkandidat auf 49 Prozent: eindeutige Siege, die
       den seit Februar 2014 in Rom regierenden Renzi als scheinbar alternativlos
       dastehen lassen.
       
       Doch gerade in der Emilia-Romagna, dem wohlhabenden Kernland der
       italienischen Linken mit ihrer Hauptstadt Bologna, fanden bloß 37,7 Prozent
       der Wähler an die Urnen; bei den Regionalwahlen vor vier Jahren waren es
       noch 68 Prozent gewesen. Bei den Regionalwahlen 1990 hatten gar noch 89
       Prozent ihre Stimme abgegeben. Im Vergleich hierzu wirkt die
       Wahlbeteiligung im traditionell politikmüderen Kalabrien hoch: 44 Prozent
       votierten hier, ein Rückgang um „nur“ 15 Prozent gegenüber 2010.
       
       Die Abkehr der Bürger von der Politik traf so gut wie alle politischen
       Lager. Am stärksten wurden die Oppositionskräfte in Mitleidenschaft
       gezogen. Silvio Berlusconis Forza Italia brach in der Emilia-Romagna auf
       nur noch 8 Prozent ein.
       
       Große Sorgen muss sich aber auch Beppe Grillos 5-Sterne-Bewegung machen. In
       der Region um Bologna hatte sie vor vier Jahren ihre ersten Erfolge
       gefeiert, bei den Parlamentswahlen 2013 war sie auf 24,6 Prozent gekommen.
       Am Sonntag dagegen stürzte die Bewegung auf 13,3 Prozent ab.
       
       ## Gemeinsame Sache mit Marine Le Pen
       
       Offenbar nehmen die Wähler Grillos Truppe nicht mehr das Versprechen ab,
       sie könne Vehikel radikaler Veränderung sein. Entweder blieben sie gleich
       zu Hause, oder sie orientierten sich um auf die Lega Nord. Deren
       41-jähriger, erst seit Dezember 2013 amtierender Parteichef Matteo Salvini
       hat der Lega einen Schwenk weg von nord-separatistischen Positionen
       verschrieben. Stattdessen setzt er auf den Schulterschluss mit seiner
       französischen Kollegin Marine Le Pen, mit deren Front National die Lega
       Nord in einer Fraktion des Europapalaments (EP) sitzt.
       
       Wie Le Pen wettert Salvini gegen die „Invasion“ der Immigranten. Ebenso
       verficht er Italiens Austritt aus dem Euro. Diese Linie zahlte sich aus:
       Über 19 Prozent der Wähler in der Emilia-Romagna votierten für die Lega,
       die noch bei den Parlamentswahlen 2013 in der Region bloß 2,6 Prozent und
       bei den EP-Wahlen vor sechs Monaten nur 5 Prozent geholt hatte.
       
       Vor diesem Hintergrund dürfte Salvini sich ermutigt fühlen, den Kurs zu
       einer Rechtspartei nach Le Pen-Muster fortzusetzen und auf diesem Weg die
       Lega zu einer nationalen, nicht mehr auf den Norden beschränkten Kraft
       auszubauen.
       
       Schon ist die Rede von Kandidaturen auch im Süden, unter dem neuen Namen
       Lega dei Popoli, „Liga der Völker". Mit dem anscheinend unaufhaltsamen
       Niedergang von Berlusconis Forza Italia hätte sie beste Chancen, in Zukunft
       zur beherrschenden Kraft im rechten Lager zu werden.
       
       24 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
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