# taz.de -- Großrazzia in der Türkei: USA und EU verurteilen Verhaftungen
       
       > Die türkische Polizei hatte am Wochenende Dutzende angebliche
       > Regierungsgegner festgenommen, darunter auch Journalisten. Das Vorgehen
       > stößt auf scharfe Kritik.
       
 (IMG) Bild: Verhaftung von Ekrem Dumanli (Mitte), dem Chefredakteur von Zaman.
       
       ISTANBUL dpa | Die USA und die EU haben die [1][landesweite Razzia gegen
       Journalisten und angebliche Regierungsgegner] in der Türkei kritisiert. Die
       USA appellierten „als Freund und Verbündeter“ an die türkischen Behörden,
       sicherzustellen, dass ihre Handlungen die demokratischen Fundamente des
       Landes nicht verletzen. Die EU verurteilte die Aktion als „unvereinbar mit
       der Freiheit der Medien“.
       
       Im Zuge des Einsatzes wurden nach Angaben des Senders CNN Türk 32
       Haftbefehle erlassen und 24 der Verdächtigen festgenommen. Darunter war
       unter anderem der Chefredakteur der Zeitung Zaman, Ekrem Dumanli. Zaman und
       der Medienkonzern Samanyolu stehen dem mit Staatspräsident Recep Tayyip
       Erdogan verfeindeten islamischen Prediger Fethullah Gülen nahe. Nach
       Angaben von Dumanlis Anwalt wird dem Chefredakteur vorgeworfen, eine
       „Organisationsstruktur“ mit dem Ziel aufgebaut zu haben, die Souveränität
       der türkischen Regierung auszuhebeln.
       
       Zu den Razzien kam es rund ein Jahr [2][nach Korruptionsvorwürfen gegen
       Vertraute Erdogans]. Staatspräsident Erdogan wirft seinem einstigen
       Verbündeten Gülen vor, Polizei und Justiz unterwandert zu haben und die
       Regierung stürzen zu wollen. Auch hinter den im Dezember 2013
       bekanntgewordenen Korruptionsvorwürfen gegen Ministersöhne der
       AKP-Regierung vermutet er die Gülen-Bewegung. Die Ermittlungen wegen
       Korruption sind inzwischen eingestellt worden. In einem [3][am Wochenende
       in der Süddeutschen Zeitung veröffentlichten Interview] warnte der in den
       USA lebende Gülen vor einer „Hexenjagd“ in der Türkei.
       
       In Washington sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Jen Psaki:
       „Offensichtlich gehören Medien, die sich kritisch gegen die derzeitige
       türkische Regierung äußern, zu den Zielobjekten dieser Aktionen der
       türkischen Sicherheitskräfte.“ Medienfreiheit sei in der Verfassung
       verankert.
       
       Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und EU-Nachbarschaftskommissar
       Johannes Hahn teilten mit: „Diese Operation widerstrebt den europäischen
       Werten und Standards.“ Sie verwiesen darauf, dass der Beitritt von
       EU-Kandidaten zur Union vom „vollen Respekt für die Rechtsstaatlichkeit und
       die Grundrechte“ abhänge. Die Türkei ist seit 1999 EU-Beitrittskandidat,
       seit 2005 wird darüber verhandelt.
       
       Der deutsche Grünen-Parteichef Cem Özdemir erklärte, die Durchsuchungen
       seien ein „weiteres Alarmsignal“ dafür, dass sich die Türkei von Europa und
       der Demokratie entferne.
       
       Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu äußerte sich zunächst nicht
       zu den Razzien. Auf einer Veranstaltung der islamisch-konservativen
       Regierungspartei in der osttürkischen Provinz Elazig sprach er am Sonntag
       lediglich von einem „Tag der Prüfung“. Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu
       kritisierte die Verhaftungen.
       
       15 Dec 2014
       
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 (DIR) [1] /Razzia-bei-Medien-in-der-Tuerkei/!151249/
 (DIR) [2] /Erdogans-Telefon-Gate/!133794/
 (DIR) [3] http://www.sueddeutsche.de/politik/erdoan-kritiker-guelen-warnt-vor-hexenjagd-in-der-tuerkei-1.2264520
       
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