# taz.de -- LGBT-Rechte auf den Philippinen: Mit dem Papst gegen Bischöfe
       
       > Viele Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle freuen sich auf den Besuch
       > von Papst Franziskus. Anders als die Bischöfe stehe er für „Perestroika“.
       
 (IMG) Bild: Vorbereitungen für die Gay-Pride-Parade in Quezon City
       
       MANILA taz | „Ein Sonntag ohne Kirche ist für mich kein Sonntag“, sagt Nick
       Deocampo. In der Sonntagsmesse ist der philippinische Filmemacher,
       Schwulenaktivist und Dozent für Massenkommunikation nicht allein. Ob an
       Sonn- oder Wochentagen, auf den Philippinen, Asiens größtem mehrheitlich
       katholischem Land, sind die Kirchen voll. Selbst zwischen den Messen kommen
       die Menschen gern für ein Stoßgebet vorbei. Der Glaube ist für die
       Philippiner ein zentraler Teil ihres Lebens.
       
       Das soll auch so bleiben, findet Deocampo, nur eben mit einer moderneren,
       weltoffeneren Kirche. Deshalb freut er sich auf den Besuch von Papst
       Franziskus in diesem Januar. „Franziskus steht für Perestroika“, sagt
       Deocampo, dessen Begeisterung für den argentinischen Pontifex viele in der
       Gay Community der Philippinen teilen. Viele Transparente der zahlreichen
       christlichen Schwulen- und Lesbengruppen zitierten bei den
       Gay-Pride-Paraden im Dezember in Quezon und Manila das berühmte Papstwort:
       „Wer bin ich, dass ich urteile?“
       
       Der Exmanager Sunny Garcia hat den Anzug mit einem Punkoutfit vertauscht,
       das er für sein neues Leben als Künstler passender findet. Der
       Mitorganisator des Gay Pride Manila sieht den Papstbesuch weniger
       optimistisch. „Die Bischöfe regieren das Land“, sagt er und glaubt, diese
       werden sich ihre Macht nicht ohne Weiteres nehmen lassen. Als einer von nur
       wenigen Philippinern spricht Sunny öffentlich über sexuellen Missbrauch in
       der Kirche, den er als Messdiener selbst erleiden musste. „Missbrauch wird
       noch immer vertuscht oder als bedauerliche Einzelfälle dargestellt.“
       
       Die katholische Festung Philippinen zeigt aber erste Risse. So
       verabschiedete das Parlament gegen den Widerstand der Bischöfe das Gesetz
       über reproduktive Gesundheit. Es ermöglicht Armen kostenlosen Zugang zu
       Verhütungsmitteln. In Quezon City, einem Stadtteil von Metro Manila, konnte
       die Kirche die Verordnung zum Schutz sexueller Minderheiten vor
       Diskriminierung nicht verhindern. Für Vizebürgermeisterin Joy Belmonte ist
       das erste Antidiskriminierungsgesetz einer philippinischen Stadt Ausdruck
       „gelebten Glaubens“. „Christus hat sich auch für marginalisierte Gruppen
       eingesetzt“, sagt Belmonte.
       
       ## Das städtische Antidiskriminierungsgesetz
       
       Bei der Gay-Pride-Parade in Quezon City winkt Soxie Topacio, Vorsitzender
       des Gay-Pride-Rats der Stadt, von einem Wagen herunter und feiert mit den
       3.000 Teilnehmern das städtische Antidiskriminierungsgesetz. „Natürlich
       wäre ein nationales Gesetz besser. Ein Entwurf liegt auch schon lange vor.
       Aber die Bischöfe haben bisher dessen Beratung verhindert.“
       
       An den Gay-Pride-Paraden nahmen auch viele schwul-lesbische Atheisten und
       Freidenker teil. Tess Termulo, Präsidentin der Philippinischen Gesellschaft
       der Atheisten und Agnostiker (Patas), sagt: „Sich auf den Philippinen als
       Atheist zu outen, ist fast noch schwieriger als ein Coming-out als Schwuler
       oder Lesbe.“
       
       Die Gay Community setzt nicht auf Abwicklung der katholischen Kirche,
       sondern auf Inklusion. Sollte das nicht klappen, wird eine eigene Kirche
       aufgemacht. Regen Luna, Pastor einer unabhängigen katholischen Gemeinde,
       sagt: „Wir segnen homosexuelle Partnerschaften. Bei uns gibt es kein
       Zölibat, aber Liturgie und Rituale sind wie in der römisch-katholischen
       Kirche.“
       
       4 Jan 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Lenz
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Papst Franziskus
 (DIR) Philippinen
 (DIR) Katholische Kirche
 (DIR) Katholizismus
 (DIR) Schwerpunkt LGBTQIA
 (DIR) Rodrigo Duterte
 (DIR) Papst Franziskus
 (DIR) USA
 (DIR) Fortpflanzung
 (DIR) Medien
 (DIR) Philippinen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) LGBTIs auf den Philippinen: Jesus findet's voll okay
       
       Auf den katholischen Philippinen hat sich eine kleine Sensation ereignet.
       Mit Geraldine Roman zieht die erste Transperson ins Parlament ein.
       
 (DIR) Französischer Botschafter im Vatikan: Schwul und „persona non grata“?
       
       Die Akkreditierung des Vatikanbotschafters liegt auf Eis. Es wird
       spekuliert, dass der Grund die Homosexualität des Kandidaten sein könnte.
       
 (DIR) Kommentar LGBT-Sondergesandter: Ein starkes Zeichen der US-Politik
       
       Randy Berry ist Sondergesandter der US-Regierung für Schwule, Lesben und
       Trans*Menschen. Er ist der weltweit erste Diplomat mit diesem
       Aufgabenbereich.
       
 (DIR) Kommentar Franziskus zur Familienpolitik: Papst mag's peppig
       
       „Gehet hin und mehret euch“ – aber bitte in Maßen. Papst Franziskus ist
       kein alter klerikaler Knochen. Er nimmt die Sorgen seiner Schäfchen ernst.
       
 (DIR) Medienfreiheit auf den Philippinen: Reporterin erschossen
       
       Von einem Motorrad aus eröffneten Unbekannte in der Stadt Balanga das Feuer
       auf eine 48-jährige Journalistin. Die Philippinen gelten als gefährliches
       Land für Reporter.
       
 (DIR) LGBTI-Rechte auf den Philippinen: Quezon City gegen Diskriminierung
       
       Gegen den Widerstand der katholischen Kirche hat Quezon City einen
       Antidiskriminierungsschutz für Homo-, Bi- und Transsexuelle eingeführt –
       als erste philippinische Metropole.