# taz.de -- Konflikt im Kongo auf Twitter: Online wird scharf geschossen
       
       > Die Militäroperationen der UN-Blauhelme im Kongo gegen die FDLR sollen
       > beginnen. Der Krieg im Netz ist schon in vollem Gange.
       
 (IMG) Bild: UN-Blauhelme schießen bislang noch nicht im Kongo.
       
       KAMPALA taz | Am 2. Januar, endet das Ultimatum an die brutalste
       Rebellengruppe im Kongo: die ruandische Hutu-Miliz FDLR. Wenn ihre noch
       verbliebenen rund 1.200 Kämpfer nicht freiwillig die Waffen ablegen, dann
       werde die UNO sie bombardieren – so die Ansage.
       
       Seit vergangenem Jahr hat die UN-Mission in der Demokratischen Republik
       Kongo (Monusco) ein Mandat des UN-Sicherheitsrates, das es den Blauhelmen
       erlaubt, aktiv mit Waffengewalt gegen die über 50 verschiedenen Milizen im
       Dschungel vorzugehen. Wie das aussehen kann, das haben die 3.000 Blauhelme
       der UN-Eingreiftruppe im November vergangenen Jahres vorgeführt, als sie
       gegen die damals mächtigste Rebellengruppe M23 (Bewegung des 23. März)
       vorgingen: Mit Kampfhubschraubern, Scharfschützen und Bomben trieben sie
       die M23-Kämpfer vor sich her, bis sich diese ins Nachbarland Uganda
       zurückzogen.
       
       Dasselbe Szenario könnte jetzt auch der FDLR (Demokratische Kräfte zur
       Befreiung Ruandas) drohen, der brutalsten Miliz, die seit 20 Jahren von den
       Wäldern des Ostkongo aus Krieg gegen das Regime in ihrer Heimat Ruanda
       führt. Doch bislang verstrich die Deadline, ohne dass ein einziger Schuss
       abgefeuert wurde. Am Himmel über den ostkongolesischen Wäldern fliegen
       keine Kampfhubschrauber, es fallen keine Bomben auf das FDLR-Hauptquartier
       im Dschungel. Alles ist ruhig – vorerst zumindest.
       
       Nur im Internet und auf den sozialen Onlineplattformen wie Twitter und
       Facebook ist der Krieg schon voll im Gang. FDLR-Anhänger, FDLR-Gegner,
       UN-Vertreter und Offiziere der ruandischen Armee bombardieren sich mit
       Tweets. Selbst in den Wäldern tief im Herzen des Kontinents ist das
       Internet mittlerweile zum wichtigsten Propaganda-Instrument für alle
       Kriegsparteien geworden. Online wird scharf geschossen.
       
       ## „Traurig, aber nicht erschüttert“
       
       „Alle FDLR müssen den Kampf aufgeben und in ein friedliches Leben
       zurückkehren: wir ermutigen sie, sich entweder der Monusco oder der FARDC
       in den Kivus zu ergeben", [1][twittert der deutsche Monusco-Chef] im Kongo,
       Martin Kobler (FARDC ist das Akronym für Kongos Armee). [2][Sofort
       antwortet die FDLR] von ihrem offiziellen Twitter-Account: „Wir sind
       traurig aber nicht erschüttert von dem Vorhaben, die FDLR anzugreifen“. Ein
       FDLR-Anhänger antwortet: „Wir verweigern deine Befehle. Warum gehst du
       nicht selbst nach Hause, du Teufel“.
       
       „Der zweite Januar wird kein Tag des Wunders, wir wissen, dass an diesem
       Tag nichts passieren wird, seit das Ultimatum erstellt wurde“,
       [3][kommentiert Ruandas Außenministerin Luise Mushikiwabo]. „Ihr müsst
       jetzt unmittelbar militärisch vorgehen, so wie vom UN-Sicherheitsrat
       beschlossen!“,
       [4][//twitter.com/joenzabamwita/status/550231650622513152?cn=c2hhcmVfY29udm
       Vyc2F0aW9uX3VzZXI%3D:fügt Ruandas Armeesprecher General Joseph Nzabamwita]
       hinzu.
       
       Ruanda ist derzeit ein Mitglied des Sicherheitsrates in New York und sieht
       Militäroperationen als einzigen Weg, die Hutu-Miliz zu zerschlagen, in
       deren Führungsriege sich Täter des Völkermordes von 1994 tummeln. Auch die
       USA haben sich für eine Militäroperation ausgesprochen. Das gibt Ruanda
       Rückendeckung. Viele Ruander re-tweeten die Nachricht von Russ Feingold,
       dem amerikanischen Sondergesandten in der Region der Großen Seen, der sich
       für die Militärschläge ausgesprochen hat.
       
       ## Wackliger Frieden
       
       Gleich spurten friedensliebende Aktivisten in den USA vor, um für eine
       online-Petition zu werben. „Wir sind gegen militärische Aktionen gegen
       FDLR“, schreibt Ann Garrison aus Oakland, um für die Petition zu werben.
       „[5][Denkt ihr, Kongolesen freuen sich] auf diese Militäraktion?“, fragt
       sie. Daraufhin wird sie von Ruandern und Kongolesen gleichzeitig
       bombardiert: „Sie ist eine pro-FDLR-Aktivistin!“, „Weiß sie von all den
       Verbrechen, die die FDLR seit 20 Jahren begeht?“, fragt ein anderer.
       
       Es sind alles nur getippte Buchstaben und keine Bomben, aber auch die
       Twitter-Gerüchteküche ist gefährlich für den ohnehin wackeligen Frieden in
       der Region. Einer ließ verlauten, dass ruandische Truppen schon in den
       Kongo einmarschiert seien, um die FDLR selbst zu bekämpfen, wenn die UN es
       nicht tut. Diese Gerüchte heizen die Bombenstimmung unter
       [6][#NobodyneedsFDLR] noch weiter an.
       
       Am späten Freitag Nachmittag veröffentlichte der Sondergesandten in der
       Region der Großen Seen eine Presserklärung, die die UN-Truppen im Kongo
       auffordert, „alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, die FDLR zu
       entwaffnen“. Die Monusco sowie die UN-Eingreiftruppen „müssen nun
       Gegenschläge gegen die FDLR ausführen“. Dies bedeutet, der deutsche UN-Chef
       im Kongo, Martin Kobler nun die Truppen gegen die FDLR schicken muss.
       
       2 Jan 2015
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://twitter.com/KoblerSrsg/status/550952466431635456
 (DIR) [2] http://twitter.com/IFDLR/status/550755217588125697
 (DIR) [3] http://www.newsofrwanda.com/featured1/25837/rwanda-doesnt-expect-fdlr-rebels-to-disarm/
 (DIR) [4] http://https
 (DIR) [5] http://twitter.com/AnnGarrison/status/550725203601657857
 (DIR) [6] http://twitter.com/search?q=%23NobodyneedsFDLR&src=typd
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schlindwein
       
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