# taz.de -- Konflikt im Ostkongo: Die UNO rüstet sich für den Krieg
       
       > Mit Militäroperationen soll die ruandische Hutu-Miliz FDLR im Osten
       > zerschlagen werden. Hilfsorganisiationen befürchten neue Flüchtlinge.
       
 (IMG) Bild: Flüchtlingslager bei der UN-Mission in Kiwanja.
       
       GOMA taz | Von UNO-Kampfhubschraubern aus werden Bomben auf die
       Rebellenstellungen im Ostkongo abgeworfen. Drei Tage lang beschossen sie
       Positionen der burundischen Miliz FNL (Nationale Befreiungskräfte) in der
       Provinz Südkivu. Mit Erfolg. Die FNL-Kommandanten meldeten, sie wollen sich
       ergeben.
       
       „Das war eine Vorzeigeoperation“, sagt der deutsche UN-Chef im Kongo,
       Martin Kobler. Es war auch ein klares Warnsignal an die ruandische
       Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas), die mit der
       FNL zusammenarbeitet, was ihnen drohen wird, wenn sie nicht ihre Waffen
       niederlegen.
       
       Die UN-Mission im Kongo (Monusco) wird „jeden Moment“ mit den
       Militäroperationen gegen die FDLR beginnen, versichert Kobler im Interview
       mit der taz. „Die Frist zur freiwilligen Entwaffnung, die wir der FDLR
       freundlicherweise eingeräumt hatten, ist jetzt vorbei“, sagt er.
       
       Das Ultimatum war am 2. Januar abgelaufen. In den vergangenen Monaten hat
       die FDLR nur 337 ihrer rund 1.300 Kämpfer entwaffnet und 234 rostige Waffen
       abgegeben. „Das war nicht genug“, stellt Kobler klar. Jetzt rüsten sich die
       UN-Blauhelme. Der UN-Sicherheitsrat hatte 2013 mit einer Resolution
       beschlossen, eine Eingreiftruppe (FIB) zu etablieren, um mit einem robusten
       Mandat alle Rebellengruppen im Kongo zu bekämpfen.
       
       Auf seiner Reise in den Ostkongo besucht Kobler das UN-Lager in Kiwanja,
       rund 100 Kilometer nördlich von Goma. Dort wurde das Hauptquartier
       eingerichtet, von wo aus die Operationen befohlen werden sollen. Die
       UN-Eingreiftruppe FIB, Kongos Armee (FARDC) und die Blauhelme sollen
       gemeinsam gegen die Rebellen vorrücken. So lautet der Plan.
       
       ## Die Kämpfer leben mit Frauen und Kindern zusammen
       
       Doch so einfach wie gegen die paar Dutzend FNL-Rebellen auf den Hügeln in
       Südkivu werden die Operationen gegen die FDLR nicht ablaufen. Das ist
       mittlerweile allen Beteiligten klar. Die FDLR besteht aus rund 1.300
       Kämpfern in Gebieten, die nicht zusammenhängen. Sie leben mit ihren Frauen
       und Kindern zusammen und stellen sich als Schutzmacht der ruandischen
       Hutu-Flüchtlinge im Kongo dar.
       
       Auch Kobler ist klar, dass man nicht einfach Bomben abwerfen kann. „Wir
       haben Aufklärungsdrohnen und wissen genau, ob sich in den FDLR-Stellungen
       Flüchtlinge aufhalten und wo sie sich hinbewegen“, versichert er. „Es gibt
       keine Garantien, aber wir versuchen, die Auswirkung auf die Zivilisten so
       gering wie möglich zu halten“, sagt er. Dennoch: Die UN-Hilfsagenturen
       rechnen mit einer halben Million Vertriebenen.
       
       ## Politischer Streit unter beteiligten Staaten
       
       Noch gibt es jede Menge Probleme zu bewältigen. Die FDLR-Kämpfer fliehen
       aus ihren Stellungen in die Wälder und verlassen damit Gebiete, die sie 20
       Jahre lang besetzt hatten. Damit hinterlassen sie ein Sicherheitsvakuum.
       Kongos Staat ist kaum präsent. Der UN-Plan sieht vor, Kongos Polizei in den
       Dörfern zu stationieren, die die FDLR verlassen hat. Doch es gibt nicht
       genügend Polizisten in der Provinz. Die UN muss ihnen Fahrzeuge, Benzin,
       Zelte und Feldbetten bereitstellen. Das kann dauern.
       
       Auch politisch wird noch an allen Fronten gekämpft. Die UN-Einsatztruppe
       FIB besteht aus 3.000 Soldaten aus Tansania, Südafrika und Malawi. Tansania
       und Malawis Regierungen sind der FDLR gegenüber freundlich eingestellt, sie
       bezeichnen die Rebellen als Freiheitskämpfer. Obwohl der UN-Sicherheitsrat
       sich klar für die Operation ausgesprochen hat, zögert Tansania. „Wenn Kongo
       nicht seine Sicherheitskräfte nutzt, um die ruandischen Flüchtlinge zu
       repatriieren, wird Tansania zum ersten Mal nicht auf die Direktiven hören“,
       sagte Bernard Membe, Tansanias Außenminister, am Freitag. Er spielt damit
       den Ball zu Kongos Präsident Joseph Kabila. Letztlich ist er es, der den
       Befehl zum Losschlagen geben muss.
       
       12 Jan 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schlindwein
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Martin Kobler
 (DIR) FDLR
 (DIR) Ostkongo
 (DIR) Barack Obama
 (DIR) Kongo
 (DIR) Martin Kobler
 (DIR) Joseph Kabila
 (DIR) Goma
 (DIR) Ruanda
 (DIR) Kongo
 (DIR) Hutu-Miliz FDLR
 (DIR) UN
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Soldaten für UN-Friedensmissionen: Zusagen aus über 50 Ländern
       
       Die UN haben Zusagen für 40.000 neue Blauhelmsoldaten. China verspricht
       8.000 Polizisten. Die Zusagen aus Europa sind bescheiden.
       
 (DIR) UN-Mission im Kongo: Keine Milizen mehr füttern
       
       Die UN-Mission will die Versorgung demobilisierter Rebellen beenden. Das
       sei Aufgabe der Regierung. Die Hutu-Miliz FDLR ist empört.
       
 (DIR) Krieg gegen FDLR im Kongo: Blauhelmtruppe sieht rot
       
       Die UN-Mission setzt die Zusammenarbeit mit Kongos Armee gegen die
       ruandische Hutu-Miliz aus. Es gab Streit um einen kongolesischen General.
       
 (DIR) Ethnologe über Protestwelle im Kongo: „Kabila hat willige Partner“
       
       Der belgische Stadtethnologe Théodore Trefon über die Demonstrationen in
       der Demokratischen Republik Kongo und die „skrupellose politische Kultur“
       des Landes.
       
 (DIR) Krieg gegen FDLR im Kongo: Hutu gehen nach Hause
       
       In Ostkongos Wäldern läuft der Krieg gegen die ruandische Miliz FDLR an.
       Die UNO sammelt dort die Hutu-Flüchtlinge zur Rückkehr nach Ruanda.
       
 (DIR) Krieg im Kongo: „Ihr habt uns lang genug terrorisiert!“
       
       Die UNO im Kongo unternimmt einen letzten Versuch, die FDLR-Kämpfer zum
       Ende des Krieges und zur Rückkehr nach Ruanda zu bewegen.
       
 (DIR) Konflikt im Kongo auf Twitter: Online wird scharf geschossen
       
       Die Militäroperationen der UN-Blauhelme im Kongo gegen die FDLR sollen
       beginnen. Der Krieg im Netz ist schon in vollem Gange.
       
 (DIR) Umgang mit FDLR im Kongo: Taktische Spiele spalten Afrika
       
       Ab Januar drohen Militärschläge gegen die Hutu-Miliz FDLR. Oder auch nicht?
       In Ostkongos Wäldern entsteht die Front für einen neuen Regionalkonflikt.
       
 (DIR) Kolumne Afrobeat: Im Schlangennest
       
       UN-Einsätze konnten kaum etwas gegen Milizen bewirken. Politiker lassen
       sich keine Agenda diktieren, sondern nutzen die militärische Hilfe für ihre
       Zwecke.