# taz.de -- „Schwarzer Winter“ von Cecilia Ekbäck: Der Eriksson geht um
       
       > Kein Schwedenkrimi, sondern Swedish Gothic. Cecilia Ekbäck erzählt eine
       > Mordgeschichte aus dem Lappland des 18. Jahrhunderts.
       
 (IMG) Bild: Schneestürme, eisige Kälte und dunkle Winternächte bilden die Kulisse für „Schwarzer Winter“
       
       Lappland in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der Berg Blackasen, auf
       den die Siedlerin Maija mit ihrer Familie zieht, ist ein unwirtlicher, ja
       unheimlicher Ort. Doch Maijas Mann Pekka leidet an der Schwermut. In der
       Hoffnung, dass anderswo alles nur besser werden kann, zieht die Familie –
       Maija, Pekka und die Töchter Frederika und Dorotea – aus dem heimatlichen
       finnischen Österbotten nach Lappland.
       
       Bald nach ihrer Ankunft finden die beiden Mädchen eine Leiche im Wald – den
       Siedler Eriksson, der als Sonderling galt und der vier Kinder hinterlässt
       sowie seine rothaarige Frau, die einmal nur knapp einer Anklage wegen
       Hexerei entgangen ist. Die anderen Siedler sind überzeugt, dass Eriksson
       einem wilden Tier zum Opfer fiel. Die tatkräftige Maija allerdings, die als
       gelernte Hebamme auch etwas von Heilkunst versteht, sieht, dass Erikssons
       tödliche Wunden von einer menschengemachten Waffe stammen muss. Doch
       lediglich der Pfarrer aus der Siedlung am Fuße des Berges ist gewillt, nach
       einem Mörder zu suchen.
       
       Er ist ein merkwürdiges Ding von Buch, Cecilia Ekbäcks Debütroman
       „Schwarzer Winter“, eine Art Schwedenkrimi und dann doch wieder keiner –
       schon allein deswegen nicht wirklich, da Cecilia Ekbäck zwar aus Schweden
       stammt, aber in Kanada lebt und auf Englisch schreibt. Die spezielle
       Genremischung allerdings, die Ekbäck da anrührt, das Amalgam aus
       Kriminalhandlung, historischem Roman und Geistergeschichte, ist vermutlich
       auch inspiriert von der Lektüre, die die Exilschwedin auf Urlauben in der
       alten Heimat bezieht und zu der möglicherweise auch die Romane von Johan
       Theorin, Åsa Larsson und KollegInnen gehören.
       
       Cecilia Ekbäck allerdings geht viel weiter zurück in die Vergangenheit –
       ins wahre Zeitalter des Gothic, das 18. Jahrhundert. Das ist wahrscheinlich
       der Maßstab, den man anlegen sollte an diesen Roman. Schwer zu sagen,
       inwiefern die historischen Details stimmen und wie weit Ekbäck einfach ihre
       Fantasie hat spielen lassen. Gab es im Schweden des 18. Jahrhunderts etwa
       noch Hexenprozesse? Stimmt es wirklich, dass es damals
       „Steuererleichterungen“ für Bürger gab, die in Lappland siedelten?
       
       ## Angemessene Gute-Nacht-Lektüre
       
       Auch unpassende sprachliche Modernismen fallen auf (die teilweise
       vielleicht mit der Übersetzung zusammenhängen; das ist ohne Kenntnis des
       Originals schwer zu beurteilen). Viele der Romanfiguren sind, rein
       erzähltechnisch, aus reichlich grobem Holz geschnitzt, und die
       Kriminalhandlung taucht immer wieder unter im Geschehen, um sich
       schließlich zweizuteilen.
       
       Im „Schwedenkrimi“, wo handwerklich normalerweise an der Oberfläche schön
       glatt gearbeitet wird, wären all das kleine handwerkliche Makel. Aber wenn
       man mal die Genrebrille beiseite legt und allein das
       Literarisch-Atmosphärische gelten lässt, so muss man feststellen, dass es
       Cecilia Ekbäck auf jeden Fall gelungen ist, einen überzeugenden
       Schauerroman hinzulegen.
       
       Geisterwölfe, Schneestürme und dunkle Winternächte bilden die Kulisse, vor
       der Maija und ihre Töchter in einem nicht enden wollenden lappländischen
       Winter um ihr Überleben kämpfen, während die anderen Siedler ihnen
       misstrauen und die Lappen sich weigern, ihr altes Wissen einzusetzen, um
       die spirituell veranlagte junge Frederika vor den Nachstellungen des toten
       Eriksson zu schützen. So muss das Mädchen allein fertig werden mit den
       Geistern.
       
       Sehr schön schaurig, das Ganze. Aber stets in jenem gesitteten Rahmen, der
       einer Gutenachtlektüre angemessen ist.
       
       5 Jan 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katharina Granzin
       
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