# taz.de -- Die Woche:: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Bayerns Nebelmaschinist, der Vorname Kevin bei Borussia und „Charlie“
       > Lucke, der kommunizierendes Röhren übt.
       
 (IMG) Bild: Bernd „Charlie“ Lucke
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Hm. Was nicht?
       
       Was wird besser in dieser? 
       
       Besonnenheit.
       
       Israel verwehrt der palästinensischen Autonomiebehörde rund eine Millionen
       Euro Steuergelder als Antwort auf Palästinas Beitritt zum Internationalen
       Strafgerichtshof in Den Haag. Spinnen die? 
       
       Israel befürchtet, dort auf internationaler Bühne beschuldigt zu werden –
       und missachtet die Chance, dass nun die Autonomiebehörde selbst sich auch
       dem Urteil unterwirft. Kann man mal so machen. Immerhin haben weder Israel
       noch die USA das zugrunde liegende „Rom-Statut“ unterzeichnet und sehen
       sich außerhalb der Zuständigkeit des Gerichtshofes. Es ist also ein
       taktischer Zug der Palästinenser; man performt Zweistaatlichkeit, ohne sie
       zu haben und um sie zu erreichen.
       
       Horst Seehofer behauptet schon wieder, dass er 2018 seine politischen Ämter
       niederlegen will. Sollen wir das glauben? 
       
       Holla! Gemach! Er hat erklärt, nicht mehr kandidieren zu wollen, was
       immerhin eine Monarchie per Akklamation offenhält. Bayerns führender
       Nebelmaschinist drohte noch im Oktober, er wisse, was er zu tun habe, „wenn
       kein ordentlicher Übergang gewährleistet ist“. Ob also Söd-, Aign- oder am
       Ende doch Seehof-: „Das -er entscheidet.“ Dabei stünde wohl vor allem das
       Söd für ein Comeback der CSU als Funktionspartei: Bundesweit wird Union
       gewählt, weil rechtspopulistische und völkische Wähler mit ihrer Stimme für
       die CDU im Herzen den rechten Stammtisch der CSU meinen. Ist es töricht, zu
       denken, eine altrechte CSU wäre einem lieber als Pegida und AfD?
       
       Zwölf Menschen sterben bei dem Anschlag auf die Redaktion des
       Satiremagazins Charlie Hebdo in Paris und wir Journalisten schreiben über
       unsere Angst. Sind wir alle Feiglinge? 
       
       Hinterher ist immer leicht. Also: Nach Schock, Horror, Trauer – und das
       alles hält an – mischt sich nun auch der Wunsch hinein, den Mördern nicht
       die ganze Überhöhungsarbeit abnehmen zu wollen. Das Verbrechen des Breivik
       in Norwegen hat nichts an Grundwerten in Frage gestellt. Der nordirische
       Bürgerkrieg hat über Jahrzehnte alle Fragen gestellt außer der, ob das
       Christentum aus sich heraus eine Gewaltsekte sei. Was mies, klein,
       psychopathisch und krank ist, muss – bei aller Verzweiflung – vor allem
       eines bleiben: klein, mies, psychopathisch und krank.
       
       Im Norden Nigerias eroberte die islamistische Rebellenarmee Boko Haram das
       Hauptquartier einer multinationalen Interventionstruppe. Überall Islamisten
       auf der Welt. Hat Pegida doch recht? 
       
       Der Norden Nigerias wäre dann eher der weitgefasste „Abendland“-Begriff.
       Und die Mehrzahl der Mordopfer von „Boko Haram“ sind Muslime. Abendländisch
       sind nach vielfältigen Quellen vor allem die Waffen, die nach großzügigen
       Lieferungen des Westens an die „Koalition der Willigen“ gegen Gaddafi durch
       Afrika marodieren, in Händen gestern noch begehrter Söldner. Dies Argument
       tauchte in der Debatte um „Waffenlieferungen in Krisengebiete“ auf – und
       wieder ab. Christentum und die Idee des modernen Nationalstaates sind von
       außen in die Region gebracht worden. Nigeria ist vor lauter Öl reich, und
       bisher hat keine Regierungsform etwas daran geändert, dass seine Menschen
       bitterarm bleiben. Es ist egal, unter welchem Gottesbanner man die Menschen
       bestiehlt.
       
       Frauke Petry wie auch Bernd Lucke machen keinen Hehl aus den inhaltlichen
       Überschneidungen ihrer AfD mit der Pegida-Bewegung. Steht eine offizielle
       Zusammenarbeit bevor? 
       
       Das wird morastig, wenn nun Charlie Lucke mit Charlie Pegida, was Charlie
       Bild wiederum kritisch, wohingegen Charlie Sarrazin? Inoffiziell stehen die
       alle auf der gleichen Lichtung und üben kommunizierendes Röhren.
       
       Die nächste 3-D-Konzertreihe von Kraftwerk hat begonnen. An acht Tagen
       sorgen sie für die letzten Shows in der Berliner Nationalgalerie vor der
       Renovierung. Waren Kraftwerk wirklich so großartige Pioniere, wie immer
       alle behaupten? 
       
       Ja. Auf den zweiten Blick überrascht auch nicht, dass der
       wirkungsmächtigste Beitrag zur populären Musik aus Deutschland nach 1945
       Ingenieursmusik war.
       
       Facebook-Boss Mark Zuckerberg will 2015 mehr Bücher lesen. Hat er endlich
       gemerkt, dass Facebook out ist? 
       
       Ach, der Anfänger. In Dortmund gehen 80.000 ins Stadion und lesen den Roman
       Weidenfeller.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Wir haben uns noch ’n Kevin gekauft. Kampl oder so. Das Kriterium Vorname
       wird sonst oft unterschätzt.
       
       FRAGEN: JSP
       
       11 Jan 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Friedrich Küppersbusch
       
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