# taz.de -- Kommentar Studie zu Pegida: Die schweigende Mehrheit
       
       > Die Studie zu Pegida hat die wohl wichtigste Gruppe der Demonstranten
       > nicht erfassen können. Doch diese würde an den Kernaussagen wenig ändern.
       
 (IMG) Bild: Mag die Medien nicht, aber ob der mit Wissenschaftlern gesprochen hätte? Pegidist in Dresden
       
       Die erste empirische Untersuchung der TU Dresden [1][zur Zusammensetzung
       der Pegida-Demonstranten] ist mit Vorsicht zu genießen. Sie bestätigt
       einige Beobachtungen, weckt aber vor allem Neugier auf jene zwei Drittel
       der Demonstranten, die den Interviewern eine Antwort verweigerten.
       
       Wer sich seit rund zwei Monaten Montag für Montag unter die
       „Abendspaziergänger“ von Pegida mischt, gewinnt nicht den Eindruck, es
       handele sich um die besser verdienende Mittelschicht mit einem Viertel
       Hochschulabsolventen. Das aber ergaben die 400 verwertbaren Antworten. Das
       Stammtischniveau der Gespräche, die Zurufe und auch mit dem Mikrofon
       eingefangene O-Töne bestätigen eher die Annahme, dass sich hier auch ein
       erheblicher Teil von zu kurz Gekommenen, Wendeverlierern und schlichteren
       Gemütern einfindet. Deutschland ist sozial zutiefst gespalten. Die
       Interviewer selbst berichten von teilweise feindlichen Reaktionen, obschon
       sie sich als Wissenschaftler und nicht als Vertreter der „Lügenpresse“
       auswiesen.
       
       Vermutlich aber würde auch deren Einbeziehung nichts an der zentralen
       Aussage ändern, dass vor allem die Frustration über die politische Klasse
       und deren angeblichen Handlanger in den Medien diese Bürger auf die Straße
       treibt. Angst vor Islamisierung und Asylbewerbern sind dabei zweitrangig.
       Hier demonstrieren Bürger, die mit Demokratie nichts oder wenig anfangen
       können und nie versucht haben, sich mit ihren Überzeugungen
       zivilgesellschaftlich zu organisieren oder parteipolitisch einzubringen.
       Stattdessen haben sie das dringende Bedürfnis sich zu beschweren.
       
       Spricht man mit Forschungsinstituten oder den großen Kulturinstitutionen,
       so ist Dresden bereits international in Verruf geraten. Die Studie
       rehabilitiert die sächsische Landeshauptstadt wieder ein wenig und
       bestätigt damit eine weitere Beobachtung. Nur noch ein Drittel der
       Demonstranten wohnt hier, die übrigen sind Demo-Touristen aus Sachsen oder
       der gesamten Bundesrepublik.
       
       Apropos Forschung: Der Leiter der Pegida-Studie, Prof. Hans Vorländer,
       leitete bis 2013 auch den einzigartigen Sonderforschungsbereich
       „Transzendenz und Gemeinsinn“ an der TU Dresden. Der befasste sich mit den
       Fragen, was die Gesellschaft im Innersten zusammenhält. Die Deutsche
       Forschungsgemeinschaft hielt dieses Thema für überflüssig und wickelte ihn
       nach vier Jahren ab.
       
       15 Jan 2015
       
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