# taz.de -- Kernkraftwerke in Belgien: Risse sind größer als angenommen
       
       > Rund 13.000 Risse mit bis zu 15 Zentimeter Länge sind in zwei
       > Atomreaktoren gezählt worden. Sie entstanden schon während des Baus.
       
 (IMG) Bild: Anlage in Doel. Aus der Ferne sieht man keine Risse (Archivbild 2003)
       
       BRÜSSEL afp | Die in zwei belgischen Atomreaktoren entdeckten Risse sind
       größer und zahlreicher als bislang angenommen. Dies teilten am
       Mittwochabend der Betreiber Electrabel und die belgische Atomaufsicht AFCN
       unter Berufung auf genauere Untersuchungen mit. Sie betonten zugleich, dass
       die Risse seit ihrer Entdeckung 2012 aber nicht größer geworden seien. Die
       betroffenen Reaktoren Doel 3 in Flandern und Tihange 2 in der Wallonie
       stehen seit längerem still.
       
       Die Risse in den Reaktorbehältern sind nach den bisherigen Erkenntnissen
       von AFCN und Electrabel nicht während des Betriebs, sondern schon während
       des Baus der Reaktoren vor mehr als drei Jahrzehnten entstanden.
       
       Die größten Risse in Doel sind den neuen Messungen zufolge 18 Zentimeter
       lang, während die Messungen 2012 noch höchstens neun Zentimeter ergeben
       hatten. In Tihange wurden das Maximum sogar von sechs Zentimetern 2012 auf
       jetzt 15,5 Zentimeter revidiert. Gezählt wurden in Doel nun rund 13.000
       Risse, während es bei der letzten Untersuchung 8000 gewesen waren. In
       Tihange stieg die Anzahl von 2000 auf 3150.
       
       Zudem gibt es weiterhin Bedenken über die „unerwartete“ Brüchigkeit des
       Materials der Behälter. Diese Brüchigkeit war bereits in Labortests im
       vergangenen Jahr festgestellt worden. Nach Angaben der AFCN besteht das
       Risiko, dass bei einem Unfall, bei dem der Reaktor mit kaltem Wasser
       gekühlt werden müsste, die Mantelung bricht und radioaktiv verseuchtes
       Wasser austritt. Dazu hat die Atomaufsicht von Electrabel weitere Studien
       verlangt.
       
       Im April sollen sich nun internationale Experten mit den Risiken
       beschäftigen. Eine endgültige Entscheidung, ob die Meiler wieder angefahren
       werden können, trifft die AFCN. Electrabel rechnet mit der Entscheidung
       nicht vor Juli.
       
       Belgien hat an den Standorten Doel und Tihange insgesamt sieben
       Atomreaktoren. Doel ist rund 150 Kilometer, Tihange etwa 80 Kilometer von
       der Grenze zu Deutschland entfernt. Im Zuge des geplanten Atomausstiegs
       sollen nacheinander alle Reaktoren an diesen beiden einzigen Standorten des
       Landes abgeschaltet werden.
       
       26 Feb 2015
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
 (DIR) Belgien
 (DIR) Kühlwasser
 (DIR) Reaktorsicherheit
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
 (DIR) Atomkraftwerk
 (DIR) Atom
 (DIR) AKW
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Belgien fährt umstrittenen Reaktor hoch: „Russisches Roulette“ an der Grenze
       
       Haarrisse? Kein Problem. Der Reaktor Tihange 2 nahe der deutschen Grenze
       ist nach Angaben des Betreibers vollkommen sicher und wird wieder
       hochgefahren.
       
 (DIR) Risse an Reaktoren in Belgien: Keine Infos über grenznahe AKWs
       
       In Kraftwerken in Belgien und der Schweiz gab es Zwischenfälle. Die
       Regierung weiß wenig über mögliche Schäden an Reaktordruckbehältern.
       
 (DIR) Atomkraft beim Nachbarn: Belgien bibbert vor Black-out
       
       Eigentlich hat Belgien 2003 den Atomausstieg beschlossen. Die Reaktoren
       liefen weiter. Jetzt fehlt wegen Störfällen die Hälfte des AKW-Stroms.
       
 (DIR) Belgische AKW sollen wieder ans Netz: Die Risikoforscherin rät ab
       
       Belgiens Regierung will zwei wegen Rissen im Reaktorkern vom Netz genomme
       Meiler wieder in Betrieb nehmen. Eine Werkstoff-Expertin warnt
       nachdrücklich.
       
 (DIR) Belgien legt zwei Atomkraftwerke still: Kleiner Riss mit großen Folgen
       
       Wegen Sicherheitsbedenken sind Reaktoren in zwei belgischen AKW stillgelegt
       worden. Um die Versorgung zu gewährleisten, müssen eventuell Laufzeiten
       verlängert werden.