# taz.de -- Ministerpräsident in Südkorea: 25.000 Euro illegale Spenden
       
       > Der Selbstmord eines Politikers bringt Ermittler auf die Spur von
       > Korruption im Umfeld von Präsidentin Park. Sie war angetreten, diese zu
       > bekämpfen.
       
 (IMG) Bild: Kaum im Amt, hat er seinen Rücktritt angeboten: Ministerpräsident Lee Wan Koo.
       
       SEOUL taz | Noch im März hatte Lee Wan Koo voll Tatendrang eine
       Antikorruptionskampagne seiner Regierung verkündet. Jetzt wurde Südkoreas
       Ministerpräsident dessen erstes politisches Opfer. Umgerechnet mehr als
       25.000 Euro illegaler Wahlkampfspenden soll Lee angenommen haben. Nach
       gerade einmal zwei Monaten im Amt hat er am Dienstag seinen Rücktritt
       angeboten.
       
       Präsidentin Park Geun Hye steckt derzeit in ihre bisher größten
       Regierungskrise. Der Kontrast zwischen ihren Wahlversprechen und der
       tatsächlichen Amtsführung könnte größer kaum sein. Wurde die 63-Jährige
       doch vor allem gewählt, um die grassierende Korruption zu bekämpfen, die
       das Land seit Jahrzehnten plagt.
       
       Doch mit jedem weiteren Finanzskandal repräsentiert die Tochter des
       langjährigen Militärdiktators Park Chung Hee immer stärker genau jene
       korrupte Machtelite, gegen die sie einst verbal antrat.
       
       Seit sich der Ex-Abgeordnete Sung Wan Jong am Morgen des 9. April im Norden
       Seouls erhängt hat, ist Parks konservative Saenuri-Partei in Aufruhr. Sung
       wurde beschuldigt, Gelder seines mittlerweile bankrotten Bauunternehmens
       veruntreut und Regierungsmitglieder unter dem vorigen Präsidenten Lee Myung
       Bak bestochen zu haben. Die Polizei fand in Sungs Kleidung einen
       Notizzettel mit den Namen von insgesamt acht Spitzenpolitikern. Neben ihnen
       waren jeweils Geldsumme samt Datum aufgelistet. Jeder der acht Politiker
       zählt zu Parks engerem Führungszirkel, darunter ihr früherer und aktuelle
       Stabschef.
       
       ## Mangel an Sensibilität und Kommunikation
       
       Präsidentin Park will erst nach ihrer derzeitigen Lateinamerika-Reise
       entscheiden, ob sie Lees Rücktritt annimmt. Ausgerechnet am ersten
       Jahrestag der „Sewol“-Katastrophe, bei der über 250 südkoreanische
       Oberschüler im Gelben Meer ertranken, war sie ins Ausland geflogen. Dieser
       Mangel an Sensibilität und Kommunikation führte nicht zuletzt dazu, dass
       ihre Umfragewerte auf ein Rekordtief sanken.
       
       Park weigerte sich nicht nur, Angehörige der Opfer persönlich zu treffen,
       sondern bremste auch eine unabhängige Untersuchungskommission zu dem
       Unglück. Die Enttäuschung darüber entlud sich am Samstag bei
       Ausschreitungen von Unterstützern der Opfer des Unglücks. Die Polizei
       reagierte mit Wasserwerfern.
       
       Sollte Park Geun Hye einen Nachfolger für das in Südkorea weitgehend
       repräsentative Amt des Ministerpräsidenten suchen müssen, wird sie es nicht
       leicht haben. Der Posten ist in etwa so beliebt wie der Chefsessel der
       Pannenbaustelle des Berliner Hauptstadtflughafens. Eine Demission Lee Wan
       Koos wäre bereits der vierte Rücktritt eines Ministerpräsidenten in Parks
       erst zweijähriger Amtszeit. Fast immer ging es um Fehlverhalten und
       Korruption. Am Montag hatte der 64-jährige Ministerpräsident Lee im
       Parlament verkündet: „Wenn jemals Beweise gegen mich gefunden werden, werde
       ich mein Leben aufgeben.“
       
       21 Apr 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Fabian Kretschmer
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Präsidentin
 (DIR) Schwerpunkt Korruption
 (DIR) Ministerpräsident
 (DIR) Asien
 (DIR) Südkorea
 (DIR) Südkorea
 (DIR) Reisen
 (DIR) Fähre
 (DIR) Rentner
 (DIR) Südkorea
 (DIR) Straftat
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Korruptionsurteil in Südkorea: Nächster Ex-Präsident im Knast
       
       Südkoreas Ex-Präsident Lee Myung-bak wurde wegen Korruption zu 15 Jahren
       Haft verurteilt. Im Gefängnis trifft er seine einstige Nachfolgerin.
       
 (DIR) Reisen in Südkorea: Im Schatten hoher Ginkgobäume
       
       Zwischen Kimchi und K-Pop: Eindrücke aus Südkorea, unterwegs in Seoul und
       der Provinz Gangwon-do rund um die Stadt Pyeongchang.
       
 (DIR) Südkoreas Schiffskatastrophe: Ein Unglück mit System
       
       Ein Jahr nach dem Untergang der Fähre „Sewol“ kämpfen Angehörige der 304
       Toten weiter gegen politische Blockaden der Aufklärung.
       
 (DIR) Senioren in Südkorea: „Die Jugend behandelt uns wie Dreck“
       
       Die Nachkriegsgeneration hat Südkorea wieder aufgebaut. Doch viele Senioren
       müssen bis ins hohe Alter arbeiten. Ein Tag im Rentner-Park von Seoul.
       
 (DIR) Technik aus Südkorea: App soll Schüler-Suizide vorbeugen
       
       Über hundert Selbstmorde von Kindern und Jugendlichen wurden 2014 in
       Südkorea verzeichnet. Eine spezielle App soll nun Präventionsarbeit
       leisten.
       
 (DIR) Gerichtsurteil zu Ehebruch in Südkorea: Fremdgehen ist jetzt Privatsache
       
       In Südkorea galt Ehebruch bisher als Verbrechen. Im Extremfall drohte sogar
       Gefängnis. Damit ist nach 62 Jahren Schluss, entschied das
       Verfassungsgericht.