# taz.de -- i,Slam-Dichtkunst: Angry Young Muslims 
       
       > Junge MuslimInnen wollen selbst zum „Land der Dichter und Denker“
       > beitragen - und machen Poesie auf der Bühne – auch beim taz.lab.
       
 (IMG) Bild: Mit Poesie Stereotypen gegen Muslim*innen entgegentreten...
       
       Youssef Adlah, 27, in Syrien geboren und aufgewachsen, kam mit zehn Jahren
       nach Deutschland. Heute schreibt er Gedichte in deutscher Sprache, die er
       erst lernen musste, er gehört zu den Erfindern von „i,Slam“. Adlah
       engagiert sich in sozialen Projekten, schreibt an seinem ersten Buch. „Ich
       mache Poetry Slam, weil Worte Menschen verändern können“, ist er überzeugt.
       In seinem Gedicht „Heimatschweigen“ erzählt er, warum es ihm schwer fällt,
       über den Konflikt in seinem Geburtsland zu reden. 
       
       Den gebürtigen Berliner Sami El-Ali, 25, hat die Sarrazin-Debatte dazu
       provoziert, zu zeigen, dass Muslime einen Beitrag zum Land der Dichter und
       Denker leisten können, indem sie in deutscher Sprache reimen. Auf der Bühne
       trägt er satirische und ernste Texte vor. Auch er ist Mitglied bei
       „i,Slam“. 
       
       Genauso wie Leila Younes El-Amaire. Die 24-jährige Berlinerin studiert Jura
       an der Freien Universität. Von Anfang an ist sie bei „i,Slam“ dabei, im
       Vorstand aktiv und für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich, und sie
       gibt Poetry Slam-Workshops für Jugendliche. Die Kunstform der gesprochenen
       Poesie ist für sie ein Mittel, sich auszudrücken, sich in diese
       Gesellschaft einzubringen und Vorurteile zu zertrümmern, die ihr aufgrund
       des Kopftuchs, das sie trägt, entgegen gebracht werden. 
       
       Poetry Slams stammen aus den USA. Rhythmische Gedichte werden dabei auf der
       Bühne präsentiert, es klingt wie Rap, nur ohne Musik. Die Idee zu einer
       muslimischen Variante des Genres kam den Gründern vor fünf Jahren, im
       Dezember 2011 feierten sie ihre Premiere. 
       
       Die Kunstform liege für Muslime durchaus nahe, meinen die Macher: Schon der
       Prophet und seine Gefährten seien Dichter gewesen, der Koran sei in
       Versform verfasst. Doch es geht bei ihnen nur am Rande um Religion, die
       meisten Poeme sind gesellschaftskritisch oder einfach nur unterhaltsam. 
       
       Mit ihrem Sprech-Stakkato sind die WortkünstlerInnen schon bei
       Poesiefestivals aufgetreten, wurden in die USA und nach Tunesien
       eingeladen. Sie geben Workshops in Schulen, Jugendzentren und an
       Universitäten und animieren Jugendliche, es ihnen gleich zu tun. 
       
       Gemeinsam mit jüdischen, christlichen und anderen KollegInnen organisierten
       sie den ersten „interreligiösen Poetry Slam“, der inzwischen in
       regelmäßigen Abständen statt findet. Sie arbeiten mit anderen
       KünstlerInnen, mit GrafikerInnen und MusikerInnen zusammen. 
       
       Vor kurzem haben sie in Berlin-Wedding ein eigenes Büro eröffnet, eine
       feste Adresse. Die I,Slammisierung des Abendlandes ist wohl nicht mehr
       aufzuhalten. Wunderbar. 
       
       [1][DANIEL BAX], Inlandsredakteur der taz
       
        2 Mar 2016
       
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