# taz.de -- Alternativen zu Facebook: Diaspora schlägt Ello
       
       > Scharenweise ziehen die Facebook-User um zu Ello. Dabei hat das Netzwerk
       > selbst einen unklaren Umgang mit Nutzerdaten. Aber es gibt eine
       > Alternative.
       
 (IMG) Bild: „Wo wollt ihr denn alle hin?“ – User suchen nach Alternativen zu Mark Zuckerbergs Facebook.
       
       BERLIN taz | Ello ist in aller Munde. Scharenweise ziehen die User um. Das
       zeigt zumindest, dass eine große Unzufriedenheit mit dem größten aller
       sozialen Netzwerke besteht. Aber warum ausgerechnet zu Ello?
       
       Ello sieht gut aus und die Nachricht über das neue soziale Netzwerk
       verbreitet sich viral. Das scheint vielen auszureichen, um es sich bei Ello
       häuslich einzurichten. Aber es werden jetzt schon [1][die ersten kritischen
       Stimmen laut], vor allem wegen der mangelnden Funktionen zum [2][Schutz der
       Privatsphäre].
       
       Ello kommt ohne Anzeigen aus und das soll auch so bleiben. Aber wie lange
       geht das gut, bei einem unklaren Finanzierungskonzept? Wie wird Ello Firmen
       davon abhalten, sich Profile zuzulegen und die Benutzer mit Spam zu
       belästigen? Und letztendlich ändert sich nichts am Grundkonzept: Die Daten
       der Benutzer lagern zentral auf den Ello-Servern und sind damit der Willkür
       der Ello-Eigentümer ausgeliefert. Solche Bedenken lassen sich nicht durch
       Sätze wie dem beseitigen, den Ellos Co-Initiator [3][Paul Budnitz von sich
       gegeben hat]: „Wenn du ein Problem mit Ello hast, mußt du es nicht
       benutzen.“
       
       Vielen unzufriedenen Facebook-Benutzern scheint Ello die einzige
       Alternative zu sein. Aber es gibt mehr davon. Die größte und bekannteste
       ist [4][Diaspora]. Ein Projekt, das allgemein für gescheitert gehalten
       wird, weil es still darum geworden ist. Aber Diaspora ist alles andere als
       tot. Nach einigen Schwierigkeiten in der Entwicklung der Software und dem
       tragischen Selbstmord des Mitbegründers Ilja Zhitomirskiy im November 2011
       beschloss das Entwicklerteam im August 2012, das gesamte Projekt an die
       Open-Source-Gemeinde zu übergeben. Damit begann das zweite Leben des
       Projektes.
       
       ## Keine Realnamenpflicht
       
       Das Bahnbrechende an Diaspora ist, dass der Benutzer selbst entscheiden
       kann, wo er seine Daten lagert. Er kann sich einen eigenen Server
       installieren. Wenn er nicht das nötige Know-How hat, oder sich schlicht
       nicht die Arbeit machen will, kann er sein Profil auf einem der zahlreichen
       öffentlichen Diaspora-Server, den [5][sogenannten Pods] anlegen; egal ob in
       Deutschland oder in Australien.
       
       Datenschutz war von Anfang an einer der wichtigsten Gesichtspunkte in der
       Diaspora-Entwicklung. Wenn der Benutzer nicht explizit angibt, dass seine
       Daten öffentlich sein sollen, sind sie es auch nicht. Wenn er nicht
       gefunden werden möchte, wird er es nicht. Eine Realnamen-Pflicht gibt es
       hier nicht. Und vor allem ist zu allen Pods eine verschlüsselte Verbindung
       möglich.
       
       In den vergangenen zwei Jahren hat die Entwicklergemeinde im stillen
       Kämmerlein gearbeitet. Nach Aussage des Presseteams sind das eine Handvoll
       Kernentwickler und 271 Programmierer, die sporadisch Code zu einzelnen
       Modulen und Funktionen geliefert haben. Sie haben weite Teile des
       chaotischen Programmcodes refakturiert, das heißt neu geschrieben. Neu ist
       der Code für das Benutzerinterface, für die Funktionen gegen Spam und
       Missbrauch, für die Verwendung mit Mobilgeräten, die Benachrichtigungen,
       Umfragen und viele weitere Bereiche.
       
       ## New York Times und Fefe
       
       Diaspora verfügt derzeit über 54.000 aktive Benutzer (von über einer
       Millionen registrierten), Tendenz steigend. Allein den [6][größten
       deutschen Pod Geraspora] verwenden 8.400 aktive Benutzer. Darunter sind
       viele Nerds und Künstler, aber auch größere Medienunternehmen, wie die
       [7][New York Times] und private Netzprominenz wie [8][Fefes Blog].
       Natürlich sollte man hier nicht zuviel erwarten. Die Anzahl der Angebote
       richtet sich wie überall nach der der Nutzer. Für Leute, die nicht mehr
       durch ihre Facebook-Timeline durchblicken, genau das Richtige.
       
       Dabei funktioniert Diaspora wie eine Mischung aus Facebook und Twitter. Die
       Implementierung von Hash-Tags ähnelt Twitter sehr. Das Finden von Bekannten
       funktioniert, wenn sie ihren Account nicht auf demselben Pod haben,
       manchmal nur mit Verzögerung. Hier werden die Entwickler sicher
       nacharbeiten.
       
       Diaspora funktioniert schon jetzt wesentlich besser als Ello und hat eine
       Datenstruktur, die dem Benutzer erlaubt, selbst über seine Informationen zu
       verfügen. Natürlich ist Diaspora nach wie vor in der Entwicklung. Aber je
       mehr Benutzer Diaspora hat, desto mehr Entwickler gibt es und umso mehr
       kann auf die Wünsche der Benutzer eingegangen werden - und das ist das
       schöne an Open Source.
       
       12 Oct 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.huffingtonpost.com/michael-morgenstern/ello-isnt-going-to-work-s_b_5879942.html
 (DIR) [2] http://annalist.noblogs.org/post/2014/09/28/ello-ist-es-nicht/
 (DIR) [3] http://mashable.com/2014/10/02/ello-paul-budnitz/
 (DIR) [4] http://diasporafoundation.org/
 (DIR) [5] http://podupti.me/
 (DIR) [6] http://pod.geraspora.de/
 (DIR) [7] http://www.nytimes.com/
 (DIR) [8] http://blog.fefe.de/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ulf Schleth
       
       ## TAGS
       
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