# taz.de -- Torhüterin und Mutter Almuth Schult: Die Botschafterin
       
       > Almuth Schult steht für das Konzept, Profi-Fußball und Mutterschaft zu
       > vereinen. Nun kehrt sie von Kalifornien zurück ins Frauenteam des HSV.
       
 (IMG) Bild: Kommt zurück zum HSV: Almuth Schult, hier Oktober 2022 beim kalifornischen Club Angel City FC
       
       Wenn eine Saison in den Schlussbogen einbiegt, richten sich viele Blicke
       auf das Abschneiden eines Teams, denn davon hängen ja die Perspektiven für
       die neue Spielzeit ab. Es ist also davon auszugehen, dass Almuth Schult
       sehr genau hinschaut, [1][was die Fußballspielerinnen des Hamburger SV so
       machen]. Seit Mitte April verstärkt die Torhüterin mit 66 Länderspielen den
       HSV in der Zweiten Liga – wobei das bislang nur eine ideelle Unterstützung
       ist, zum Einsatz kam die 33-Jährige noch nicht.
       
       Beim 4:0-Sieg des HSV am Sonntagnachmittag gegen die zweite Vertretung des
       VfL Wolfsburg war Jolina Zamorano im Tor und half in Norderstedt mit, den
       ambitionierten Klub auf Rang vier und nah an die Aufstiegsplätze zu hieven.
       Fünf Runden vor Schluss liegt das Team von Trainer Marwin Bolz drei Zähler
       hinter Andernach und Potsdam – die beiden bestplatzierten Mannschaften des
       Tableaus treten in der kommenden Saison in der Bundesliga an. Ein Ziel, das
       der mutige Aufsteiger aus Hamburg ausgegeben hat, das zuletzt aber nach den
       Niederlagen in Meppen (0:4) und Jena (1:3) wackelte. Nicht ungewöhnlich für
       eine junge Mannschaft mit vielen Spielerinnen aus den eigenen Reihen. Da
       wirkte der deutliche Sieg gegen den Tabellenvorletzten wie Balsam.
       
       Wenn auch nicht im Tor, wird Almuth Schult mit ihrer Ruhe und Entspanntheit
       weiterhelfen können, die Nerven im Saisonendspurt zu bewahren. „Sie ist
       eine gestandene Persönlichkeit und verfügt über einen enormen
       Erfahrungsschatz, den sie in unser Team einbringen kann“, sagt Catharina
       Schimpf, „wir sind absolut überzeugt, dass Almuth uns auf und neben dem
       Platz weiterhelfen wird.“
       
       Schimpf, die Koordinatorin für Frauenfußball beim HSV, hatte den
       Königstransfer angebahnt und finalisiert. Möglich geworden war er, weil das
       Reglement der Fifa und des DFB Wechsel nach dem Mutterschutz auch außerhalb
       der Transferperiode erlaubt.
       
       Schult hat [2][inzwischen drei Kinder], das jüngste ist acht Monate. Sie
       spielte [3][zuletzt in Amerika] im November 2022, hat also eine
       Schwangerschaft und 18 Monate Fußballpause hinter sich. Sie fühle sich
       „voll fit“ und sagt: „Ich habe beim HSV meine ersten Schritte im
       Erwachsenenfußball gemacht und die Verbindung ist nie abgerissen. Der HSV
       ist eine sehr gute Adresse und ich habe wahrgenommen, was sich in den
       vergangenen Jahren alles entwickelt hat im Verein. Ich spüre, welche
       ernsthaften Ambitionen der HSV wieder hat.“
       
       Nicht zuletzt mit dem Chef Frauenfußball [4][Horst Hrubesch] (72) verbindet
       Almuth Schult diese Erwartung. Die aus Dannenberg im Wendland stammende
       Torhüterin spielte 2007 erstmals für den HSV – mit 16 Jahren. Inzwischen
       ist sie Olympiasiegerin, Europameisterin, dreifache deutsche Meisterin –
       und eine Botschafterin der [5][Vereinbarkeit von Familie und Beruf.]
       
       Sie sagt: „Ich hoffe, diese Frage stellt sich bald nicht mehr.
       Profisportler fragt man schließlich auch nicht, wie sie Familie und Job
       unter einen Hut bekommen. Mein Mann ist voll berufstätig, von daher steckt
       da viel Organisation hinter und eine große, hilfsbereite Familie.“ Sie habe
       auch in Hamburg viele Freunde, bei denen sie mit den Kindern immer
       willkommen sei. „Ohne diese Unterstützung wäre es nicht möglich, weil der
       Profisport nun mal kein klassischer Nine-to-five-Job ist und
       Kindergartenbetreuungszeiten nicht alles abdecken können.“
       
       Das männerdominierte Umfeld im Fußball verhindere, dass deutlich mehr
       Mütter im Profifußball tätig seien, sagt sie: „Bis zur Rückkehr auf den
       Platz vergeht nach einer Schwangerschaft natürlich mindestens ein Jahr, was
       einen Einschnitt in der Karriere bedeuten kann: Die Spielerin verliert
       ihren Platz und steht nicht mehr so im Fokus, dazu fehlt die Spielpraxis.
       Es ist auch etwas anderes, wenn man als Leistungssportlerin nicht nur für
       sich, sondern auch für seine Kinder Verantwortung trägt und deutlich mehr
       organisieren muss.“
       
       Außerhalb des Fußballs erlebt sie eine Entwicklung dahingehend, „dass
       Muttersein im Leistungssport normal wird“. Ihre Forderung: „Wir sollten
       Fußballspielerinnen Unterstützung bieten und Ängste nehmen.“
       
       Ob ihr Engagement bei ihrem Herzensklub nur von kurzer Dauer ist oder die
       nächste Saison beinhaltet, hängt sicher auch davon ab, was in den Wochen
       bis zum Finale am 26. Mai passiert – mit Almuth Schult in die neue
       Erstliga-Saison zu starten, klingt nach einer Win-Win-Situation für Verein
       und Torhüterin. Doch davon hat sie bisher ebenso wenig geredet wie von
       einer Rückkehr in die Nationalmannschaft.
       
       22 Apr 2024
       
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