# taz.de -- Reden mit Coronaleugnern: Auf der Couch mit Kretschmer
       
       > Nach der Pöbelei an seinem Haus durfte Sachsens Ministerpräsident diesmal
       > gepflegt streiten. Kritik bekommt Kretschmer dennoch ab.
       
 (IMG) Bild: Kurze Pause: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) im Januar in der Staatskanzlei
       
       Dresden taz | Der Eklat blieb aus, als sich Sachsens Ministerpräsident
       Michael Kretschmer (CDU) am Freitagabend in einer mit Spannung erwarteten
       Onlinediskussion Coronafragen stellte. Anders als vor zweieinhalb Wochen,
       als etwa 30 Querdenker [1][vor dem Privathaus seiner Familie] am Rand des
       Zittauer Gebirges demonstrierten.
       
       Dass Kretschmer sich nun unter anderem auch diesen Coronaverdrossenen in
       einem öffentlichen Gespräch stellen wollte, hielten wiederum die
       oppositionelle Linke, aber auch die Koalitionspartner Grüne und SPD für
       einen Skandal. „Kretschmer trinkt auch noch den Kakao, durch den ihn die
       Infektionsschutzgegner ziehen“, attackierte Linken-Fraktionsvorsitzender
       Rico Gebhardt das Bemühen des Ministerpräsidenten, Kontakte zu den
       Hausbelagerern zu knüpfen.
       
       Entsprechend groß waren Medienecho vor und Bürgerinteresse an dem Treffen.
       Bis zu 800 Teilnehmer wurden über Zoom, Facebook und Youtube zugeschaltet.
       Doch statt emotionaler Entladungen boten die knapp zwei Stunden im Stream
       ein wohltuendes Beispiel, wie ein Dialog zwischen ermüdeten Bürgern und
       „denen da oben“ ablaufen kann, die ihnen die Freiheitseinschränkungen
       zumuten.
       
       Keiner der Fragesteller gab sich als Motzki vor Kretschmers Haus zu
       erkennen. Fast hundert konnten ihre durchweg qualifizierten Fragen an ihn,
       eine Seniorenheimleiterin, den Zittauer Oberbürgermeister, den ärztlichen
       Direktor des Klinikums Oberlausitzer Bergland und den Chef der sächsischen
       Impfkommission richten. Es ging so friedlich zu, dass der Moderator der
       Konrad-Adenauer-Stiftung, die das Diskussionsformat beherbergte, nicht
       einmal eingreifen musste. Lediglich der Chat-Moderator mäßigte hin und
       wieder schriftliche Polemiken, die aber nie unter die sprichwörtliche
       Gürtellinie gingen.
       
       ## Kretschmer kennt Grenzen, sagt er
       
       Michael Kretschmer war im Anschluss an die Experten erstmals nach einer
       halben Stunde gefragt. Der seit drei Jahren amtierende und geradezu
       [2][dialogbesessene Ministerpräsident] bekundete nochmals, dass er
       „Menschen nicht sortieren und jede Gelegenheit zur Erklärung nutzen will“.
       Manche seien allerdings nicht zu erreichen.
       
       Grenzen für einen Austausch auf Augenhöhe zog er allerdings auch. Die
       Verletzung seiner Privatsphäre am Gartenzaun ist für ihn ebenso wenig
       akzeptabel wie das Herumlaufen mit den schwarz-weiß-roten alten
       Reichsflaggen.
       
       Gefragt wurde nach nahezu allen derzeit bewegenden Themen: Schule, Handel,
       Mobilität, Wirtschaftshilfen, psychische Belastungen. Vorsichtig
       optimistisch stellte Kretschmer Lockerungen ab dem 15. Februar in Aussicht.
       „Wir wollen gesellschaftliche Strukturen retten“, bezog sich Sachsens
       Ministerpräsident auf das gegenwärtige Reizklima.
       
       Und wenn irgendwann dann das Gröbste überstanden sein wird? Nach dieser
       Krise, so lautete Kretschmers Empfehlung zum Schluss, müsse Deutschland auf
       die Couch.
       
       31 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Bartsch
       
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