# taz.de -- Rechter Terror in Itzehoe: Geistlicher erhält Drohbrief mit AfD-Logo
       
       > Propst Steffen Paar hat einen Drohbrief von der „Sturmfront
       > Schleswig-Holstein“ bekommen. Er engagiert sich gegen rechts. Auch sein
       > Mann wird bedroht.
       
 (IMG) Bild: Lässt sich nicht einschüchtern: Steffen Paar
       
       „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit
       Gutem!“, rief Steffen Paar den rund 4.000 Menschen zu, die sich Mitte
       Februar 2024 in der Kreisstadt Itzehoe zu einer Demonstration gegen rechts
       versammelten hatten. Er selbst, sagte der Propst des Kirchenkreises
       Rantzau-Münsterdorf, sei als bekennender Homosexueller eine der Personen,
       die „Ausgrenzung, Anfeindung und Herabwürdigung“ treffen würde, [1][wenn
       rechte Kräfte noch mehr Auftrieb erhielten.] 
       
       Fast auf den Tag genau ein Jahr später ist genau das eingetreten: Der
       Kirchenmann gehört zu einer Reihe von Personen im Kreis Steinburg im
       Südwesten von Schleswig-Holstein, die Drohbriefe einer rechten Gruppe
       erhielten.
       
       „Mein Mann und ich sind achtsam, aber ohne Angst“, [2][teilt das Paar in
       einem Schreiben mit,] das an die „lieben anonymen Briefschreibenden“
       gerichtet ist. Er und die Nordkirche, vertreten durch Bischöfin Nora
       Stehen, haben Anzeige erstattet. „Der Drohbrief hat für uns eine neue
       Dimension“, heißt es in einer Stellungnahme der Kirche. „Wir halten
       zusammen und lassen uns nicht einschüchtern.“
       
       Paar bedankt sich für zahlreiche Nachrichten, in denen Menschen ihre
       Fassungslosigkeit und Unterstützung versichert hätten. Auch der
       Bundesgeschäftsführer der AfD habe sich gemeldet und von dem Schreiben
       distanziert, das das Logo der AfD trägt.
       
       Abgesandt wurde der anonyme Brief von einer Person oder Gruppe, die sich
       „Sturmfront Schleswig-Holstein“ nennt und sich als „patriotischer
       Untergrund der AfD und Bauernschaft“ bezeichnet. Außer dem Logo der AfD und
       dem Bild eines Gewehres ist auch das Zeichen der Landvolkbewegung zu sehen,
       einer bäuerlichen Protest-Bewegung der 1920er-Jahre, die antisemitische und
       antiparlamentarische Parolen verbreitete.
       
       In dem wenige Absätze kurzen Text beziehen sich die Schreibenden auf seine
       Homosexualität ebenso wie auf angebliche „Lügen zu Klimawandel und
       Migration“. Künftig würden solche „Fehldarstellungen konsequent verfolgt“,
       heißt es weiter. Die Drohungen richten sich gegen Paar und seinen Ehemann.
       
       Steffen Paar ist seit 2022 Propst des Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf,
       zu der 38 Kirchengemeinden gehören. Zuvor arbeitete der Theologe, der 1980
       in Böblingen geboren wurde, als Gemeindepastor im 3.300-Seelen-Ort Sülfeld.
       Bei seiner Wahl lobte Bischof Gothart Magaard Paars „vielfältige kreative
       Ansätze“.
       
       Tatsächlich sucht der Back- und Schokoladenfan die Öffentlichkeit: Beim
       Christopher-Street-Day in Hamburg trat er mit roten Engelsflügelchen auf,
       am Valentinstag verteilte er Herzchen in der Itzehoer Fußgängerzone, auf
       Social Media ist er ebenfalls aktiv. Politisch und gesellschaftlich bezieht
       er klar Position, stellt sich – wie bei den großen Demonstrationen der
       vergangenen Monate – gegen den Rechtsruck und setzt sich innerhalb seines
       Zuständigkeitsbereiches dafür ein, dass kirchliche Gebäude saniert werden,
       damit die Kirche plangemäß klimaneutral werden kann.
       
       Von dem Brief lasse er sich nicht beeindrucken, schreibt er: „Eure
       Forderungen berühren und verändern mich nicht.“ Dennoch sei jetzt Haltung
       gefragt: „Wenn Parteien wie die AfD an Macht gewinnen, ist niemand mehr
       sicher. Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf.“
       
       13 Feb 2025
       
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