# taz.de -- Monsanto verklagt Umweltschützer: Netzwerk soll alle Akten offenlegen
       
       > Der US-Pestizidkonzern erwirkt eine Anordnung, nach der ihm Avaaz alle
       > Infos über ihre Kampagne gegen Glyphosat offenbaren muss.
       
 (IMG) Bild: Protestaktion in Brüssel gegen die Verlängerung der Zulassung des Pflanzengifts Glyphosat
       
       Berlin taz | Das Kampagnen-Netzwerk Avaaz soll interne Dokumente über
       seinen Kampf gegen das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat dem
       Pestizidhersteller Monsanto vorlegen. Das hat ein US-Gericht vor Kurzem auf
       Betreiben des Konzerns angeordnet. Die Organisation müsse bis Freitag ihre
       E-Mails und alle anderen Dokumente „im Zusammenhang mit
       Öffentlichkeitsarbeit und Lobbying in den Vereinigten Staaten und/oder
       Europa zu Glyphosat, … Monsanto“ und anderen Firmen vorlegen, heißt es in
       der [1][Anordnung], die der taz vorliegt. „Sie wollen sogar die
       [2][E-Mail-Adressen von Hunderttausenden Avaaz-Mitgliedern]“, sagte Emma
       Ruby-Sachs, Vize-Chefin der Organisation, am Mittwoch.
       
       Monsanto-Anwälte argumentieren, sie benötigten die Avaaz-Unterlagen, um den
       Konzern in einem Prozess um Entschädigungszahlungen zu verteidigen. Die
       Kläger leiden an Krebs, den ihrer Meinung nach glyphosat-haltige Pestizide
       des Konzerns verursacht haben.
       
       Sollte Monsanto mit seiner Forderung gegen den vergleichsweise kleinen
       Verband Avaaz durchkommen, könnte das weitreichende Folgen auch für andere
       Organisationen haben, die sich mit Konzernen anlegen. Dann könnte das
       Unternehmen möglicherweise etwa von Greenpeace Informationen verlangen.
       
       Avaaz würde es nach eigenen Angaben „Tausende Personalstunden und
       Hunderttausende Dollar“ kosten, die verlangten Dokumente zusammenzustellen.
       Der Aufwand wäre „verheerend für Avaaz’ Kernaufgaben“. Die Organisation,
       die vor allem mit Internetpetitionen für Umweltschutz und Menschenrechte
       kämpft, hat insgesamt nur rund 100 Mitarbeiter in 18 Ländern. [3][Ihr Etat
       betrug 2016 ungefähr 15 Millionen Dollar (14 Millionen Euro)]. Greenpeace
       nahm damals allein in Deutschland [4][56 Millionen Euro], Monsanto weltweit
       [5][13 Milliarden Euro] ein.
       
       Avaaz erklärte weiter, da Monsanto dafür bekannt sei, gegen kritische
       Wissenschaftler, Journalisten und Bauern vorzugehen, habe die Organisation
       Bedenken, dem Konzern „private Informationen ihrer Mitarbeiter und
       Mitglieder“ zu geben. In anderen US-Gerichtsverfahren ist es Monsanto
       bereits gelungen, zum Beispiel den [6][E-Mail-Verkehr zwischen Forschern
       und Journalisten] etwa aus Frankreich zu erhalten. Die Korrespondenz ist
       nun sogar für jedermann im Internet einsehbar.
       
       Das Vorgehen von Monsanto könnte das Image des Konzerns weiter
       beeinträchtigen. Das könnte auch die Diskussion über ein Verbot der
       geplanten Fusion des deutschen Chemiekonzerns Bayer mit Monsanto und von
       Glyphosat-Mitteln in Deutschland und anderen EU-Staaten befeuern. Die EU
       hat den Wirkstoff zwar im Dezember für weitere fünf Jahre zugelassen. Die
       Mitgliedstaaten dürfen jetzt aber die mit dem Stoff hergestellten Pestizide
       verbieten. Die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation hatte
       Glyphosat im März 2015 für „wahrscheinlich krebserregend“ erklärt, mehrere
       europäische Behörden widersprechen dem.
       
       Inzwischen hat Avaaz Widerspruch eingelegt. Der Verband beruft sich auch
       darauf, dass seine Meinungsfreiheit verletzt würde. Monsanto rechtfertigte
       die Anordnung mit Avaaz’ „aktiver Lobbyarbeit bei US- und
       EU-Institutionen“. Auch der Konzern habe auf Verlangen von Klägern in
       Prozessen um Entschädigungen vergangenes Jahr interne Unterlagen
       aushändigen müssen, schrieb er der taz.
       
       21 Feb 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://gmwatch.us6.list-manage.com/track/click?u=29cbc7e6c21e0a8fd2a82aeb8&id=231a46465b&e=22f2fbcc29
 (DIR) [2] https://secure.avaaz.org/act/media.php?press_id=872
 (DIR) [3] https://secure.avaaz.org/de/avaaz_expenses_and_financial_information/
 (DIR) [4] https://www.greenpeace.de/presse/publikationen/jahresbericht-2016
 (DIR) [5] http://services.corporate-ir.net/SEC/Document.Service?id=P3VybD1hSFIwY0RvdkwyRndhUzUwWlc1cmQybDZZWEprTG1OdmJTOWtiM2R1Ykc5aFpDNXdhSEEvWVdOMGFXOXVQVkJFUmlacGNHRm5aVDB4TVRFNE5qRXpNU1p6ZFdKemFXUTlOVGM9JnR5cGU9MiZmbj0xMTE4NjEzMS5wZGY=
 (DIR) [6] https://usrtk.org/pesticides/mdl-monsanto-glyphosate-cancer-case-key-documents-analysis/
       
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 (DIR) Jost Maurin
       
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