# taz.de -- Mehr Teilnehmerinnen bei der WM: Hochmut vor dem Fall
       
       > Hierzulande ist die Erweiterung der WM skeptisch bewertet worden. Doch
       > die Entscheidung der Fifa erweist sich aus mehreren Gründen als richtig.
       
 (IMG) Bild: Ob die WM für Marokko zu früh kommt? Nun ja, das Team steht im Achtelfinale
       
       Die Sorge vor der Weltmeisterschaft war nicht klein, die Erweiterung des
       Teilnehmerfeldes würde die Spanne zwischen oben und unten allzu sehr
       spreizen. Die Bedenken wurden vor allem von denen geäußert, die sich oben
       wähnten, an der Spitze der Entwicklung, die in den letzten Jahren eine so
       große Dynamik erfahren hat. So warnten etwa die ehemalige und aktuelle
       Bundestrainerin, Silvia Neid und Martina Voss-Tecklenburg, dieser Schritt
       komme womöglich etwas zu früh. Für die Außenwirkung könnten zu einseitige
       Begegnungen schädlich sein.
       
       Aber bei dieser WM, so viel lässt sich nach der Vorrunde sagen, ist nicht
       die Unterlegenheit, [1][sondern eher die Überheblichkeit einiger] eine
       Auffälligkeit – ganz besonders aus deutscher Perspektive. Unterschätzt
       wurde, dass die enorme Entwicklung des Frauenfußball bereits eine globale
       Dimension hat.
       
       Gewiss hat es deutliche Niederlagen der Neulinge gegeben. Aber selbst die
       Vietnamesinnen, die gegen die Niederländerinnen demontiert wurden (0:7),
       zogen sich gegen Weltmeister USA (0:3) passabel aus der Affäre, die
       wiederum nur mit Glück ein vorzeitiges WM-Ausscheiden vermeiden konnten.
       
       Und Teams, die bei der letzten WM noch nicht konkurrenzfähig waren, stehen
       dieses Mal im Achtelfinale. Jamaika schied 2019 punktlos und mit einem
       Torverhältnis von 1:12 aus, nun haben sie in der vielleicht schwierigsten
       Gruppe mit Frankreich und Brasilien ohne einen Gegentreffer die nächste
       Runde erreicht. Ebenso wie die Südafrikanerinnen, die sich ebenfalls enorm
       gesteigert haben.
       
       Im europäischen Kosmos scheint man so einiges nicht mitbekommen zu haben.
       Gerade bei den Deutschen staunt man plötzlich, dass die Abstände in der
       Weltrangliste, die früher mit einer Sieggarantie verbunden waren, nicht
       mehr allzu viel bedeuten. Kolumbien (Position 25) oder Südkorea (Position
       17) sind zu komplizierten, schier unlösbaren Herausforderungen geworden,
       auch weil die Vorstellung von der eigenen Stärke mit der Realität nicht in
       Einklang zu bringen ist. Marokko ist gar [2][nach einer 0:6-Niederlage]
       gegen Deutschland im Unterschied zu diesen noch bei der Weltmeisterschaft
       dabei.
       
       Der Antrieb der Fifa, die Zahl der WM-Teilnehmerinnen zu erweitern, mag ein
       kommerzielles gewesen sein. Die Erweiterung der Fußballmärkte und die
       höheren Erlöse, die sich daraus ergeben, sind für den Weltverband stets ein
       unschlagbares Argument. Jedoch hat diese Maßnahme jetzt ihre sportliche
       Rechtfertigung erfahren.
       
       Das Gewinnstreben des Weltverbands harmonisiert mit anderen Entwicklungen
       ebenfalls prächtig. Denn bei diesem Turnier erfuhr [3][Sambias Trainer
       Bruce Mwape], dass es ein weltweites Interesse daran gibt, zu hören, was er
       zu den Vorwürfen der sexuellen Gewalt zu sagen hat, die gegen ihn aus dem
       Team anonym erhoben wurden. Sexuelle Übergriffe gegen haitianische
       Fußballerinnen fanden ebenso Erwähnung in der Vorberichterstattung bei
       deren WM-Auftritten. Zum Thema wurden die schlechte Behandlung der
       nigerianischen Fußballerinnen durch den Verband. Die Fifa hat alles richtig
       gemacht.
       
       3 Aug 2023
       
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