# taz.de -- Aussichten auf eine Rezession: Nur mild, wenn Gas gespart wird
       
       > Deutschland rutscht im kommenden Jahr wohl in eine Rezession. Die könnte
       > erstaunlich niedrig ausfallen – wenn der Gasverbrauch drastisch sinkt.
       
 (IMG) Bild: Warmer Tee statt warme Heizung? Bisher wird die Gaskrise behandelt, als wäre die Energie nur teuer. Doch tatsächlich fehlt sie. Wir haben ein Mengenproblem, das sich nur durch Sparen lösen lässt
       
       Auf den ersten Blick wirkt [1][die Herbstprognose] nicht besonders
       originell: Die deutsche Wirtschaft wird in eine Rezession rutschen. Das war
       zu erwarten. Schließlich befindet sich Deutschland indirekt im Krieg. Wir
       beliefern die Ukraine mit Waffen und überziehen Russland mit Sanktionen –
       umgekehrt hat Putin den Gashahn abgedreht.
       
       Es ist richtig, dass Deutschland die Ukraine unterstützt und dafür
       wirtschaftliche Nachteile in Kauf nimmt. Zumal wir uns diese kleine
       ökonomische Delle mühelos leisten können. Denn die eigentliche und
       bemerkenswerte Nachricht der Forschungsinstitute ist: Mit einem erwarteten
       Minus von 0,4 Prozent wird die Rezession 2023 ziemlich mild ausfallen.
       
       Im Gutachten findet sich allerdings eine entscheidende Einschränkung: Die
       Rezession verläuft nur mild, wenn Unternehmen und Haushalte freiwillig Gas
       einsparen. Der Gasverbrauch muss um 20 Prozent sinken, damit sich die
       Speicher nicht zu schnell leeren. Falls zu viel Gas verheizt wird und ein
       existenzieller Energiemangel eintritt, kann die Wirtschaft 2023 auch um
       minus 7,9 Prozent einbrechen. Das wäre ein neuer Negativrekord in der
       bundesdeutschen Geschichte.
       
       Es muss daher alarmieren, dass die Deutschen bisher kein Gas sparen, wie
       die Bundesnetzagentur am Donnerstag warnte. Kaum wurde es in der
       vergangenen Woche kalt, wurden munter die Heizkörper aufgedreht. Es ist
       daher durchaus gefährlich, dass [2][der Staat allen BürgerInnen bei den
       Gaspreisen umfangreich helfen will].
       
       Die Bedürftigen müssen natürlich unterstützt werden, damit sie nicht in
       viel zu kalten Wohnungen sitzen, weil sie sich die hohen Gaspreise nicht
       leisten können. Aber alle anderen müssen im Portemonnaie drastisch erleben,
       dass Gas knapp ist. Sonst provoziert die Regierung genau jene
       Wirtschaftskrise, die sie eigentlich vermeiden will.
       
       Bisher wird die Gaskrise behandelt, als wäre die Energie nur teuer. Doch
       tatsächlich fehlt sie. Wir haben ein Mengenproblem, das sich nur durch
       Sparen lösen lässt. Wenn die BürgerInnen dies nicht begreifen, wird die
       Krise heftig.
       
       29 Sep 2022
       
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