# taz.de -- ARD-Serie „Schwarzes Gold“: Fortschritt und Untergang
> „Schwarzes Gold“ zeigt den Ölboom in der Lüneburger Heide um 1900. Zu
> sehen sind Stars, Umweltsünden und etwas viele Cowboyhüte für
> Norddeutschland.
(IMG) Bild: Öl in der Lüneburger Heide: Szene aus der Serie „Schwarzes Gold“
Eine historische Dramaserie mit Liebesplot und Machtkämpfen kann zu kaum
einem besseren Zeitpunkt veröffentlicht werden als zu den Weihnachtstagen.
Sich über die deutsche Geschichte weiterbilden, Lebkuchen essen und dabei
durch Verrat und Intrigen von eigenen Familienstreitigkeiten abgelenkt
werden – das dürfte für viele Zuschauer eine verlockende Vorstellung sein.
[1][Das ARD-Spektakel „Schwarzes Gold“ kommt dieser Tage also genau
richtig.]
Ein bislang wenig beachtetes Stück deutscher Geschichte soll gezeigt
werden: [2][der Ölboom in der Lüneburger Heide um 1900]. Johanna (Harriet
Herbig-Matten) lebt in ärmlichen Verhältnissen, als entdeckt wird, dass
sich unter den Feldern ihrer Familie Erdöl befindet. Der perfide Großbauer
Wilhelm Pape (Tom Wlaschiha) geht indes in seiner Geldgier über Leichen, um
durch die Ölförderung reich zu werden. Eine Liebesgeschichte darf nicht
fehlen: Johanna und Papes Sohn Richard (Aaron Hilmer) sind seit
Kindheitstagen Seelenverwandte. Als die Skrupellosigkeit von Richards Vater
allerdings Johannas Familie zerstört und der Wanderarbeiter mit den
traurigen Augen (Slavko Popadic) auftaucht, wird alles immer komplizierter.
## Der unerbittliche Fortschritt
Zentral für die Handlung sind die Frauen, die im Hintergrund die eigentlich
plottragenden Figuren sind – sie organisieren den Aufstand gegen die
mächtigen Männer, verwalten das Geld ihrer Familien, arrangieren Ehen,
reden ihren Gatten ins Gewissen. Die Unerbittlichkeit, mit der
„Fortschritt“ als Legitimation für menschenverachtende Arbeitsbedingungen
und gewissenlose Umweltverschmutzung genannt wird, ist dabei aufs Heute
übertragbar: „Nehmt den Wandel an oder geht unter“, wird zu den
Dorfbewohnern gesagt, die um ihr Land betrogenen werden und unter
Wasserverschmutzung leiden. Dann wird weitergebohrt.
Die Besetzung der Serie ist hochkarätig: Mit Herbig-Matten („Maxton Hall“)
und Wlaschiha („Game of Thrones“, „Stranger Things“) sind zwei
international gefeierte deutsche Stars am Set. Gwendoline Christie („Game
of Thrones“, „Severance“) konnte ebenfalls für die Produktion gewonnen
werden, die Filmmusik erschuf kein Geringerer als Hans Zimmer, gemeinsam
mit Aleksey Igudesman. Allein dieser personelle Trumpf macht die Serie
unter der Regie von Nina Wolfrum und Tim Trachte sehenswert, und die
Intention, weniger bekannte deutsche Geschichte seriell zu verfilmen, ist
zu befürworten.
Ein wenig mehr technische Akkuratheit wäre allerdings hilfreich gewesen –
wie genau das Öl abgebaut wird und in welchen wirtschaftlichen Dimensionen
wohin verkauft, bleibt ungeklärt; die Serie verbleibt bei Arbeitern mit
dreckverschmierten Gesichtern, die Fässer rollen und abends Schnaps
trinken. Gleiches gilt für die Sprachlichkeit der Serie, die erstaunlich
unambitioniert modern bleibt. Die Western-Ästhetik wirkt außerdem
überstrapaziert (muss wirklich jede Figur einen Cowboy-Hut tragen?) Um an
die US-Serie „Yellowstone“ ranzukommen ([3][hier geht es ebenfall um
Öl-Bohrungen und Cowboy-Hüte]), fehlt dann doch Kevin Costner. Und das
moralisch Integre des feministischen Arbeitskampfes scheint mitunter die
realistische Recherche zu übertrumpfen – aber gerade an Weihnachten tut ein
bisschen moralischer Unterbau ja auch ganz gut.
„Schwarzes Gold“, sechs Folgen, jetzt in der ARD-Mediathek und am 29. 12.
um 20.15 Uhr in der ARD
22 Dec 2025
## LINKS
(DIR) [1] https://www.ardmediathek.de/serie/schwarzes-gold/staffel-1/Y3JpZDovL25kci5kZS81MTI5/1
(DIR) [2] /Schwarzes-Gold/!5162156
(DIR) [3] https://www.zeit.de/kultur/film/2023-03/yellowstone-serie-kevin-kostner-republikaner
## AUTOREN
(DIR) Marie-Sofia Trautmann
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