# taz.de -- Immobilien-Benko erneut vor Gericht: Milliarden-Pleitier versteckt Schatztruhe in Weinkartons
       
       > Im zweiten Prozess steht René Benko zusammen mit seiner Ehefrau Nathalie
       > vor Gericht: Sie sollen 370.000 Euro Bargeld und Luxusuhren versteckt
       > haben.
       
 (IMG) Bild: Acht Luxusuhren für Kinder sind nichts Ungewöhnliches, meint sein Anwalt: René Benko am 10. Dezember vor Gericht in Innsbruck
       
       Am Mittwochmorgen stehen sie nun beide im Gerichtssaal in Innsbruck [1][vor
       der Anklagebank]. Der Milliarden-Pleitier René Benko wird zuerst
       hereingeführt, Ehefrau Nathalie lässt sich 15 Minuten länger Zeit.
       
       Die ominöse Ehefrau im Hintergrund will auf jeden Fall vermeiden,
       fotografiert zu werden. Erst müssen alle Kameraleute raus, dann kommt sie
       rein. Ein knappes Jahr sollen sie sich nicht gesehen haben, seit er im
       Januar dieses Jahres in U-Haft sitzt. In diesem zweiten [2][Benko-Prozess]
       sind nun beide angeklagt.
       
       Was sich laut Staatsanwaltschaft im März 2024 im Tiroler Dorf Pfunds
       abgespielt hat, mutet an wie ein abenteuerliches Vertuschungsmanöver von
       Möchtegern-Kriminellen. René und Nathalie Benko sollen 120.000 Euro Bargeld
       sowie elf Edel-Uhren und goldene Manschettenknöpfe im Wert von 250.000 Euro
       in einem geheimen Safe deponiert haben. Macht zusammen 370.000 Euro. Eine
       Art Notration? Genau zu dieser Zeit musste Benko Privatinsolvenz anmelden.
       „Ein denkbar simpler Sachverhalt“, sagt der Staatsanwalt.
       
       Das sieht das Innsbrucker Landesgericht nur zum Teil so. Am Abend wird René
       Benko zu 15 Monaten auf Bewährung verurteilt, Nathalie Benko erhält einen
       Freispruch. Für ihre angeklagten Taten gebe es „keine Beweise“, wie die
       Vorsitzende Richterin Heide Maria Paul ausführt. Bei Benko geht das Gericht
       lediglich davon aus, dass er zwei Uhren de facto für sich selbst behalten
       hatte. Wem die restlichen gehörten, sei nicht zu ermitteln gewesen.
       
       Mitte Oktober gab es schon das erste Verfahren gegen den gescheiterten
       [3][Immobilienentwickler], Vielfach-Unternehmer und einstigen
       Multimilliardär. Das Setting war ganz ähnlich: der gleiche größte Saal des
       Innsbrucker Landesgerichts, der gleiche Medienandrang mit mehr als 50
       angemeldeten Journalisten. Filmkameras, Blitzlichtgewitter.
       
       Das Augenmerk gilt nun der 42-jährigen Nathalie Benko fast mehr als ihrem
       Mann, erstmals seit dem Mega-Crash von Benkos Signa-Konzern muss sie sich
       öffentlich zeigen. Sie ist gebürtige Schweizerin, soll früher Model gewesen
       sein. Gegen Medienberichte, dass sie sich von ihrem Mann getrennt und die
       Scheidung eingereicht haben soll, geht sie regelmäßig per Anwalt vor. Als
       Beruf gibt sie vor Gericht an: „Mami, fulltime.“ Das Paar hat drei Kinder.
       
       Der Safe soll im Auftrag von Nathalie Benko ins Haus ihrer Tante und ihres
       Onkels angeliefert worden sein. Im Keller war er in einer Ecke versteckt,
       davor hatte man leere Weinkartons drapiert. Dumm nur, dass ein ehemaliger
       Leibwächter Benkos zu jener Zeit in der Schweiz in U-Haft saß wegen eines
       anderen Vergehens.
       
       ## Millionenschwere Ringe für die Dame, Luxusuhren für die Kinder
       
       Den Ermittlern den genauen Weg zum Tresor schilderte in der Hoffnung auf
       Strafnachlass in eigener Sache. René Benko wird nun „Betrügerische Krida“
       vorgeworfen, also Insolvenzbetrug, seiner Frau die Beihilfe dazu. Die
       Vermögenswerte stehen, so sehen es die Ermittler, nicht dem Ehepaar,
       sondern den vielen Gläubigern zu, die in Benkos Signa-Unternehmenskette
       investiert hatten.
       
       Im ersten Verfahren ist Benko zu zwei Jahren Haft verurteilt worden ohne
       Bewährung, der Schuldspruch ist noch nicht rechtskräftig. Die Richterin
       hatte es als erwiesen angesehen, dass er während seiner Pleite noch 300.000
       Euro auf eine Privatstiftung verschoben hatte, der formal seine Mutter
       Ingeborg Benko vorsteht. Tatsächlich aber hat er Zugriff auf das Geld.
       
       Jetzt sagen die beiden Anklagen nichts, sie lassen ihre Anwälte reden.
       Benko-Verteidiger Norbert Wess kritisiert „Hass und Häme“ der
       Medienberichterstattung. Die Anklage sei „Science-Fiction“. Seine Version:
       2021, auf dem Höhepunkt seines Erfolgs, habe Benko seine Familie großzügig
       bedacht. Seine Frau habe Ringe in Millionenhöhe erhalten, seinen kleinen
       Söhnen habe er acht Luxusuhren vermacht. „Das ist nichts Unübliches“, so
       der Rechtsanwalt.
       
       Nathalie Benkos Anwalt Michael Hohenauer weiß eine Alternativerklärung
       dafür, warum man das Haus von Tante und Onkel als Standort ausgesucht hat:
       Weil Nathalie Benko klar war, dass sie ihre Prunk-Villa in Innsbruck Igls
       verlassen werden müssten. Dass sie den Tresor organisiert hatte, „hat
       nichts mit der Insolvenz zu tun“. Darin seien schließlich auch Diamantringe
       von ihr im Wert von 5,5 Millionen Euro aufbewahrt, die nicht in der Anklage
       aufgenommen sind. Die 120.000 Euro gehörten auch ihr, das sei
       „Haushaltsgeld“.
       
       Dem heute 48-Jährigen Selfmademan aus Innsbruck schien einst alles zu
       gelingen. In Österreich, Deutschland oder auch Italien projektierte er
       einen Bau nach dem anderen – hochpreisige Geschäftsflächen, Gewerbe, edles
       Wohnen. Wirtschaft und Politik umgarnten ihn. Investoren, Banken,
       Versicherungen gaben ihm gern ihr Geld. René Benko hatte Netzwerke fast
       überall hin.
       
       Der Investor, Transportunternehmer und Milliardär Klaus-Michael Kühne aus
       Hamburg war sein Buddy. Den ehemaligen österreichischen Bundeskanzler
       Alfred Gusenbauer (SPÖ) holte er als Top-Manager in die Signa. Auch zum
       Nachfolger und einstigen ÖVP-Shootingstar Sebastian Kurz war die Verbindung
       eng.
       
       ## Glamouröses Aufsteigerpaar
       
       René Benko und Ehefrau Nathalie gaben gern das glamouröse Aufsteigerpaar in
       der High Society. Sie zeigten sich, strahlten in die Kameras, ob bei Events
       im Tiroler Nobelort Kitzbühel oder auf dem Münchner Oktoberfest. Benko war
       es nicht allein, er wusste das System perfekt zu bedienen, das ihn dann in
       höchste Höhen katapultierte.
       
       Von der krachenden Pleite bleiben utopisch wirkende 40 Milliarden Euro
       fehlendes Geld, die die Gläubiger zurückfordern. Da wirken jene von Benko
       und Gattin mutmaßlich versteckten Werte in Höhe von 370.000 Euro an wie ein
       Tropfen in einem der schönen Pools in den verschiedenen einstigen
       Benko-Villen.
       
       Doch die in Wien ansässige Wirtschafts- und Korruptions-Staatsanwaltschaft,
       die einen donnernden Ruf genießt, arbeitet eins nach dem anderen ab. Sie
       ermittelt in 14 „Strängen“ (Themenbereichen). Erst das einfache, dann das
       komplexere. Man kann demnach mit 14 Benko-Anklagen und -Verfahren in den
       kommenden Jahren rechnen.
       
       Das jetzige Verfahren zeigt auch, wie eng bei der Benko-Familie Geschäft
       und Privates vermischt waren. Das Ehepaar soll den Tresor im Haus ihrer
       Tante gemeinsam befüllt haben. Nathalie Benko hatte immer wieder Positionen
       bei der Signa inne.
       
       An ihrem jetzigen mutmaßlichen Wohnort, einer Villa im Innsbrucker
       Stadtteil Hungerberg, ist laut „Firmen-Abc“ eine „NB Immo GmbH“ gemeldet.
       Geschäftsführerin wie Gesellschafterin ist „Frau Benko Nathalie“. Alle mit
       dabei in diesem Benko’schen Karussell – Gattin, Mutter, angeheiratete Tante
       sowie Onkel.
       
       10 Dec 2025
       
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