# taz.de -- Pelzfarmen in Polen werden verboten: Die Käfigtüren öffnen sich
> In acht Jahren sollen alle polnischen Pelzfarmen schließen. Das ist noch
> lang hin, aber das Ende der Pelztierzucht in Polen ist damit absehbar.
(IMG) Bild: Eine Protestaktion von Fur Free Europe in Kraków am 27. November 2022
Polen stoppt die Pelztierzucht. Millionen von Nerzen, Füchsen, Marderhunden
und Chinchillas müssen in Zukunft nicht mehr in Pelztierfarmen leiden,
bevor ihnen das Fell über den Kopf gezogen wird.
Zwar räumt das Gesetz, das Präsident Karol Nawrocki vor einigen Tagen
unterzeichnet hat, den Züchtern eine achtjährige Übergangsfrist bis Ende
2033 ein, doch das Aus für die gesamte Branche steht nun fest.
Für Tierschützer ist dies ein großer Erfolg, auch wenn es einen
Wermutstropfen gibt: Kaninchen sind ausdrücklich von dieser Regelung
ausgenommen. Spürbar geht auch durch Polens Zivilgesellschaft ein großes
Aufatmen. Zwei Drittel aller Polen und Polinnen sprechen sich seit Jahren
für ein Ende dieser Massentierquälerei in engen Metallkäfigen aus. Anders
als noch in den 1990er Jahren sieht man auf den Straßen Polens kaum noch
elegante Damen mit einem echten Pelzmantel.
Im Sejm, dem polnischen Abgeordnetenhaus, hatten schon im Oktober dieses
Jahres 339 von insgesamt 460 Parlamentariern für das Gesetz gestimmt.
Parteigrenzen spielten keine Rolle. Angesichts dieser Einigkeit stellt sich
die Frage, warum es 14 lange Jahre gedauert hat, dieses Gesetz zu
verabschieden.
Insgesamt, so fand das Nachrichtenmagazin Polityka heraus, scheiterte der
Sejm seit 2011 sechsmal mit einer Gesetzesinitiative. Jedes Mal setzte sich
die mächtige Pelztierzüchterlobby durch. Sie hatte die Zahlen auf ihrer
Seite: Seit vielen Jahren gehört Polen neben China, den skandinavischen
Ländern, Russland und den USA zu den weltgrößten Pelzexporteuren.
## Pelzfarmen machen immer weniger Geld
Noch 2015 gab es in Polen über 800 Pelztierfarmen, während es heute nach
Angaben von Tierschutzverbänden und des polnischen Hauptveterinärsamtes
gerade mal noch 200 bis 300 Farmen sind. Der Pelztierzüchterverband gibt
die Zahl mit 1.190 Farmen an.
Aber die Umsätze und Gewinne der Branche gehen stark zurück und damit auch
die Steuereinnahmen des Staates. So gibt die Tierschutzorganisation „Offene
Käfige“ an, dass der Wert des Exports von Nerzpelzen von umgerechnet 400
Millionen Euro in den Jahren 2014 bis 2015 auf knapp 70 Millionen Euro
heute gesunken ist.
Zudem hat sich Szczepan Wójcik, der wichtigste polnische Pelzzüchter und
Lobbyist, aus dem Markt zurückgezogen, nachdem im letzten Jahr ruchbar
wurde, dass er vom Pelzgeschäft seines Bruders in der Russischen Föderation
stark profitierte. Außerdem, so berichten Polens Medien, scheint er vom
polnischen Staat Fördergelder in Millionenhöhe für seine Stiftung und seine
Medien erhalten zu haben, über die er disponieren wollte, ohne sich an die
Förderrichtlichtlinien zu halten.
## Nawrocki legte am selben Tag Veto gegen Hundeschutz ein
Dass der nationalpopulistische Präsident Nawrocki das Gesetz unterschrieb,
erstaunte viele in Polen, hatte der Historiker, Ex-Fußballhooligan und
Amateurboxer doch während seines Wahlkampfes mehrfach versichert, [1][keine
Tierschutzgesetze unterschreiben zu wollen]. Das war eine der Bedingungen
der nationalistischen Partei Konfederacja für ihre Unterstützung Nawrockis
bei der Präsidentschaftswahl.
Tatsächlich legte der Präsident noch am selben Tag sein Veto gegen ein
zweites Tierschutzgesetz ein. Mit dem „Kettengesetz“ wollte der Gesetzgeber
das Anbinden von Hunden in Hof und Garten verbieten, was auf dem Land in
Ostpolen nach wie vor üblich ist. Dort aber leben viele Wähler Nawrockis,
die das An-die-Kette-Legen von Wachhunden für völlig normal halten.
Anders ist das bei der Pelztier-Haltung in kleinen Käfigen, die von
Städtern wie auch der Landbevölkerung gleichermaßen abgelehnt wird.
Nawrocki will den Abgeordneten nun sein eigenes „Kettengesetz“ zur
Abstimmung vorlegen.
9 Dec 2025
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