# taz.de -- momentaufnahmen: Wenn die Klapperschese niemand klauen mag
       
       Neulich kaufte ich für eine Freundin ein Fahrradschloss, das teurer war als
       die Tretmühle, die sie sich kurz zuvor per Kleinanzeigen ergattert hatte.
       Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr war ihr das Rad geklaut worden,
       jeweils einfache Drahtesel und keine Hightech-Hipster-Geschosse zum Preis
       einer Doppelhaushälfte. Sie ist nur eine von vielen Bekannten, die zuletzt
       ihr Rad eingebüßt haben. Womöglich kommt die Hälfte der etwa 25.000
       Fahrräder, die jährlich in Berlin geklaut werden, in meinem Umfeld
       abhanden.
       
       Man könnte meinen, ich sei sensibilisiert und würde besonders achtgeben.
       Doch wie aus Trotz schließe ich mein Rad, ebenfalls 20 Jahre alt, nie an
       etwas an, sondern verschließe nur Speichen und Rahmen. Ich möchte wider
       besseren Wissens an das Gute in den Menschen glauben – und es funktioniert.
       Als ich am Tag nach dem Schlosskauf morgens auf die Straße trete, stelle
       ich fest: Das Schloss steckt in der Halterung, das Rad stand eine Nacht zur
       freien Verfügung. Aber was immer ich auch tue, niemand will die
       Klapperschese haben.
       
       So langsam frage ich mich, ob ich nicht beleidigt bin. Erik Peter
       
       20 Dec 2025
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Erik Peter
       
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