# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Russische Angriffe vor Gesprächen
       
       > Nach dem Treffen mit US-Unterhändlern sucht Selenskyj das Gespräch mit
       > europäischen Partnern. Russland greift weiter mit Drohnen und Raketen an.
       
 (IMG) Bild: Ein ukrainischer Soldat geht am 30.11. eine Straße in der Frontstadt Kostjantyniwka entlang
       
       ## Neue Angriffe mit Raketen und Drohnen
       
       Russische Raketen- und Drohnenangriffe haben in der Ukraine mindestens
       einen Menschen das Leben gekostet. Die Behörden in der Region Tschernihiw
       im Norden des Landes teilten mit, ein Mann sei am Samstagabend bei einem
       Drohnenangriff getötet worden. Ein Angriff mit Raketen und Drohnen auf die
       Infrastruktur der zentralen Stadt Krementschuk verursachte Ausfälle der
       Strom- und Wasserversorgung.
       
       In Krementschuk, einem industriellen Zentrum, befindet sich eine der
       größten Ölraffinerien der Ukraine. Die Regierung in Kiew und ihre
       westlichen Verbündeten werfen Russland vor, mit Angriffen das Stromnetz
       lahmzulegen, damit die Bevölkerung im vierten Kriegswinter nicht heizen
       kann. Ukrainische Vertreter bezeichnen das Vorgehen als
       Instrumentalisierung der Kälte. (ap)
       
       ## Treffen zwischen Selenskyj und europäischen V
       
       Nach intensiven Gesprächen [1][der USA] und der Ukraine über Eckdaten eines
       Friedensplans wird der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wieder mit
       seinen europäischen Verbündeten beraten. Der britische Premierminister Keir
       Starmer lädt für Montag nach London ein, wie die Nachrichtenagentur PA
       meldete. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wird nach Angaben eines
       Sprechers an dem Treffen teilnehmen, ebenso Frankreichs Präsident Emmanuel
       Macron.
       
       Macron bestätigte das Treffen am Samstagabend auf der Plattform X nach
       einem Gespräch mit Selenskyj. „Die Europäer werden notwendigerweise eine
       tragende Säule der gerechten und dauerhaften Lösung sein, die wir gemeinsam
       aufbauen“, schrieb er. Ungeachtet der jüngsten Friedensinitiativen
       attackierte Russland auch in der Nacht zu Sonntag die Ukraine. (dpa)
       
       ## Bekommt die Ukraine Sicherheitsgarantien?
       
       Zum Ende von drei Tagen [2][amerikanisch-ukrainischer Verhandlungen] in
       Florida schaltete sich Selenskyj nach eigenen Angaben am Samstag
       telefonisch dazu. Er nannte die Schaltkonferenz konzentriert und
       konstruktiv. „Wir (…) sind Eckpunkte durchgegangen, die ein Ende des
       Blutvergießens sicherstellen können und die Gefahr einer neuen russischen
       Invasion eliminieren und das Risiko, dass Russland seine Versprechen nicht
       einhält, wie es in der Vergangenheit mehrmals passiert ist“, schrieb
       Selenskyj auf X. Dies klingt nach Sicherheitsgarantien für sein von
       Russland mit Krieg überzogenes Land; Details nannte er aber nicht.
       
       Das US-Nachrichtenportal „Axios“ und der US-Sender ABC News berichteten,
       bei einem zweistündigen Telefonat Selenskyjs mit den Beratern von
       US-Präsident Donald Trump, Steve Witkoff und Jared Kushner, sei es um
       Territorialfragen und Sicherheitsgarantien der USA für die Ukraine
       gegangen. Eine Quelle von „Axios“ sagte demnach, bei den
       Sicherheitsgarantien hätten die Parteien erhebliche Fortschritte erzielt
       und stünden kurz vor einer Einigung. Aber es seien noch weitere
       Anstrengungen erforderlich, damit beide Seiten den Entwurf der
       Sicherheitsgarantie ähnlich interpretierten.
       
       Die Diskussion über Territorialfragen sei schwierig gewesen, sagte eine mit
       dem Gespräch vertraute Quelle „Axios“. Da Russland darauf beharre, dass
       sich die Ukraine aus Teilen des von ihr kontrollierten Donbass zurückziehen
       müsse, versuchten die USA neue Ideen zu entwickeln, um eine Brücke in
       dieser Frage zu schlagen, sagte eine zweite Quelle.
       
       In Florida hatten seit Donnerstag der Sondergesandte von US-Präsident
       Donald Trump, Witkoff, und Trumps Schwiegersohn Kushner mit den Ukrainern
       gesprochen. Von Kiewer Seite führten Ex-Verteidigungsminister Rustem
       Umjerow und Generalstabschef Andrij Hnatow die Verhandlungen. Vorher hatten
       Witkoff und Kushner in Moskau fünf Stunden lang mit Kremlchef Wladimir
       Putin gesprochen. (dpa)
       
       ## Misstrauen gegen US-Unterhändler
       
       Wie sich der vor etwa drei Wochen publik gewordene US-Friedensplan mit
       ursprünglich 28 Punkten seitdem gewandelt hat, ist öffentlich nicht
       bekannt. Die Ukraine und die europäischen Staaten begegneten ihm mit
       scharfer Kritik, weil er Moskau weit entgegenkam und teilweise auch dort
       geschrieben zu sein schien. In mehreren Gesprächsrunden wurden Änderungen
       angebracht.
       
       Auf Misstrauen stieß auch das Unterhändler-Duo Witkoff und Kushner. Sie
       haben keine diplomatische Erfahrung, kennen Russland und die Ukraine nicht
       und gehören zu dem Flügel in der US-Administration, der vor allem
       amerikanische Geschäftsinteressen vorantreibt. Einen Beleg für dieses
       Misstrauen lieferte ein an den „Spiegel“ durchgestochenen Telefonprotokoll
       der Europäer, auch wenn deren Regierungen den Inhalt nicht kommentierten.
       (dpa)
       
       ## Keine Kritik der Ukrainer an Verhandlungen
       
       Allerdings haben Umjerow und Hnatow drei Tage lang mit den Amerikanern
       verhandelt, und es wurde keine Kritik laut. Die Ukraine werde weiter
       vertrauensvoll mit der US-Seite kooperieren, die ernsthaft einen Frieden zu
       erreichen versuche, erklärte auch Selenskyj. Als nächsten Schritt erwarte
       er seine Unterhändler zum persönlichen Bericht.
       
       Witkoff und das US-Außenministerium teilten am Freitagabend (US-Ortszeit)
       mit, dass sich die USA und die Ukraine über den Rahmen einer künftigen
       Sicherheitsstruktur und Fähigkeiten zur Abschreckung einig seien. Ein Ende
       des Krieges hänge vor allem davon ab, ob Moskau ein „ernsthaftes Engagement
       für einen langfristigen Frieden“ zeige.
       
       Die Invasion Russlands in das Nachbarland dauert schon fast vier Jahre.
       Putin besteht auf harten Forderungen an die Ukraine, die auf
       Gebietsabtretungen und letztlich eine Kapitulation Kiews hinauslaufen.
       (dpa)
       
       Russland attackiert Ukraine weiter 
       
       Ungeachtet der Gespräche über eine Friedenslösung hat Russland die Ukraine
       auch in der Nacht zu Sonntag mit massiven Angriffen aus der Luft überzogen.
       Im Kreis Krementschuk im zentralukrainischen Gebiet Poltawa wurden
       Militärgouverneur Wolodymyr Kohut zufolge mehrere Unternehmen des
       Energiesektors bei einem kombinierten Angriff mit Drohnen und Raketen
       attackiert.
       
       Direkte Treffer und herabstürzende Trümmer lösten demnach Brände aus, und
       technische Anlagen wurden beschädigt. Infolge des Angriffs gebe es an
       einigen Orten Ausfälle der Wärme- und Wasserversorgung. Auch der
       Bürgermeister der Industriestadt Krementschuk, Witalij Malezkyj, hatte in
       der Nacht von Unterbrechungen der Strom-, Wasser- und Wärmeversorgung in
       einzelnen Stadtteilen nach dem russischen Angriff gesprochen.
       
       Der Luftwaffe zufolge setzte Russland bei in der Nacht 241 Kampfdrohnen,
       drei Hyperschallraketen vom Typ Kinschal und zwei ballistische Raketen ein.
       Es seien 65 Drohnentreffer an 14 Orten in der Ukraine festgestellt worden.
       Abgewehrt wurden demnach 175 Drohnen, zwei Kinschal-Raketen und zwei
       ballistische Raketen.
       
       Bereits in der Nacht auf Samstag hatte ein massiver russischer Luftangriff
       erneut das Energienetz der Ukraine getroffen. In mehreren Regionen wurden
       Verletzte und Notabschaltungen des Stroms gemeldet. Präsident Wolodymyr
       Selenskyj warf Moskau erneut vor, die ukrainische zivile Infrastruktur zu
       attackieren. Ausgehend von der Zählung des US-Instituts CSIS dürfte es mit
       653 Drohnen und 51 Raketen und Marschflugkörpern der bislang drittschwerste
       Luftangriff des Kriegs gewesen sein. (dpa)
       
       China und Russland halten gemeinsame Raketenabwehr-Manöver ab 
       
       China und Russland haben Anfang Dezember auf russischem Territorium ihr
       drittes gemeinsames Manöver zur Raketenabwehr abgehalten. Dies teilte das
       chinesische Verteidigungsministerium am späten Samstagabend auf seiner
       Internetseite mit. Die gemeinsamen Militärübungen richteten sich nicht
       gegen Dritte und seien auch keine Reaktion auf die aktuelle internationale
       Lage. Russland und China hatten im vergangenen Monat Gespräche über
       Raketenabwehr und strategische Stabilität geführt. Im August veranstalteten
       sie gemeinsame Artillerie- und U-Boot-Abwehrübungen im Japanischen Meer.
       
       Russland und China hatten kurz vor dem russischen Einmarsch Russlands in
       die Ukraine im Jahr 2022 eine „unbegrenzte“ strategische Partnerschaft
       geschlossen und regelmäßige Militärübungen vereinbart. Hintergrund der
       vertieften Zusammenarbeit sind auch gemeinsame Sorgen über die
       US-Sicherheitspolitik. Beide Länder haben ihre Besorgnis über die Pläne von
       US-Präsident Donald Trump zum Aufbau eines Raketenschutzschildes mit dem
       Namen „Golden Dome“ geäußert. Zudem zeigten sie sich beunruhigt über Trumps
       angekündigte Pläne, Atomwaffentests wieder aufzunehmen – nach einer Pause
       von mehr als 30 Jahren. (rtr)
       
       7 Dec 2025
       
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