# taz.de -- Dokufilm über Robert Habeck: Die Suche nach dem Scheitern im eigenen Dunstkreis
> Viel Nähe, aber wenig Kritik: Der Film „Jetzt. Wohin.“ ist ein
> ungewöhnliches Porträt über Habeck – Regisseur Lars Jessen war sein
> Wahlkampfberater.
(IMG) Bild: Filmemacher Lars Jessen im Gespräch mit Robert Habeck
Angespannt sitzen [1][Robert Habeck] und Annalena Baerbock am Wahlabend
2025 nebeneinander und warten auf die ersten Ergebnisse. Ein kurzer,
unsicherer Armgriff um Baerbock, wenig später ein fassungsloser Schlag auf
die Stuhllehne. Diese Filmszene markiert für Regisseur Lars Jessen den
Beginn einer „Zäsur für die Geschichte des Landes.“
Jessens Film „Jetzt. Wohin.“ ist ein ungewöhnliches Porträt über den grünen
Kanzlerkandidaten und Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck, der nach dem
schlechten Wahlergebnis der Grünen [2][seinen Abschied aus der Politik
verkündete.] Denn Regisseur Jessen war nicht nur Habecks Wahlkampfberater,
sondern ist zugleich auch Freund. Die beiden lernten sich 2019 bei einem
Handballspiel kennen. Diese Nähe macht Jessen am Filmanfang transparent.
„Ich bin nicht damit angetreten, ein objektives Bild zu zeichnen“, erklärt
er. Der Film sei auch „eine Art von Selbstporträt.“ Neben prominenten
Stimmen, wie Klimaaktivistin Luisa Neubauer oder [3][Politökonomin Maja
Göpel], kommt auch Jessens Freund zu Wort – und Jessen selbst. Einmal wird
er direkt vom liberalen CDU-Politiker Daniel Günther, dem Ministerpräsident
von Schleswig-Holstein, gefragt: „Wie fühlt es sich an, wenn man mit seiner
Kampagne für Habeck so desaströs gescheitert ist?“ Jessen gesteht, dass es
ihn sehr getroffen habe.
## Schuld waren die anderen
Der Film beleuchtet, warum Kampagnen scheitern und sich komplexe Inhalte im
Zeitalter digitaler Medien kaum vermitteln lassen. Doch „Jetzt. Wohin.“ ist
mehr als eine Nacherzählung des Wahlkampfs. Der Film zeichnet zugleich das
Ende der Ampelregierung nach und wirft einen Blick auf Habecks von
Kontroversen geprägte Amtszeit: [4][vom Heizungsgesetz] bis zur
Migrationsdebatte. Nach der Bundestagswahl 2025 spricht Lars Jessen mit
Habeck-Sympathisanten aus unterschiedlichen Branchen, um zu ergründen, was
schiefgelaufen ist.
An vielen Stellen werden Habecks Entscheidungen und Handlungen als Minister
und im Wahlkampf verteidigt, selten aber kritisch beleuchtet. Die
Perspektive des Freundes prägt den Film.
So ist Jessen überzeugt, dass Habeck nach konstruktiven Lösungen suchte, um
sich aus der Abhängigkeit von Russland zu lösen, während die anderen nur
für Panik sorgten und Abstiegsängste nutzten, um Wähler*innen zu
gewinnen. Habecks Anhänger*innen bezeichnen ihn durchweg als nahbar,
verbindend, als einen, der zuhört. Zuhören gehörte auch zu Habecks
Wahlkampfstrategie. Habeck führte sogenannte Küchentischgespräche und ging
mit Influencer*innen und Content Creator*innen auf Instagram live.
Jessen bezeichnet ihn als Projektionsfläche, Habeck verkörpere die
Hoffnung, dass Klimaschutz endlich angepackt wird und Politik wieder
ehrlich sein könnte.
Habeck selbst äußert sich im Film selten zu inhaltlich-politischen Fragen.
Nach dem Wahlkampf stellt er ernüchternd fest, dass Fakten nicht geholfen
hätten. Zum Heizungsgesetz sagt er lediglich, er habe „viel Schuld“ auf
sich genommen. Was genau damit gemeint ist, bleibt offen.
Der Film ist politisch nicht neutral und will es auch nicht sein. Er bewegt
sich eigenen Dunstkreis. „Jetzt. Wohin.“ zeichnet ein doppeltes Porträt:
das eines gescheiterten Bundeskanzlerkandidaten und das eines enttäuschten
Sympathisanten. Im Interview erklärt Jessen: „Der Film ist ein wenig
stellvertretend für den Personenkreis, die an Habeck und seinen Politikstil
geglaubt haben. Das, was man immer so ein bisschen mit Unser-Eins
beschreibt.“ Diese Innensicht biete laut Jessen den eigentlichen Mehrwert:
„Und diese Nähe, die dann eben möglich war, ist, glaube ich, was den Film
von anderen Filmen unterscheidet.“
Wer verstehen möchte, warum Jessen am Ende enttäuscht ist und warum Habeck
am Ende fassungslos auf die Stuhllehne schlägt, findet im Film eine
persönliche, aber eindeutige Antwort.
8 Dec 2025
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## AUTOREN
(DIR) Beritan Dik
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